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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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machen wir das anders …« Arevhat nahm das Geld wieder an sich, steckte es breit grinsend ein und zog dann Siranushs Dolch aus ihrem Gürtel.
    »Und jetzt schert euch weg!«
    »Das könnt Ihr nicht machen!«
    »Raus!« Arevhat wies mit dem Dolch ungerührt zur Tür, dann drehte und wendete sie ihn und her, als würde sie darüber nachdenken, auf wen sie zuerst mit ihm zielen sollte.
    Die Männer sahen sich unschlüssig an, und als Arevhat dann Anstalten machte, den Dolch zu werfen, rannten sie davon, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her.
    Rosa und Arevhat sahen sich an und brachen in lautes Gelächter aus.
    »Hast du gesehen, wie enttäuscht sie waren?«, japste Arevhat und ahmte die gierig aufgerissenen Augen der Männer nach.
    »Was gibt es hier zu lachen?«
    Diese Stimme, wie sehr hatte sie die vermisst! Rosa wandte sich um, das Weinen von vorhin fiel ihr wieder ein.
    Dort in der Tür stand Toni, die gute alte Toni, ein wenig dünner als früher und viel mehr graues Haar, aber sonst unverändert.
    »Toni!«
    Toni starrte Rosa an, als wäre sie ein Geist.
    »Aber …« Sie öffnete und schloss ihren Mund, ohne dass ein Wort herauskam. Gleichzeitig wurde sie bleich, was ihre roten, vom Weinen verschwollenen Augen noch stärker hervortreten ließ.
    Rosa trat langsam zu ihr hin. Toni zitterte am ganzen Körper, ihre Hände umklammerten ihre Schürze, wie um sich festzuhalten.
    »Aber … wir … wir haben gedacht, du bist tot!«
    »Wie du siehst, hat’s nicht geklappt, ich bin dem Tod von der Schippe gesprungen!« Rosa lachte, nahm Toni in ihre Arme, drückte sie fest und wirbelte sie um sich herum. »Toni, Toni! Ich hab’s geschafft, ich hab’s geschafft!«
    »Kind, Kind, lass mich runter, was fällt dir ein!«
    »Ja, freust du dich denn kein bisschen?« Betreten ließ Rosa Toni los.
    »Doch, schon, aber es war nicht leicht ohne dich.« Toni wischte sich über die Augen, dann richtete sie sich zu ihrer gewohnt straffen Haltung auf und lachte Rosa aus vollem Herzen an. »Aber gelobt sei der Herr, du bist wieder da! Ich habe dich so sehr vermisst, und du bist noch schöner geworden in den zwei Jahren.« Toni räusperte sich, als hätte sie zu viel gesagt und versuchte wieder streng auszusehen.
    Rosa konnte sich an Toni kaum sattsehen. Egal, was Toni sagte, allein der Klang ihrer Stimme rührte Rosa. Zu Hause. Endlich.
    »Es tut mir leid, Kind, aber es ging uns nicht gut, während du weg warst. Nachdem es hieß, du seiest tot, was deine Mutter und ich niemals geglaubt haben, kam ständig der Löffelholtz Martin und wollte, dass wir verkaufen. Er hat deine Mutter richtig bedrängt. Aber sie war so standhaft, so tapfer und hat gesagt, bevor die Frist des Rates nicht um sei, denke sie gar nicht daran zu verkaufen, an niemanden, eher würde sie sterben.« Toni schluchzte einmal auf. »Wir haben alle gestern hier gesessen und gebetet und gehofft bis weit nach Mitternacht. Haben gehofft, dass es wegen der Pestsperre einen Aufschub geben würde. Doch vergebens, und gleich heute Morgen haben sie deine Mutter in den Schuldturm geworfen. Wo bist du gewesen, Rosa Sibylla?« Toni knetete ihre Schürze zwischen den Fingern zu Würsten und schüttelte unablässig den Kopf.
    Rosa wechselte einen Blick mit Arevhat. Sie hätten doch noch mehr tun müssen, um in die Stadt hineinzukommen, hätten gestern Abend schon die Torsperrer bestechen sollen.
    »Wir waren schon so nah, vor den Toren, aber sie haben uns nicht reingelassen«, erklärte Rosa. »Doch alles hat nun ein Ende. Wir werden uns noch prächtiger ausstaffieren, dann gehen wir zum Rat und fordern unser Recht. Danach holen wir Mutter aus dem Turm und feiern ein großes Fest.«
    »Ich glaube, das ist keine gute Idee«, mischte sich Arevhat ein.
    Toni warf Rosa einen fragenden Blick zu.
    »Das ist Arevhat«, erklärte Rosa, »ohne sie wäre ich nicht hier, und ohne ihre Mutter wäre ich nicht mehr am Leben.«
    Toni stürmte zu Arevhat und schloss sie in ihre Arme. »Dann freue ich mich, dass du auch zur Familie gehörst. Und wo ist dann Kaspar?«, wollte Toni wissen.
    »Draußen auf dem Wagen.« Toni lief zum Fenster und sah hinaus auf die Straße, aber sie konnte ihn nicht sehen, denn Kaspar schlief immer noch unter der Plane.
    »Warum hältst du es für keinen guten Plan, jetzt sofort zum Rat zu gehen?«
    »Weil …« Arevhat zögerte. »Weißt du denn nicht mehr, was Dorothea dir gesagt hat? Ihre letzten Worte? Ich habe das Gefühl, du solltest zuerst mit deiner

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