Die Hexenjagd von Salem Falls
ihren Stift fallen. »W-Was?«
Er stützte die Arme rechts und links von ihrem Kreuzworträtsel auf. »Du hast mich schon verstanden«, sagte Matt wütend. »Du hast also in der fraglichen Nacht nichts getrunken.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Von dem Atropin, Gillian. Es wurde in deinem Blut nachgewiesen.«
Sie blickte wie vom Donner gerührt drein. »Aber … aber der Test im Krankenhaus –«
»War negativ«, beendete Matt den Satz. »Aber der Toxikologe der Verteidigung hat dein Blut einer genaueren Analyse unterzogen. Und jetzt wissen die Geschworenen, daß du gelogen hast, daß du doch unter Drogen gestanden hast – und sie fragen sich natürlich, was du ihnen sonst noch für Lügen aufgetischt hast.«
Tränen traten ihr in die Augen. »Daß ich vergewaltigt wurde, ist nicht gelogen. Wirklich nicht. Es denken doch sowieso schon alle, ich wäre ein Flittchen, weil mir so was passiert ist. Ich wollte nicht, daß sie mich auch noch für drogensüchtig halten. Ich habe das Zeug nur ein einziges Mal genommen.
Das schwöre ich.« Sie blickte Matt mit verzweifelter Miene an und fragte: »Kommt er jetzt frei? Weil ich so blöd war?«
Matt spürte, wie seine Wut verpuffte, aber er wollte ihr keine falschen Hoffnungen machen. »Ich weiß es nicht, Gillian.«
»Er wird nicht freigesprochen.«
Beim Klang der Stimme wandten sich Matt und Gillian um. Amos Duncan stand in der Tür, steif und bedrückt. »Mr. Houlihan wird das nicht zulassen.« Gillians Vater ging zu seiner Tochter und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Es ist vielleicht ein Rückschlag, aber keine Katastrophe. Nicht wahr, Mr. Houlihan?«
Matt dachte an die zwölf Geschworenen und daran, was sie vorhin gehört hatten. »Ihr Wort in Gottes Ohr«, sagte er und stürmte hinaus.
»Trifft es nicht zu, Doctor, daß halluzinogene Drogen ein breites Spektrum an Wirkungen hervorrufen?« fragte Matt.
Chu lachte. »Soweit ich weiß, ja, aber wenn Sie nähere Einzelheiten von mir hören wollen, muß ich mich leider auf mein Recht zu schweigen berufen.«
»Ist es möglich, daß eine solche Droge bei dem einen wundervolle Wahnvorstellungen auslöst und bei dem anderen bewirkt … um Ihr Beispiel von vorhin aufzugreifen …, daß er sich die Haut vom Leib kratzt?«
»Ja. Das hängt von der Dosierung, der Wirkungskraft der Droge, von der Persönlichkeit des Konsumenten und der Umgebung ab, in der die Droge eingenommen wurde.«
»Wenn jemand die betreffende Droge einnimmt, kommt es also nicht zwangsläufig zu Halluzinationen?«
»Nicht unbedingt.«
»Haben Sie Gillian Duncan in den frühen Morgenstunden des ersten Mai gesehen?«
»Nein«, sagte Chu. »Ich bin ihr nie begegnet.«
»Dann wissen Sie nicht, was sie für eine Persönlichkeit hat.«
»Nein.«
»Sie wissen auch nicht, in welcher Umgebung sie sich befand, als sie die Droge eingenommen hat.«
»Nein.«
»Sie kennen nicht einmal die Wirkungskraft der fraglichen Droge, nicht wahr?«
»Ja.«
»Haben Sie sie gesehen, nachdem man sie in die Notaufnahme des Krankenhauses gebracht hatte, weil sie vergewaltigt worden war?«
»Nein.«
»Dann wissen Sie also nicht, ob sie Halluzinationen gehabt hat.«
»Nein.«
Matt ging auf den Zeugen zu. »Sie haben gesagt, die Droge verbleibt nur ein paar Stunden im Blutkreislauf, ist das richtig?«
Chu nickte. »Ja.«
»Und wann wurde die Blutprobe entnommen, die Sie analysiert haben?«
»Gegen zwei Uhr morgens«, sagte der Toxikologe.
»Miss Duncan ist in der fraglichen Nacht gegen elf Uhr mit ihren Freundinnen im Wald angekommen. Können Sie sagen, ob Miss Duncan die Droge eingenommen hat, bevor sie in den Wald ging?«
»Nein … aber aufgrund der Menge, die sich noch um zwei Uhr morgens in ihrem Blut befand, wäre sie in diesem Fall jetzt tot.«
»Wenn wir von einem Zeitrahmen von zwei bis sechs Stunden ausgehen, könnte es doch auch sein, daß sie die Droge genommen hat, nachdem sie vergewaltigt worden war, nicht wahr?«
»Ich schätze, ja.«
»Und das würde sich auf Ihre Berechnung der Dosierung auswirken, richtig?«
»Ja.«
Matt nickte. »Sie wissen nicht, wer das Atropin in der fraglichen Nacht mitgebracht hat, nicht?«
»Nein.«
»Ist es nicht möglich, daß Mr. St. Bride in den Wald gekommen ist und den Mädchen die Droge angeboten hat?«
»Das ist möglich.«
Matt strebte auf die Geschworenenbank zu. »Kann man Atropin riechen, wenn es einem Getränk beigemischt wird?«
»Für gewöhnlich nicht.«
»Kann man es
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