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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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lebhaft abgestritten hat?‹
    Dass der edle Herr seinerseits gelogen hatte, war ihr gleichfalls nicht verborgen geblieben. Sehr merkwürdig.
    Andererseits war sie die ungebetenen Gäste auf einfache Art und Weise losgeworden.
    Madame des Anges war eine pragmatisch denkende Frau und sie beschloss, die Angelegenheit nicht weiter zu verfolgen oder gar aufzubauschen. Nur Kardinal Richelieu würde sie von der grußlosen »Abreise« der undankbaren Gräfin in Kenntnis setzen.

KAPITEL 76
    JAKOB HAGENBUSCH HATTE heimlich einen Wink erhalten, dass man hinter seinem Sohn Georg her wäre, um ihn zu verhaften. Man beschuldigte jetzt den jungen Mann ganz ernsthaft, seinerzeit bei der Flucht seiner Schwester aus dem Gewahrsam der Justiz seine Hände im Spiel gehabt zu haben.
    Drei Hexen waren seinerzeit entkommen, ohne dass man jemals das Geringste von ihnen gehört oder gesehen hätte. Und von der Wachmannschaft war gleichfalls keiner mehr aufgetaucht. Sogar Pferd und Wagen waren wie vom Erdboden verschluckt geblieben.
    Die kaiserlichen Behörden und ihre extra aus Wien angereisten Untersuchungsbeamten hatten natürlich sofort einen bestimmten Verdacht gehabt; aber sie wagten nicht, Graf Ferfried und seinen Anhang direkt der Mithilfe zur Befreiung dreier überführter Hexenweiber zu bezichtigen – außerdem, wo läge das Motiv?
    Die Freundschaft Adelheids mit dem Bauernmädchen war kein ausreichender Grund, um als Beweismittel für eine solche Freveltat zu dienen – und davon, dass Hasso von Ruhfeld ein Auge auf die Schultheißentochter geworfen hatte, wussten die Allerwenigsten.
    Daher schloss der Oberste Untersuchungskommissär messerscharf: »Es kommt nur die Familie der Hexe Helene Hagenbusch infrage. Am wahrscheinlichsten handelt es sich bei dem unverschämten Täter um den Bruder der Delinquentin Helene.«
    Man vermutete, er hätte zahlreiche Helfershelfer gehabt – und diese Saukerle werde man schon noch zu fassen kriegen, sobald erst einmal gegen Georg Hagenbusch Anklage erhoben wäre. Man würde den unverschämten Bauernlümmel schon dazu bringen, seine gottlosen Mitverschwörer preiszugeben – wozu gäbe es schließlich die altbewährten Methoden eines Martin Scheible? Auch dessen Nachfolger verstand sich auf derlei »Feinheiten«. Wie eine Nachtigall würde der junge Tölpel singen.
    Jakob, der seit einiger Zeit schon Unrat gewittert hatte und daher seinen Sohn unter anderem Namen als Knecht zu Verwandten nach Gengenbach geschickt hatte, ließ Georg umgehend Nachricht bringen, er müsste schleunigst – am besten bei Nacht und Nebel – weiter flüchten, am vernünftigsten erst einmal ins Württembergische hinein oder über den Rhein. Seinen Namen hätte er erneut zu ändern und sein Aussehen am besten gleich mit. Und – ließ der besorgte Vater, der jetzt seiner beiden Kinder beraubt war -, ihm mitteilen – er müsste damit rechnen, für Jahre seiner Heimat fernzubleiben.
    »Die Keyserlichen lassen nit nach, den Schuldigen irer Riesen Blamasch zu suchen; ir Ehrgeitz lasst das nit zu«, hatte er in wohlgesetzten Buchstaben, wenn auch in fehlerhaftem Deutsch auf den Zettel geschrieben, welchen er einem seiner vertrauenswürdigsten Knechte mitgegeben hatte.
    Georg war zutiefst erschrocken, als er den Pferdeknecht Matthis eines Abends bei der Familie, in welcher er Aufnahme gefunden hatte, in der Wohnstube antraf.
    »Matthis, was ist los? Ist was mit der Mutter?«, wollte er aufgeregt wissen, »oder ist gar der Vater krank?«
    »Nein, nein. Wegen dir komm ich, Georg: Du musst sofort weg von hier.«
    Als Matthis ihm den Brief des Vaters zu lesen gegeben hatte – zum Glück waren alle Hagenbuschs, mit Ausnahme Walburgas, des Lesens kundig -, packte Georg umgehend das wenige Zeug zusammen, das er besaß und dazu noch Mundvorrat für die nächsten Tage, den ihm die Bäuerin geradezu aufdrängte.
    »Nimm mit, Bub, so viel du tragen kannst. Wer weiß, wann du wieder was zu essen kriegst«, sagte sie, und Georg ließ die gute Seele gewähren. Auch dass ihm der Bauer noch ein paar Taler zusteckte – »dein Knechtslohn«, wie er augenzwinkernd betonte -, ließ er sich gern gefallen. Wer wusste schon, wen er alles zu bestechen hätte auf seiner Flucht?
    Noch in derselben Nacht machten sich Georg und Matthis auf ins Ungewisse. Denn der einige Jahre Ältere ließ es sich nicht nehmen, mit seinem jungen Herrn dessen Schicksal als Vertriebener zu teilen.
    »Dein Vater, der Jakob, hat mir ausdrücklich erlaubt, dich zu

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