Die Hexenjagd
und versucht, es zu übersetzen. Einige der Schriftzeichen habe ich mit denen der alten Notizen verglichen, die ich benutzt habe, um die Meisterwerkzeuge aufzuspüren.«
Diana nickte; sie kannte diese Unterlagen. »Ich erinnere mich daran. Sie stammten von Black John persönlich.«
Adam richtete den Blick wieder auf Cassie. Er wirkte verstört, während er mit monotoner Stimme sagte: »Nach dem wenigen, das ich herausfinden konnte, ist Cassie jetzt an Black Johns Buch gebunden.«
Für einige Sekunden verschwamm alles um Cassie herum. Das rhythmische Hämmern ihres Herzschlags war das Einzige, was sie noch hören konnte. Die Reaktionen der anderen– Dianas Grauen, Fayes Angst, Adams Kummer– nahm sie nur gedämpft, wie durch einen Nebel wahr. Es war furchtbar, das stumme Entsetzen auf den Gesichtern ihrer Freunde zu sehen.
»Bist du dir sicher?«, fragte Diana. Ihre Stimme zeriss den Nebelschleier um Cassie .
» Gebunden lautete eindeutig das Wort, das ich übersetzt habe«, erklärte Adam. »Und egal um welche Art von dunkler Magie es sich dabei handelt, es verheißt nichts Gutes.«
Diana holte tief Luft. »Nein. Ganz und gar nicht.«
»Was genau bedeutet das?«, fragte Suzan.
»Im wissenschaftlichen Sinn«, erklärte Laurel, »bedeutet gebunden sein lediglich, dass man zu einem anderen Element gehört. Es meint eine physikalische oder chemische Vereinigung. Und diese Vereinigung ist untrennbar.«
Melanie brachte es auf den Punkt. »Es bedeutet, dass Cassie dem Buch verpflichtet ist. Wie in Fesseln gelegt. Wie eine Gefangene.«
»Melanie.« Diana warf ihr einen wütenden Blick zu. »Es handelt sich um eine Verbindung. Um nichts weiter. Es muss ja nicht gleich zum Schlimmsten kommen.«
Cassie wünschte, dass Diana recht hatte: dass sie lediglich mit dem Buch verbunden war, mehr nicht. Aber sie wusste, dass die Wahrheit anders aussah: dass das Buch sie beeinflusste. Wann immer sie es berührte, war es, als würde sie von Dunkelheit überwältigt. Allmählich fühlte sie sich schon wie eine gespaltene Persönlichkeit.
Plötzlich konnte Cassie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Adam legte tröstend den Arm um sie. »Cassie, es tut mir so leid, dass du das alles durchmachen musst. Aber der Zirkel kann dir jetzt helfen. Du bist nicht allein.«
»Das stimmt.« Diana kam einen Schritt näher und legte ebenfalls einen Arm um Cassie. »Wir können uns alle mit diesen Symbolen beschäftigen und bei der Übersetzung helfen.«
»Am besten schreibst du wieder einige Seiten für uns ab, damit wir sie untersuchen können«, sagte Adam. »Solange du den Obsidiankristall benutzt, bist du geschützt.«
Alle Mitglieder des Zirkels nickten bekräftigend– bis auf Faye. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Nur um eines klarzustellen«, sagte sie. »Wir reden davon, dass Cassie unleugbar mit dunkler Magie verbunden ist, richtig? Darum geht es in Black Johns Buch, daran ist Cassie jetzt gebunden.«
Betroffene Stille senkte sich über den Zirkel. Nur das Brüllen und Tosen der Wellen war zu hören.
Adam nickte grimmig. »Ebenso wie Scarlett hat auch Cassie dunkle Magie in ihrem Blut und das Buch reagiert ganz offensichtlich darauf.« Er drehte sich zu Cassie um und schluckte hörbar. »Aber vielleicht ist Scarlett diejenige, die uns helfen könnte mit ihrem Wissen über dunkle Magie. Vielleicht könnte sie uns etwas Nützliches über das Buch erzählen.«
Cassie starrte zu Boden und brachte kein Wort heraus.
»Adam«, rief Nick, »hast du etwa vergessen, dass Scarlett darauf aus ist, deine Freundin zu töten?«
Faye zog eine Augenbraue hoch. »Wir sollen die gute Prinzessin Cassie gegen die böse Hexe Scarlett eintauschen? Hört sich großartig an.«
»Und wenn wir schon dabei sind, können wir uns gleich die Meisterwerkzeuge zurückholen«, sagte Deborah.
»So habe ich das nicht gemeint.« Adam warf Cassie einen verzweifelten Blick zu. »Ich meinte, dass wir auf sie zugehen könnten. Vielleicht sogar mit ihr verhandeln.«
»Auf keinen Fall«, widersprach Nick. »Wenn wir Scarlett finden, werden wir sie zur Strecke bringen und bestimmt nicht um Rat bitten.«
Cassie schluckte schwer, bevor sie sich langsam in die Mitte der Gruppe bewegte. Alle schauten sie erwartungsvoll an.
»Es ist wirklich gar keine so schlechte Idee, zu versuchen, Informationen aus Scarlett herauszubekommen«, stieß sie hervor, während sie Adam mit einem angespannten Lächeln ansah. Allerdings fragte sie sich allmählich, ob er
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