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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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hatte tatsächlich geholfen -, war Hélène de Morrisson in Kürze wieder eine äußerst hübsche und begehrenswerte Frau.
    Ihre Narben am ganzen Körper waren zwar noch vorhanden, verblassten aber zunehmend. Außerdem sah man sie unter den Gewändern nicht, und solange ihre Fingernägel noch nicht völlig nachgewachsen waren, trug sie Handschuhe.
    So erschien sie zahlreichen Männern als angenehme Gefährtin, und es mehrten sich die Fälle, in denen wohlhabende, edle Herren, die sie in der Kathedrale oder der Klosterkirche gesehen hatten, sich ihr als Ehemänner andienen wollten.
    Solche Anträge aber lehnte die junge Frau kategorisch ab. Und weil es sich bald herumgesprochen hatte, dass die Schwester der Gräfin de Bréteuil nichts von Liebe und Ehe wissen wollte, tauchte das Gerücht auf, sie habe beschlossen, Nonne zu werden.
    Dieses Ondit erhielt Gewicht durch die Tatsache, dass sie schließlich einem Wunder ihre Heilung verdanke. Dass dieses Gerücht jeglicher Grundlage entbehrte, brauchte man den Leuten ja nicht auf die Nase zu binden …
    »Ich interessiere mich nur für die Heilkunst, und allein ihr will ich mein künftiges Leben widmen«, erklärte Hélène Adelaide. Dagegen war nicht viel einzuwenden, zumal sich ja die Gräfin ebenfalls dieser Wissenschaft verschrieben hatte.
    Ohne Risiko war eine solche Neigung aber nicht, denn auch in Frankreich argwöhnten viele Menschen, die weisen Frauen hielten es mit dem Satan, und ihre Heilerfolge seien durch die Hilfe teuflischer Mächte zustande gekommen.
    Auch die sogenannte weiße Magie, die ihre Kunst allein dem Wohle von Mensch und Vieh widmete, stand unter dem dringenden Verdacht, von Hexen und Zauberern angewendet zu werden. Man unterschied sie längst nicht mehr vom gefährlichen Schadenszauber.
    »Der Hexenwahn ist weiterhin im Land ungebrochen«, hatte erst unlängst Graf Ferfried in einem Schreiben an seine Tochter geklagt. »Obwohl die Schweden in ihren eroberten Gebieten die Hexenverfolgung untersagt haben, werden die Prozesse trotzdem heimlich abgehalten. Und weil das öffentliche Verbrennen zu großes Aufsehen erregt, sorgt man dafür, dass die angeblichen Hexen schon vor der Urteilsverkündung im Gefängnis an den Torturen sterben.« Dann hatte der Graf noch bitter hinzugefügt: »Was einst ein Martin Scheible gekonnt hat, darauf versteht sich ein Fridolin Ganzer schon lang.«
    Der Unmensch Andreas Sütterlin hatte es schließlich erreicht, dass man die Magd Vreneli des Bauern Gottfried Rübsam als Hexe verleumdet und in den Hänsele-Turm auf Schloss Ortenberg gebracht hatte. Sie war eine brave Dirn ihr Lebtag gewesen, die keiner Fliege was zuleide tat. Aber was half es ihr?
    Sie war jetzt in ihrem einundvierzigsten Lebensjahr und hatte das Pech, jenes Kind gewesen zu sein, das der Sütterlin als blutjunger Bursch vergewaltigt und den der Jakob Hagenbusch daraufhin so schwer gezüchtigt hatte. Diese Schmach hatte der Sütterlin dem Vreneli nie vergessen und weil er gegen den Hagenbusch nicht ankam, ließ er jetzt, als er die Gelegenheit dazu witterte, seine unbändige Wut an dem unschuldigen Geschöpf aus.
    »Alle in der Umgegend sind entsetzt, weil das Vreneli die Tortur nicht durchgehalten und man ihre Leiche auf dem Schindanger bei Nacht und Nebel vergraben hat«, hatte der Herr von Ruhfeld geschrieben, und Adelheid war es eiskalt den Rücken heruntergelaufen.
    Das Schreiben ihres Vaters insgesamt hatte in der Tat wenig Gutes verheißen – kein Wunder in diesen kriegerischen Zeiten.
    Graf Ferfried war wie immer durch seinen Freund am bayrischen Herzogshof, Herrn Heinrich von Garsbach, über das neueste politische Geschehen bestens informiert worden. Alles drehte sich natürlich um die Schweden.
     
     
    »Als der König nach seinem Triumph in Augsburg seinen Feldzug in Bayern fortsetzte, zeigte er ein völlig anderes Gesicht«, schrieb ihm der Beamte des kurfürstlichen Hofes zu München, und fuhr lapidar fort: »Der große Mann aus dem Geschlecht der Wasa wurde hier zum Schreckgespenst für die Bevölkerung.«
    Das war nicht so schwer zu begreifen, denn in Bayern befand sich Gustav Adolf von Schweden im Reich Maximilians, der nicht nur ein Führer der feindlichen katholischen Liga war, sondern der König war jetzt in einem katholischen Stammland. Hier hieß man ihn zum ersten Mal nicht als Befreier vom lästigen Katholizismus willkommen. Im Gegenteil, die Bauern vor allem traten ihm entgegen – anders als in Würzburg und Augsburg kam es

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