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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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hatte sich dem Protestantismus angeschlossen und außerdem gilt die Region als Kornkammer des Frankenlandes. Leider leistete die Stadt unerwartet heftigen Widerstand. Es hatte den Anschein, als erlitte der alte Tilly seine nächste Schlappe.«
    Aller Augen waren nun auf von Werhahn gerichtet, der abends noch stärker geschminkt war als tagsüber. Der Sekretär genoss sichtlich die Aufmerksamkeit, und die Blicke Monseigneurs ruhten liebevoll auf ihm.
    »Nun, mon Cher, fahrt fort«, forderte sein Gönner ihn auf.
    »Der Abschuss einer fehlgeleiteten Granate hat Tilly gerettet. Diese jagte nämlich einen Pulverturm in die Luft, und auf diese Weise entstand eine genügend breite Bresche in der Stadtmauer. Die Stadt war jetzt dem alten General ausgeliefert, und sie hat sich ihm ergeben. Und Tilly zog an der Spitze seiner beutegierigen Meute in die Stadt Rothenburg ein und ließ sie plündern. Ja, die wegen der langen Dauer der Belagerung wütenden Soldaten verlangten, die Stadt solle dem Erdboden gleichgemacht werden. Feldherr Tilly selbst schien geneigt, blutige Strenge à la Magdeburg walten zu lassen: Den gesamten Rat der Stadt wollte er hinrichten lassen. Da bot ihm einer der Stadtväter eine Wette an. Und Tilly sagte Gnade zu, wenn dieser Ratsherr es schaffte, den gewaltigen Ratspokal, der ihm kredenzt worden war, auf einmal zu leeren. Der Pokal fasste zwölf Schoppen Wein und der Altbürgermeister Rusch trank ihn leer, ohne einmal abzusetzen und rettete so die Stadt.«
    Nun, das war in der Tat erstaunlich. Eine Weile drehte sich das Gespräch um die Wahrscheinlichkeit, dass der tapfere Mann diese gewaltige Leistung im Trinken überlebt haben könnte. Schließlich hatte es sich um drei Liter Flüssigkeit gehandelt …
    »Ich denke schon«, meinte der Bischof, »aber einen gehörigen Rausch wird er gehabt haben, der Gute.«
    Alle lachten, und die Tischgesellschaft wandte sich wieder für eine Weile dem hervorragenden Essen zu.
    »Euer Koch, mon Cousin, scheint ein wahrer Künstler zu sein«, lobte Adelheid, um ihrem Gastgeber eine Freude zu machen und um gleichzeitig zu zeigen, dass auch sie, in deren Schloss es zwar bedeutend schlichter zuging, gute Speisen zu würdigen wisse.
    »Oh, ja.« Seine Eminenz strahlte. »Ich habe diesen Könner meinem Freund und geistlichen Mitbruder, Kardinal Richelieu, abspenstig gemacht. Darauf bin ich noch heute stolz.«
    Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit – der Erste Minister des französischen Königs hatte seinem lieben Freund diesen Meister des Kochlöffels vor einigen Jahren zum Geschenk gemacht – aber Leopold liebte es, die Sache so darzustellen, als hätte er diesem Küchengenie mehr bieten können als der allmächtige Kardinal.
    »Was ist eigentlich mit dem siegreichen Schwedenkönig?«, erkundigte sich endlich der Chevalier de Farnelle, und wieder war man bei der Politik angelangt.
    »Gustav Adolf ist nach seinem glänzenden Sieg über Tilly nach Westen gezogen«, antwortete Bischof Leopold. »Er hat Thüringen durchquert und ist nach Franken gezogen. Unter den katholischen Fürsten hat er dabei überall Angst und Schrecken verbreitet, während ihn die Protestanten natürlich mit Jubel empfangen haben. Inzwischen sind die von GOTT gesegneten, fruchtbaren Gebiete des Mains und des mittleren Rheines in seinem Besitz. Er hat bereits sein Winterquartier in der Stadt Mainz aufgeschlagen.«
    Adelheids Herz schlug bis zum Hals. Sie konnte sich ausrechnen, wann der Schwedenkönig in ihre Heimat, die schöne Ortenau, einfallen würde. Ihr Vater und ihr Bruder würden kämpfen müssen, sowie alle übrigen Herren, die dem Ruhfelder dienstbar waren.
    Auch die Landbevölkerung litt in der Regel unsäglich bei diesen blutigen, militärischen Auseinandersetzungen. Der Bruder Helenes, Georg, würde ebenso betroffen sein, wie alle anderen Männer auch. Vielleicht sah sie keinen von ihnen wieder …

KAPITEL 44
    GRAF FERFRIED SASS grämlich beim Abendessen. Hasso beobachtete ihn besorgt.
    »Macht Euch nicht zu viele Gedanken um Adelheid, Vater«, sagte er, »Eure Tochter ist eine kluge Frau und wird sich am Hof des Bischofs schon behaupten.«
    Er hoffte, mit dieser Bemerkung die düsteren Gedanken seines Vaters verscheuchen zu können. Doch ausnahmsweise war es heute nicht Adelheid, die dem Grafen Kummer bereitete, sondern das Schreiben eines Freundes, eines Herrn von Garsbach, der am Hofe des bayerischen Kurfürsten lebte.
    Von Pamphleten berichtete der Mann, die erneut – die

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