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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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besonders über die überhebliche Art des Munzingers verärgert war. Diese Abfuhr nahm er ihm persönlich übel.
    Anselm von Waldnau ritt zum Schloss zurück, wo er fluchen konnte, so viel er wollte. Ja, er würde noch ein Übriges tun, nämlich sich heute Abend ordentlich besaufen. Mit mehreren Krügen Wein würde er diesen Tag beschließen, der schon morgens mit der Ankunft zweier Edelknechte seines Herrn aus Regensburg, mitsamt dessen Botschaft, vertrackt genug begonnen hatte.
    »Erst verspricht mir der Herr, dass ich nach Gutdünken verfahren kann, damit er seine elende Mine bekommt und jetzt soll ich alles wieder zurücknehmen, weil es ihm so in den Kram passt«, murmelte er wütend vor sich hin.
    Um sich abzureagieren, rief der Vogt barsch nach einer besonders hübschen, jungen Magd, der er ohne weitere Umstände die Röcke hob, nachdem er sie umgedreht und unsanft gegen eine Truhe in seinem Zimmer gedrückt hatte.
    Er nahm das Mädchen gleich im Stehen, um nicht unnötig Zeit zu verlieren. Ohne jede Zärtlichkeit drang der bereits stark Angetrunkene hart in sie ein, wobei ihr zaghaftes Wehgeschrei ihn nicht bekümmerte.
    »Sei jetzt still und halt dich ruhig!«, raunzte er die Arme an und stieß zu, so fest er konnte. Zum Glück für die Magd war er im Nu fertig. Momentan erleichtert, aber trotzdem unbefriedigt, schickte er sie gleich darauf wieder weg.
    Unnötig Zeit verstreichen zu lassen, war auch nicht die Absicht Bertold Munzingers. Der Oberste Richter war nicht gewillt, sich durch irgendwelche dubiosen Winkelzüge sein Opfer entreißen zu lassen. Er war von den Hexenkünsten des Mädchens überzeugt und würde diesen Prozess führen – den ersten nach drei langen Jahren -, so wie es die Vorschrift gebot.
    Das Interessante daran war diesmal, dass es sich nicht um ein primitives, ungebildetes Weibsbild handelte, das zu dem größten Unsinn Ja und Amen sagte und das, wenn der Richter es verlangte, auch dreimal seine Aussage änderte. Und alles im Bestreben, es ihm, Bertold Munzinger, recht zu machen und aus Angst vor der Folter …
    ›Allein das ist schon ungeheuerlich, dass das Bauernmensch über diesen enormen Bildungsstand verfügt. Angeblich hat sie zusammen mit der Grafentochter, diesem impertinenten Fräulein Adelheid von Ruhfeld, Unterricht genossen. Was hat sich der Graf dabei bloß gedacht?‹, fragte sich der Richter wütend. Seit wann ist es von Vorteil, wenn Weiber zu viel wissen?
    Er wollte noch heute kurzfristig einen Gerichtstermin anberaumen. Je mehr Tatsachen er schaffen konnte, desto schwieriger würde es für den Grafen sein, die Tochter des Schultheißen vor den bereits sicheren Flammen zu retten.
    Er brauchte diesen Prozess unbedingt für die nächste Stufe auf seinem Weg nach oben. Es sollte niemand glauben, er halte es für erstrebenswert, sein ganzes Leben in dieser absolut langweiligen Ortenau zu verbringen.
    Munzinger strebte schon lange nach Höherem, und eine Stelle als unabhängiger, nur Seiner Majestät dem Kaiser unterstellter Richter in der Hauptstadt Wien fand er durchaus angemessen – zur Not gab er sich auch mit der bayerischen Residenzstadt München zufrieden.
    ›Alles ist besser als dieses Ortenberg, wo sich Füchse und Hasen gute Nacht sagen‹, dachte er verdrießlich.
    »Wenn je ein Weib eine wirkliche Hexe war, dann diese sogenannte Jungfer Helene«, murmelte er vor sich hin. »Und damit sie sich an diesen Gedanken gewöhnt, werde ich sie wieder, wie beim ersten Mal, rücklings in den Gerichtssaal zum Verhör führen lassen, damit das Hexenluder uns Richter nicht mit ihrem bösen Blick verzaubern kann.«
    ›Am besten wäre es allerdings, ich könnte ihr gleich heute das Geständnis abpressen, eine Teufelsbuhle zu sein. Mit der nötigen Hinterlist müsste mir das gelingen‹, sann Munzinger vor sich hin und kicherte.
    ›Jawohl, das Leben werde ich ihr versprechen, wenn sie geständig ist. Dass ich damit das ›ewige‹ meine, brauche ich ihr ja nicht auf die Nase zu binden.‹
    Richtig gut gelaunt war er auf einmal, der Oberste Richter. Dem Henker, Martin Scheible, würde er umgehend Bescheid geben, dass dieser sich auf die erste Tortur einrichtete – die nötigen Instrumente hatte er der Angeklagten ja bereits gezeigt. Sie wusste also, was auf sie zukam, wenn sie frech leugnete.
    Bertold Munzinger war bekannt, dass auch der Henker vor der ersten Folterung einer Hexe sich mit allerlei abergläubischen Mitteln vor deren Zauberkräften zu schützen suchte.
    Zu

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