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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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auf das Röhrchen und gab es ihr. »Behalt die Handschuhe an. Nicht daß du das Zeug an die Hände kriegst.«
    »Danke.« Sie steckte das Röhrchen in ihre Jackentasche und hielt die Hand schützend um ihren Schatz, als sie auf direktem Weg nach Hause ging, wie ihr Vater es gewollt hatte.
    »Das ist das Badezimmer«, sagte Addie leicht errötend.
    Jack schmunzelte. »Du mußt wirklich keinen Rundgang mit mir machen.« Es war lange her, daß Addie mit jemandem unter einem Dach gelebt hatte. Jetzt kam die erzwungene Nähe in einer noch ganz frischen Beziehung hinzu, und Jack fragte sich zwangsläufig, ob er nicht einen gewaltigen Fehler beging.
    »Und das«, sagte Addie, die Hand am Türknauf, »ist Chloes Zimmer.«
    Es war der einzige Raum im Haus, den Jack noch nicht gesehen hatte, und als Addie langsam die Tür öffnete, sah er, daß es auch der einzige Raum im Haus war, der nicht aufgeräumt war. Der Fußboden war mit Spielzeug übersät, und über der Lehne eines Stuhls hingen Kleidungsstücke. Ein Poster von einer Rockband, die seit rund zehn Jahren keine Platte mehr gemacht hatte, war mit Klebestreifen an einer Wand befestigt und hatte sich an einer Ecke gelöst. Auf einem Regal hockte eine Parade Teddybären. Das Bett, ein Sammelsurium aus rosa Rüschen, war ungemacht, als würde Addie ab und zu darin schlafen – ein Gedanke, der Jack traurig machte, aber nicht so deprimierend war wie die Alternative: daß Addie den Raum seit elf Jahren einfach unverändert gelassen hatte, als hegte sie einen Schrein.
    Aber ein Bett war nur ein Bett, und es konnte frisch bezogen werden. Spielzeug konnte weggeräumt werden. »Ich könnte hier schlafen«, schlug Jack vor. »Dann rück ich dir nicht so auf die Pelle.«
    »Nein. Das geht nicht.« Sie stand neben dem Stuhl, strich mit der Hand über den Stoff einer winzigen, weißen Bluse.
    »Addie –«
    »Es geht nicht«, wiederholte sie. »Auf gar keinen Fall.«
    »Na schön«, sagte er leise, als er erkannte, daß er diese Grenze nicht überschreiten durfte. Er folgte ihr hinaus und schloß rasch die Tür, dachte unwillkürlich an die Büchse der Pandora: an das, was er freigesetzt hatte, als er das Siegel dieses Raumes zerbrach, und an die Hoffnung, die vielleicht noch immer darin gefangen war.
    Im »Diner« roch es stark nach Rauch, aber das störte Selena nicht. »Wie bei einem Barbecue«, sagte sie, als sie sah, daß Jordan die Nase rümpfte.
    »Ja. Bloß wird hier das Haus gegrillt.«
    Addie kam mit zwei Tassen und einer Kanne Kaffee an den Tisch. »Milch und Zucker, nicht?«
    Selena lächelte die Kellnerin an. »Könnte ich eine Tasse heißes Wasser haben, mit Zitrone?«
    Addie nickte und ging zur Theke. »Wie kannst du nur so was Widerliches trinken«, sagte Jordan. »Andere Leute spülen damit ihr Geschirr.«
    »Dann stell dir bloß mal vor, wie sauber mein Inneres ist.« Sie nahm die dampfende Tasse von Addie entgegen.
    »Ich hatte mal eine Stammkundin, die auch immer heißes Wasser getrunken hat«, sinnierte Addie. »Die ist hundertsechs geworden.«
    »Das gibt’s nicht«, sagte Jordan.
    »Ehrlich.«
    »Woran ist sie gestorben?« fragte Selena.
    »Eine andere Kellnerin hat ihr aus Versehen Kaffee serviert.« Addie zwinkerte. »Ich bin gleich wieder da und nehm Ihre Bestellung auf.«
    Selena schaute ihr nach. »Sie ist sympathisch.«
    »Sie kommt aus einer anständigen Familie, wie man hier sagt.« Jordan breitete seine Zeitung aus. »Sie hat’s wirklich nicht verdient, daß man ihr das Leben zur Hölle macht.«
    »Wie das?«
    »Na, der Brand hier. Und der ganze reaktionäre Aufstand um den Burschen, der in der Küche arbeitet.«
    Jordan hob die Zeitung, um die Überschriften zu lesen. Mit einer Gabel drückte Selena den oberen Rand hinunter. »Hallo«, sagte sie. »Weißt du noch, wer ich bin? Deine Verabredung zum Frühstück.«
    »Jaja, gleich.«
    »Dann könnte es zu spät sein. Was ist denn mit dem Typen, der hier arbeitet?«
    Jordan schob ihr die Zeitung hin. Die Seite mit den Leserbriefen war aufgeschlagen, und sechs Zuschriften befaßten sich mit der »zwielichtigen Gestalt«, die vor kurzem in den Ort gezogen war. Selena überflog sie rasch; alle sprachen sich dafür aus, Jack St. Bride aus der Stadt zu jagen. »Was hat er angestellt? Eine Bank ausgeraubt?«
    »Er war im Gefängnis, weil er ein junges Mädchen verführt hat.«
    Selena blickte auf und stieß einen leisen Pfiff aus. »Tja, man kann es den Leuten hier nicht verdenken, daß sie sich Sorgen um

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