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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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sie räusperte sich, »wir haben uns sehr geliebt. Er …« Sie sah Rosa trotzig in die Augen. »Er war der einzige Mann, den ich jemals geliebt habe.«
    »Aber warum verfolgt er uns denn dann so unerbittlich?«
    »Weil er glaubt, ich hätte ihm nur vorgegaukelt, ihn zu lieben. Er ist der festen Überzeugung, dass ich ihn verraten habe.«
    »Was hat ihn zu diesem Gedanken gebracht?«
    »Nun …«, ihre Mutter rang die Hände, »… als ich deinen Vater geheiratet habe, sehr plötzlich, nun, da war ich schon guter Hoffnung. Meine Eltern haben den Kartenmacher Zapf gekauft, um meine Ehre zu retten.«
    »Das verstehe ich nicht, von wem warst du denn schwanger?« Rosa hielt inne, weil ihr mit einem Schlag klar wurde, was das für sie bedeutete. Ihr Vater, ihr geliebter Vater, war gar nicht ihr Vater! In ihrer Kehle steckte plötzlich ein riesiger Kloß, der sogar das Atmen zur Qual machte. Und ihr Hexenfinger hatte sich nicht gerührt. Das, was ihre Mutter gesagt hatte, musste also wahr sein.
    Ihre Mutter verzog die Lippen zu einem bitteren Lächeln und nickte. »Du hast es erkannt, ich war nicht von deinem Vater schwanger, aber auch nicht von Dobkatz. Er und ich haben uns nur ein einziges Mal geküsst, denn wir waren uns einig darüber, was Recht und was Unrecht ist.«
    Sie war also nicht die Tochter des Spielkartenmachers, sie war … Ja, wer war sie denn dann? Luis fiel ihr ein, wie er sie im Boot gefragt hatte, wer sie denn sei. Luis.
    Sie versuchte, ihrer Mutter wieder zuzuhören.
    »Obwohl er also nicht dein wirklicher Vater war«, murmelte diese gerade, »so hat er dich doch geliebt, und ich habe seine Tochter gerngehabt, denn nur wenn ich sie ansah, konnte ich alles andere vergessen.«
    »Aber wer ist dann mein leiblicher Vater?«
    Das Lächeln verlosch. »Das tut nichts zur Sache. Jetzt weißt du, warum der Dobkatz glaubt, dass alle Weiber Huren sind und nur ein Ziel verfolgen: den Mann dem Spott auszusetzen. Er hat nie wieder eine angeschaut.« Wie zu sich selbst wiederholte sie: »Nie mehr. Und ich habe ihn immer verstanden. Immer.«
    Rosa betrachtete ihre Mutter, und sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie es geschehen sein konnte, dass ihre Mutter von einem Unbekannten schwanger … Doch plötzlich durchschnitt eine Erkenntnis ihren Leib.
    »Mutter …« Rosa wusste nicht, wie sie es sagen sollte, ohne ihre Mutter zu kränken. »Hat … hat man dir Gewalt angetan?«, fragte sie.
    Die Augen ihrer Mutter verdunkelten sich, und sie senkte den Kopf, als hätte man ihr gerade ein Joch aufgebürdet.
    Es stimmte also, jemand hatte ihrer Mutter das angetan, was diese Dreckskerle ihr am Brenner angetan hatten. Aber Rosa hatte Glück gehabt, sie war nicht schwanger geworden, wurde nicht durch ein Kind dauernd an ihre Demütigung erinnert. Sie starrte ihre Mutter an, und dann merkte sie, wie sie selbst anfing zu zittern. »Dann bin ich also das Kind von einem solchen, solchen …« Vor Rosas Augen drehte sich alles, das Gewicht des Kerls war plötzlich wieder da, schien sie zu ersticken.
    Ihre Mutter räusperte sich. »Ich habe alles versucht, um dich zu lieben, aber dann hattest du auch noch dieses Zeichen des Teufels an deiner Hand. Rosa, es tut mir leid.«
    Rosa rutschte von ihrem Hocker in das dreckige Stroh und schnappte nach Luft.
    Ihre Mutter bückte sich zu ihr, zog sie hoch und legte ihre Arme um sie. »Rosa, Rosa, wirklich, es tut mir leid.«
    Rosa zitterte immer noch. Was hatte ihre Mutter durchgemacht! Sie versuchte, sich zu beruhigen, weil Fragen durch ihren Kopf schossen wie eine Ladung wild gewordener Schrotkugeln. »Hat der Zapf das gewusst?«
    Ihre Mutter nickte.
    »Aber warum hast du nicht mit Dobkatz darüber geredet? Wenn er dich wirklich geliebt hätte, dann hätte er dich doch auch so genommen, oder nicht?«
    Ihre Mutter entließ sie aus ihren Armen, und Rosa setzte sich wieder auf den Hocker.
    »Das war unmöglich!«
    Rosa spürte, wie sich ihre Mutter wieder verschloss, und obwohl sie zum ersten Mal verstehen konnte, was ihre Mutter so hart gemacht hatte, fühlte sie sich dermaßen elend, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen genommen.
    Ihr geliebter Vater war nicht ihr Vater. Deshalb hatte er den Brief nicht zu Ende geschrieben, weil er ihre Mutter schützen wollte.
    »Das verstehe ich nicht. Du wurdest doch dazu gezwungen, das hätte er doch vergeben können?«
    »Aber das hätte ich ihm niemals erzählen können. Unsere Liebe war rein.« Ihre Mutter richtete sich auf

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