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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Pökelfleisch«.
    Plötzlich verließ Rosa aller Mut. Was sollte sie dem Mann sagen?
    Der Mann sah auf und redete sie in dieser Sprache an, die so ähnlich wie Deutsch klang, aber doch ganz anders war.
    »Ich möchte auf dem Schiff arbeiten …«, begann Rosa und räusperte sich sofort, weil ihre Stimme vor lauter Aufregung dermaßen piepsig klang, »… ich suche Arbeit.«
    Der Mann sah sie durchdringend an, dann antwortete er auf Deutsch mit leichtem Singsang. »Da bist du zu spät. Wir haben die Mannschaft in Amsterdam komplett aufgenommen, und noch ist uns keiner verreckt.« Er lachte, als wäre das ein guter Witz. »Was genau könntest du überhaupt an Bord für uns tun?«
    Rosa hoffte, die Hitze in ihrem Gesicht bedeutete nicht, dass sie knallrot geworden war, denn sie hatte nicht die mindeste Ahnung, was genau für Aufgaben auf einem Schiff anstanden. Doch dann fiel ihr etwas ein – essen mussten alle. »Kochen, ich kann kochen.«
    »Der Schiffskoch ist mit seinem Jungen vollauf zufrieden.«
    »Aber ich bin besonders gut.« Rosa versuchte prahlerisch wie ein Mann dazustehen und klopfte sich auf die Brust.
    Das schien den Mann zu amüsieren.
    »Wie viel Mal hast du schon auf einem Schiff angeheuert?«
    »Oft!«, behauptete Rosa.
    »So, so. Darf man fragen, auf welchen?«
    Verdammt. Los, los, Rosa, willst du auf eines der Schiffe oder nicht? Schiffe heißen nach Frauen oder Herrschern, also sag was.
    »Der Rosa und der Sibylla .«
    Die Augen des Mannes weiteten sich. »Auf der Santa Rosa ?«
    Sie nickte.
    »Und von der Sibylla hab ich noch nie gehört, wo ist die gefahren?«
    »Die ist vor China untergegangen«, stieß Rosa hastig hervor.
    »Ach, und du bist dann bis hierher geschwommen?«
    Porca Madonna miseria, was jetzt?
    »Hohoho«, lachte Rosa und gab sich Mühe, kehlig tief zu klingen, »natürlich nicht! Ich wurde von Fischern an der Küste gerettet und bin dann mit dem nächsten Schiff zurück.«
    »Und wie hieß dieses Schiff?«
    »Das war die … äh …«
    Der Mann schlug auf das Pult, so fest, dass sein Tintenfass hochsprang. »Du bist ein unglaublicher Lügner! Es gab nie eine Sibylla ! Und ich selbst bin auf der Santa Rosa gefahren, und glaub mir, auch wenn wir auf jedem unserer Schiffe hundertsechzig Besatzungsmitglieder haben und achtzig Soldaten, ich kenne jeden einzelnen von ihnen!«
    »Aber ich muss auf eines dieser Schiffe.«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Das hättest du dir früher überlegen müssen. Schiffsjungen werden bei uns für zehn Jahre verpflichtet! Aber Lügner und Aufschneider brauchen wir nicht. Wir sind nicht wie Engländer, die ihre press gangs überall herumschicken und jedes Kroppzeug auf ihren Schiffen arbeiten lassen. Wir von der Vereinigten Ostindischen Kompanie mustern unsere Leute gründlich. Und erst nach der zweiten Musterung lesen wir euch die Regeln vor, an die ihr euch zu halten habt, und nur wenn ihr sie versteht, dürft ihr den Treueid auf die Kompanie schwören. Danach erst fahrt ihr bei der VOC mit. Merk dir das, und verschwinde jetzt!«
    Rosa trat zur Seite und stolperte über eine Kiste, die hinter ihrem Rücken abgestellt worden war, was den Mann noch zu einem hohnlächelnden Kommentar verleitete: »Und solche Tölpel wie du kommen bei uns nicht mal durch die erste Musterung.«
    Wut schäumte durch Rosas Körper. Natürlich war es übereilt von ihr gewesen, es einfach zu versuchen. Wieder einmal hatte sie nicht lange genug nachgedacht, bevor sie sich auf den Weg gemacht hatte. Aber das gab dem Mann nicht das Recht, sie dermaßen von oben herab zu behandeln.
    Sie musste auf eines der Schiffe, und sei es als blinder Passagier. Obwohl, die, so hatte sie gehört, wurden ins Meer geworfen – vielleicht doch keine so gute Idee.
    Verdammt, sie musste auf eins der Schiffe! Sie brauchte einen Plan. Es war wirklich höchst lächerlich zu glauben, dass alles so einfach wäre. Nichts war einfach gewesen bisher – warum also jetzt?
    Wenn die ganze Mannschaft schon angeheuert war, dann musste sie jemanden finden, der ihr seinen Platz überließ. Aber wer würde das tun? Andererseits, wenn so viele Leute an Bord waren, würde doch niemand so einen Austausch bemerken.
    Sie könnte also in eine Spelunke gehen und mit jemandem um den Platz im Schiff spielen. Gnadenlos falschspielen.
    Doch wer wäre so dumm und würde um seine Arbeit spielen? Nur jemand, der nicht wirklich aufs Schiff wollte. Vielleicht einer der Söldner, von denen die Rede gewesen war? Vielleicht

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