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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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er diese Venusdienerin und ihre üppigen Brüste unter sich und ihre weichen Schenkel um seinen Hals spürte …
    Die Sonne stand nur noch etwa ein paar Handbreit über dem Horizont, aber es war noch sommerlich warm und vor allem hell genug, um noch wenigstens eine Stunde in ansehnlichem Tempo voranzukommen. Längst befand man sich auf württembergisch-herzoglichem Gebiet.
    Die Landschaft war lieblich mit ihren sanften Hügeln und saftigen Wiesen, auf denen gut genährte Kühe grasten. Wer nicht Bescheid wusste, wäre niemals auf den Gedanken gekommen, wie gefährdet diese Idylle in Wahrheit war. Der Graf atmete tief die würzige Luft ein. Trotz seines schlechten Gewissens genoss er diesen Ritt.
    Zwar war es angenehm im Freien, trotzdem würden die Herren jetzt in einen Gasthof einkehren.
    Die meisten Männer aus Ferfrieds Begleitung, vor allem die älteren, begrüßten diese Entscheidung auf das Lebhafteste.
    »Warum sich zu Tode hetzen?«, fragte einer der Herren und weil er diese Bemerkung so drollig herausbrachte, lachten die anderen schallend.
    »Ist doch wahr«, verteidigte sich Bruno von Steinfeld, ein etwas behäbiger Mann und glitt ächzend aus dem Sattel. »Selbst wenn der Kaiser in Regensburg zugegen sein sollte, kommen wir noch früh genug hin. Was soll also eine unziemliche Hast?« Dann fügte er unter dem lauten Gelächter der anderen hinzu: »Ich habe mich zeit meines Lebens an den Spruch gehalten: ›Geh nicht zu deinem Fürst, wenn du nicht gerufen wirst.‹«
    Obwohl die Herren guter Stimmung waren und das Essen und der Wein vorzüglich mundeten, gingen sie recht früh zu Bett.
    Immer zwei der Herren mussten sich ein Zimmer teilen. Ferfried hatte sich im oberen Stockwerk ein Gemach mit einer bequemen, extrabreiten Bettstatt geben lassen, welches er mit Pater Ambrosius beziehen würde.
    Der Graf lag – mit einer Nachtmütze über den Ohren – bereits in den weichen Pfühlen, als der Benediktiner noch auf dem Boden des Raumes kniete und leise seine Gebete sprach. Gar nicht aufhören mit Beten schien er zu wollen, und Herr Ferfried ermahnte ihn schließlich, doch endlich die Kerze zu löschen und sich in die Federn zu begeben.
    »Morgen in aller Herrgottsfrühe wollen wir weiterreiten, Pater. Wenn Ihr dann noch müde seid, kann ich Euch leider nicht helfen«, meinte er und riss seinen Mund zu einem gewaltigen Gähnen auf.
    Ambrosius Feyerling, sein Beichtvater und geistlicher Berater seit über zwei Jahrzehnten, schlug abschließend das Kreuz und erhob sich etwas umständlich von den Knien, verschränkte die Arme vor seiner mageren Brust und wanderte im langen, weißen Nachthemd im Zimmer auf und ab.
    Als er auch nach einer geraumen Weile immer noch keinerlei Anstalten machte, sich ins Bett zu legen, wurde der Graf ein wenig übellaunig und rief: »Was ist denn los mit Euch, Pater? Wenn Ihr noch einmal auf den Abtritt müsst, so lasst Euch nicht abhalten davon. Aber seid so gut und beeilt Euch ein wenig mit dem Entleeren Eurer Blase; ich will nämlich jetzt schlafen, wenn Ihr nix dagegen habt.«
    Aber daraus wurde nichts. Im Gegenteil: Selten noch hatte es eine Nacht gegeben, in welcher der Graf weniger ein Auge zugetan hatte, denn in dieser.
    Pater Ambrosius schnitt nämlich das Thema »Helene« und ihre unerklärliche Einkerkerung an und legte damit zielsicher den Finger auf jene Wunde, die dem Grafen selbst seit ein paar Stunden sehr zu schaffen machte.
    Zuerst hatte Ferfried es mit Dummstellen versucht, dann hatte er seine Zuflucht zu Ausreden genommen, ehe er schließlich zugab, wohl über das Ziel hinausgeschossen zu sein, als er Anselm von Waldnau zugesichert habe, er könne ganz nach Belieben den Hagenbusch dazu »überreden«, ihm die Schürfrechte an der alten Silbermine zu übertragen.
    »Heiliger Gott, da habt Ihr wahrlich geholfen, eine Lawine loszutreten, Herr, wie sie gefährlicher gar nimmer sein könnte«, entsetzte sich der Mönch. »Ich habe schon so etwas läuten hören, dass fünf Zeugen gegen das Mädchen ausgesagt haben, sie hätten es bei ›Hexereien‹ erwischt. Euer Vogt hat jene unseligen Denunzianten anscheinend bestochen, damit sie lügen. Sie werden kaum dazu bereit sein, ihre Angaben zu widerrufen. Sonst würden sie sich selbst verdächtig machen und der Folter und womöglich dem Scheiterhaufen anheimfallen. Damit werdet Ihr, Herr, persönlich die Pechfackel an den Holzstoß halten, auf dem das arme Ding als Häuflein Asche zurückbleiben wird.«
    »Sagt so was nicht,

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