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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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hatte der Habsburger noch Öl ins Feuer gegossen …
    In Wallensteins Heer hatten bisher Protestanten und Katholiken stets einträchtig zusammengelebt, und so sollte es seiner Meinung nach auch bleiben.
    Daraufhin hatte der in München am Hofe Maximilians amtierende Kapuzinerpater Valeriano Magni Albrecht von Wallenstein Abhängigkeit vom Sternenglauben vorgeworfen. Außerdem unterstellte er dem Friedländer, er beabsichtige, die Herrschaftsform im Reich zu ändern, Reichstage und Konvente abzuschaffen und die Geistlichkeit, die er »abgrundtief hasse«, reformieren zu wollen.
    Mit diesem geschickt eingefädelten Rundumschlag war es Pater Magni gelungen, die unterschwellig vorhandenen Ängste aller Mächtigen des Reiches anzusprechen.
    Kurfürst Maximilian hatte dafür gesorgt, dass durch den spanischen Gesandten diese Thesen auch zu König Philip IV. nach Madrid gelangten. Scheinheilig hatte der Bayernherrscher diese anonymen Pamphlete – die er selbst veranlasst hatte – dankbar übernommen, um unter den übrigen Reichsfürsten Stimmung gegen Wallenstein zu machen. Natürlich mit aller gebotenen Vorsicht …
    War ihm doch mit Gewissheit klar, dass Kaiser Ferdinand gar nichts anderes übrig blieb, als das strategische Genie erneut zu berufen. Doch zumindest schwächen wollte er ihn.
     
     
    Adelheid war aufs Angenehmste überrascht, dass an der Abendtafel des Straßburger Bischofs völlig offen über Politik gesprochen wurde.
    Nach einem eher nachlässig gesprochenen Tischgebet fing der Kaiserbruder und Kirchenfürst umgehend an, sich mit seinen Tischgenossen – in der Mehrzahl Geistliche, aber auch einige weltliche Herren – über die Angelegenheiten des Reiches zu unterhalten.
    Zum Erstaunen der Gräfin aus der Ortenau schloss er sie mit ein, obwohl sie »nur« eine Frau war und daher in der Politik nach Meinung der meisten Herren jeglicher Sachkenntnis entbehrte. Wie es schien, hielt auch Monseigneur Leopold die brutale Durchsetzung dieses leidigen Ediktes für einen schweren Fehler.
    »Das Land wird dadurch nur noch mehr gespalten, und der Hass auf beiden Seiten wird anwachsen.«
    Damit war man auch schon beim Thema Tilly angekommen.
    »Nach der Zerstörung der wunderschönen Stadt Magdeburg ist die kaiserliche Politik gegenüber den Protestanten noch gewalttätiger geworden«, klagte der Kirchenfürst. »General Tilly hat mit seinen Männern Kursachsen förmlich überrannt und ließ es furchtbar brandschatzen, um es zum Anschluss an das katholische Reich zu zwingen. Erreicht hat er damit aber nur das Gegenteil: Denn Johann Georg schloss daraufhin ein Bündnis mit König Gustav Adolf wie schon der Kurfürst von Brandenburg.«
    Leopold trank einen kleinen Schluck Burgunder und richtete anschließend das Wort an Adelheid: »Und was wird nun geschehen, ma chère Cousine? Was glaubt Ihr?«
    Ach, ging es der jungen Frau, die sich darüber amüsierte, durch den Kopf, Eminenz hat sich dafür entschieden, mich doch als Familienmitglied anzusehen. Interessanterweise zieht er es aber offenbar vor, mein Vetter zu sein: Als Oheim käme er sich anscheinend zu alt vor.
    »Bedaure, mon cher Cousin, ich weiß nicht, worauf Ihr anspielt«, entgegnete die junge Frau.
    »Kürzlich, am 17. September, haben die verbündeten Sachsen und Schweden bei Breitenfeld einen grandiosen Sieg über das Heer Tillys errungen. Man darf gespannt sein, was dieses Jahr 1631 uns noch an Interessantem bescheren wird.«
    Leopolds Stimme klang triumphierend, und die Anwesenden an der Tafel klatschten, was Adelheid nun doch sehr verwunderte. Auf welcher Seite stand denn nun dieser merkwürdige Kirchenmann? Er war immerhin der Bruder des Kaisers und hatte gefälligst mit der katholischen Liga zu sympathisieren.
    »Ihr wundert Euch, ma chère Cousine Adelaide? Ich sehe Euch an, dass Ihr nicht begreifen könnt, dass ich mich über diesen Sieg freue. Bedenkt bitte, dass ich überhaupt nichts für Männer vom Schlag eines Johann Tserclaes von Tilly übrig habe. Es wurde Zeit, dass er einmal fühlt, wie es ist, auf der Verliererseite zu stehen«, erklärte der Bischof sichtlich echauffiert. »Wenn ich auch selbstverständlich für den Sieg der katholischen Seite bete.« Natürlich.
    Weil sich sein Herr nun dem köstlich zubereiteten Fasan widmete, ergriff sein Protegé, Kaplan Immo von Werhahn, das Wort: »Der geschlagene Tilly hat anschließend die Reste seines Heeres zusammengezogen und wollte die alte Feste Rothenburg ob der Tauber einnehmen. Auch sie

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