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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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dem Herd hing. Sie besprühte die Flammen und Jacks Füße mit Schaum. Als Jack gerade erst so richtig kapierte, was passiert war, tauchten auch schon Roy und Delilah auf. »Was zum Teufel hast du gemacht?« wollte Roy wissen.
    Addie griff in den Schaum und fischte den Ziegelstein heraus, der noch mit einem Strick und Papierfetzen umwickelt war. »Jack hat gar nichts gemacht. Den hat jemand von draußen reingeworfen.«
    »Wir sollten Charlie Saxton anrufen«, sagte Delilah.
    »Nein«, erwiderte Jack ausdruckslos. »Zum Glück war ich hier oben. Was, wenn wir alle unten bei der Arbeit gewesen wären, dann wäre der ganze Laden abgebrannt.«
    Er fing an, seine Sachen aus den Schubladen zu nehmen: Jeans, Unterwäsche, T-Shirts. »Was hast du vor?« fragte Addie.
    »Ich zieh aus. Ich bleibe nicht hier, solange das so weitergeht. Es ist zu gefährlich.«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    Addie trat vor und betrachtete seine Kleidungsstücke. Diese Hanes-T-Shirts und die Levi’s waren die schönsten Dinge, die sie je gesehen hatte, und das nur, weil sie ihm gehörten. Sie stellte sich vor, wie es wäre, wenn sie ihren Kleiderschrank zu Hause öffnete und ihre Sachen gleich neben seinen sah. »Komm, zieh zu mir«, sagte sie, doch was sie wirklich meinte, war: Hier ist mein Herz; paß gut drauf auf .
    Sie sahen einander an, als wären sie allein im Zimmer. »Ich möchte dich nicht in Gefahr bringen, Addie.«
    »Es muß ja niemand wissen. Hier im Ort rechnet garantiert keiner damit, daß ausgerechnet ich einen … einen …«
    Jacks Mundwinkel zuckte nach oben. »Einen Freund habe?«
    »Mich laust der Affe«, flüsterte Delilah.
    Sie wandten sich um, als ihnen plötzlich einfiel, daß die anderen ja noch da waren. »Wenn du das nicht für dich behältst«, sagte Addie heftig, »dann –«
    Delilah verschloß sich pantomimisch die Lippen und warf den Schlüssel weg, führte Roy dann nach unten. Jack trat näher an Addie heran, eine Hand voll Socken. »Es muß ja nicht … na, du weißt schon. Ich kann auch auf der Couch schlafen.«
    »Ich weiß.«
    »Tust du das, damit deinem Vater nichts passiert?« fragte Jack leise. »Oder meinetwegen?«
    Sie wiegte den leeren Feuerlöscher im Arm wie ein Baby. »Ich tue es für mich«, sagte sie.
    Gilly war fünf gewesen, als sie zum erstenmal gesehen hatte, wie Medizin hergestellt wurde – Aspirin –, und so unwahrscheinlich es auch war, der Grundstoff stammte von einem Baum. »Salicylsäure«, hatte ihr Vater erklärt. »Sie wird aus Weidenrinde gewonnen. Schon die Indianer haben aus Weidenrinde einen Tee aufgebrüht, um Fieber zu senken.« Heutzutage natürlich wurden im Labor von Duncan Pharmaceuticals, dem größten, eindrucksvollsten Teil der Firma ihres Vaters, von zahlreichen Mitarbeitern mit unterschiedlichen Doktortiteln synthetische Heilpräparate hergestellt. Manchmal war sie wie elektrisiert, wenn sie durch das Labor ging – es roch förmlich nach Wissenschaft, und sie fand es grausam, wenn sie sah, was die Versuchstiere, die Ratten und Kaninchen erleiden mußten, wenn ihnen Tumore wuchsen oder alle Haare ausfielen. Aber Gilly wußte, daß ihr Vater sich am liebsten dort aufhielt.
    »Daddy?« sagte sie, als sie den Kopf durch die Tür des Sicherheitsbereichs steckte. Sie zog sich einen Kittel und Plastikhandschuhe über und setzte sich eine Schutzbrille auf. Es war ruhig heute, nur ein paar Grünschnäbel waren da, wie die Assistenten genannt wurden, die frisch von der Uni kamen. Sie blickten auf, als Gilly eintrat, waren aber nicht überrascht, da die meisten sie vom Sehen her kannten.
    Sie fand ihren Vater zusammen mit einigen Wissenschaftlern im hinteren Teil des Labors, nicht weit von den armen Tieren. In der Hand trug er eine Schale mit etwas, das aussah wie haarige weiße Möhren. Wie alle anderen schien er den Atem anzuhalten. Gilly folgte seinem Blick zu dem Gaschromatographen mit dem Kapillarschlauch, in dem sich die Substanz befand, die getestet wurde. Zack – der Lichtblitz von dem Massenspektrophotometer traf das Gas in dem Schlauch. Der Techniker nahm die Blätter, die der Computer ausdruckte, direkt vom Gerät entgegen, ein Diagramm voller Gipfel und Täler, das präzise maß, was im Innern des dünnen Glasfadens umherschwamm. Er reichte den Ausdruck an Gillys Dad weiter, der ihn mit einem anderen Diagramm verglich. »Ladies und Gentlemen«, sagte Amos, und ein Lächeln erstrahlte auf seinem Gesicht, »natürliches

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