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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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kann dir doch nicht fremd sein.“
„Schon. Was aber nutzt mir das in meiner Situation?“, wandte ich, trotz aufflammender Erkenntnis ein, worauf sie mir riet:
„Mach dir deine weiblichen Stärken, deine Seelenstärken, bewusst, und bringe den Schneid auf, sie einzusetzen. Dann wirst du von Männern respektiert. Nur als Frau mit der ganzen Palette positiv-weiblicher Eigenschaften, die Männern ja abgehen, kannst du ihre Achtung, sogar ihre Bewunderung erwerben. Das Eichhörnchen beispielsweise könnte den schwerfälligen Bären mit seiner Flinkheit und Behändigkeit imponieren, sie würden es mit offenem Maul für diese Fähigkeiten bestaunen. Übertragen auf deine Situation, kann dir das auch bei deinen Köchen gelingen.“
„Leuchtet ein. Ja.“
„In einem Satz zusammengefasst“, ergänzte sie, „du musst zum Vollweib werden.“ Jetzt wandte sie sich zu Elgrin: „Und du solltest das ebenfalls anstreben. Ja, Elgrin, auch du.“
Die nickte nachdenklich.
Ich wusste, wie recht Oda hatte, immerhin hatte ich jahrelang um meine Weiblichkeit gerungen und dabei auch einiges erreicht, doch soeben hatte mir Oda unverrückbar vor Augen geführt, wie unzulänglich, ja, oberflächlich dieses Ergebnis noch war.
An unserer weiteren Unterhaltung konnte ich mich nur noch halbherzig beteiligen, so sehr beschäftigten mich Odas Ausführungen. Und wie mir schien, erging es Elgrin ebenso. Das entging Oda natürlich nicht, weshalb sie bald zwischen nur noch belanglosen Äußerungen schweigend Süßigkeiten knabberte und sich dann, noch ehe die Dämmerung zu erwarten war, zum Aufbruch erhob.
Als sich die beiden an der Gartenpforte von mir verabschiedeten, dankte ich Oda für ihre wertvolle Belehrung.
„Starke Seele, starke Frau, Tora“, fügte sie darauf ihren Ausführungen hinzu und riet mir augenzwinkernd: „Mach was draus, und zögere nicht mehr damit.“

    Z ögern hätte ich gar nicht können, denn Odas Worte hallten so lebendig in mir nach, dass ich mich ihnen, sowie ich wieder in der Wohnstube in meinem Sessel saß, eingehend widmen musste. ‚Starke Seele, starke Frau’, ähnlich hatte sich Palmatia ausgedrückt. Palmatia, noch heute mein großes Vorbild, hatte ein strahlend schönes Seelenherz, und sie war wahrhaftig eine starke Frau gewesen, von allen respektiert, bewundert und von allen geliebt . . .
Später im Bett erinnerte ich mich an eine nordische Saga, die mir einst Raimund erzählt hatte: Vor urdenklich langer Zeit, als Himmel und Erde noch in regem Kontakt gestanden hatten, soll eine blutrünstige Bestie die Welt in Angst und Schrecken versetzt haben, der riesige Fenrirwolf. Er war so stark, dass selbst die Götter ihn nicht bändigen konnten. Zwar erhaschten sie ihn von Zeit zu Zeit und sperrten ihn ein, doch kein noch so gewaltiges Eisengitter, keine Eisenkette und kein Steingewölbe waren mächtig genug, dem Fenrirwolf standzuhalten, er befreite sich aus jedweder Gefangenschaft. Seiner Kraft konnte nichts und niemand trotzen. In ihrer Ratlosigkeit wandten sich die Götter an die klugen Zwerge. Die sagten ihnen:
„Fangt das bissige Ungeheuer, haltet es fest und ruft uns.“
Die Götter bekamen den Riesenwolf rasch zu fassen, und als dann die Zwerge erschienen, fesselten ihn die mutigen Kerlchen mit sanfter Gewalt und feinsten Weben an einen Pfahl.
Und siehe da, aus diesem feinen, elastischen Gespinst konnte er sich nicht befreien, er war durch eine ihm fremde Macht gebannt, gegen die er, der Stärkste und Roheste aller, nichts auszurichten verstand. Bis heute nicht, denn er soll noch immer hilflos in diesen Fäden zappeln.
Diese Saga drückt alles aus, was Oda mir hatte verdeutlichen wollen. Mut zur Weiblichkeit, in diesem Fall zu der magischen Kraft des Sanften. Jedoch gepaart mit Mut, denn Sanftheit alleine gleitet oft ab in Unterwürfigkeit, Laschheit oder auch Feigheit, worauf ich leider so oft bei Frowin stieß. Gemeint ist Sanft - Mut. Er ist der positive Gegenpol von männlicher Kampf-Wut, die ich täglich von Erwin und Kaspar hatte ertragen müssen. Wohlbemerkt h a t t e , denn ich werde mich umstimmen, werde mich nie wieder mit vermeintlich männlicher Stärke gegen die beiden Köche durchzusetzen versuchen, womit ich mich, wie ich jetzt voller Scham einsehen musste, nur lächerlich gemacht hatte.
Endlich kannte ich die einzig erfolgreiche Abwehr gegen ihre Angriffsucht, auf die ich Hildegard-Belesene längst hätte kommen müssen. Diese Erkenntnis schlich sich dann auf wohlige Weise in meine

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