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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Falls ist nicht Ihre Stadt.« Aber er wußte, wie alle anderen auch, daß das nicht stimmte. Er ging an Duncan und Charlie Saxton und dreihundert aufgebrachten Einwohnern vorbei. Hinten in der Kirche blieb er stehen. »Menschen ändern sich«, sagte Jordan leise. »Aber nur, wenn ihr ihnen eine Chance gebt.«
    Gillian saß im Schneidersitz im Bademantel auf ihrem Bett, die Haare noch feucht vom Duschen, und betrachtete ihren selbstgemachten Altar, während sie darüber nachdachte, was sie an diesem Tag erfahren hatte.
    Schon am Nachmittag hatte es sich in der Schule herumgesprochen: Der Tellerwäscher vom »Do-Or-Diner« hatte dort, wo er vorher gelebt hatte, ein junges Mädchen vergewaltigt. Darüber also hatte ihr Vater mit den Vätern ihrer Freundinnen gesprochen, und deshalb sollte sie nach Sonnenuntergang das Haus nicht mehr verlassen. Gilly dachte an Jack St. Bride, an sein goldenes Haar, das ihm in die Stirn fiel, und ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Vor ihm würde sie keine Angst haben.
    Gilly mußte bei dem Gedanken lachen, daß alle der Meinung waren, Jack St. Bride allein hätte das Böse nach Salem Falls gebracht. Dabei war es die ganze Zeit schon dagewesen. Jack war allenfalls das Streichholz, das das Stroh in Brand setzte.
    Mehr denn je brauchte er … einen Menschen, der zu ihm stand.
    Gillian öffnete ihren Bademantel und zündete die Kerze vor sich an. »Wirke Zauber in meinem Namen; diese Flamme sei der Samen. Niemand soll Leid und Zerstörung bringen; walte, wenn diese Worte erklingen.«
    Ihr war jetzt warm, ganz warm, und das Feuer war in ihr. Gilly schloß die Augen, strich mit den Händen von der Taille aufwärts, umfaßte ihre Brüste und stellte sich vor, Jack St. Bride würde sie berühren, sie erhitzen.
    »Gilly?« Ein rasches Klopfen, und die Tür ging auf.
    Als Gillians Vater ins Zimmer trat, zog sie sich den Bademantel zu und hielt ihn am Hals geschlossen. Er setzte sich auf die Bettkante hinter sie, ganz nahe. Gilly zwang sich, vollkommen reglos zu bleiben, selbst dann, als er ihr die Hand auf das feuchte Haar legte wie bei einer Segnung. »Du und deine Kerzen. Eines Tages brennst du noch das Haus nieder.« Seine Hand glitt hinab auf ihre Schulter. »Du hast es inzwischen gehört, nicht?«
    »Ja.«
    Seine Stimme war belegt. »Ich würde es nicht überleben, wenn dir was passiert.«
    »Ich weiß, Daddy.«
    »Ich werde dich beschützen.«
    Gilly hob die Hand und ihrer beider Finger schlossen sich ineinander. So blieben sie einen Moment lang sitzen, wie gebannt durch die tanzende Kerzenflamme. Dann stand Amos auf. »Also dann, gute Nacht.«
    Ihr Atem stieß hervor. »Nacht.«
    Mit einem leisen Klicken schloß sich die Tür hinter ihm. Gilly stellte sich wieder vor, wie das Feuer sie verzehrte. Dann hob sie einen Fuß, nahm die Sohle in Augenschein. Die Schnitte, die sie sich letzte Woche beigebracht hatte, waren noch zu sehen, eine dünne Spirale, wie das Schalloch an einer Geige. Auch am anderen Fuß war ein Schnitt. Sie griff in die Tasche ihres Bademantels und holte ein Taschenmesser heraus, mit dem sie an dem Schorf entlangfuhr, um die Wunde erneut zu öffnen. Blut quoll hervor, und Gilly keuchte vor Schmerz. Und weil es so schön war.
    Sie stutzte sich die Flügel – damit es ihr unmöglich war, aus dem Haus zu gehen, weil jeder Schritt ihr weh tun würde. Sie brandmarkte sich. Doch währenddessen dachte sie, wie normal es doch sein mußte, eine Narbe zu haben, die für alle sichtbar wäre.
    Ein Bild erschien auf der Leinwand in der Aula der High-School von Salem Falls: Ein nettes amerikanisches junges Mädchen hielt Händchen mit einem gleichfalls adretten blonden Jungen. AKZEPTABEL – das Wort stand in roten Lettern quer über ihren Beinen. Der Diaprojektor klickte, und dasselbe Mädchen erschien. Diesmal jedoch hatte ein dunkel und schmuddelig wirkender, älterer Mann die Hand auf ihrem Hintern. INAKZEPTABEL .
    Thomas blickte von seiner Algebrahausaufgabe auf. Er hörte gar nicht hin, während Mr. Wood, der Vertrauenslehrer, sprach, und nach den Gesichtern der übrigen vierhundert Schüler zu urteilen, war er nicht der einzige. Ganz vorn warfen einige mit gekauten Papierkügelchen und versuchten offenbar, Woods Schuhe zu treffen. Direkt vor Thomas flocht ein Mädchen sich die Haare. In der hintersten Reihe knutschten ein paar Jungen, die bleich geschminkte Gesichter und schwarz gefärbte Haare hatten, mit ihren Freundinnen.
    Auch Thomas würde jetzt nicht seine

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