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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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ohne jegliche Begleitung, nach Sangerhausen kutschieren. Und von da an fehlt jede Spur von Dir. Als Ritter von Aue seinerzeit hierher zurückgekehrtwart und seinem Herrn, dem Grafen von Zollern, Bericht erstattet hatte, erkannte ihm der Graf in seinem Zorn über den so verantwortungslos durchgeführten Auftrag seinen Rittertitel ab und verwies ihn darüber hinaus aus seiner Grafschaft. Herr Aue, wie er seitdem heißt, hatte berichtet, seinerzeit über einen Mond lang im Nordhauser Kerker eingesessen zu haben, und als er Dich anschließend in der Umgebung von Sangerhausen gesucht habe, seist Du nirgends aufzufinden gewesen. Graf von Zollern und seine Söhne sind noch heute erbost über diesen Mann und wäre ich nicht Nonne, dann wäre ich es ebenfalls.
Ja, und dann hast Du Deiner Freundin Agneta, der ehemaligen Schwester Angelika, ein Lebenszeichen von Dir zukommen lassen, was sie mich und einige verschwiegene andere hat wissen lassen. Die Freude darüber kannst Du Dir nicht vorstellen. Deshalb wäre es nett, wenn Du das wiederholen würdest. Dazu darf ich Dir etwas sehr Erfreuliches mitteilen: Deine Freundin ist seit zwei Jahren mit dem ersten Sohn unseres Grafen, Willibald von Zollern, verheiratet und lebt nun bei ihm auf der Zollernburg. Die beiden sind überaus glücklich. Du weißt vielleicht, dass Willibald von Zollern bereits verheiratet war, doch diese Ehe war ein Kreuz, und da er seiner damaligen Gattin mehrfachen Ehebruch hatte nachweisen können, ist die Ehe nach protestantischem Recht geschieden worden. Ein Jahr drauf hat er dann Agneta geheiratet. Und damit habe ich Dir gleichsam ihre neue Anschrift mitgeteilt.
    T ora, meine Liebe, eine weitere Korrespondenz zwischen uns ist leider nicht möglich, da auch dem Hildesheimer Kloster keine lange Zukunft mehr beschieden ist. Weshalb, das darf ich Dir nicht preisgeben. Du sollst mir auch nicht in mein neues Kloster schreiben, da ich noch nicht wissen kann, ob die Briefe von meiner künftigen Äbtissin geöffnet werden. Über einen Besuch von dir würde ich mich allerdings überaus freuen, Tora, und hätte dir dann auch einiges mitzuteilen. Nur müsstest Du diesen Besuch unter falschem Namen antreten und auch dein Haar verhüllen, denn Bischof Christoph, der über einen langen Arm verfügt, hat Dich angeblich rote Hexe noch immer in seinem Kopf.
Sicher werde ich noch weiterhin meine Gesichte haben, die mir bisher stets gezeigt haben, dass Du wohlauf bist. Das soll auch so bleiben, meine liebe Tora, jedenfalls wünscht Dir das von ganzem Herzen
Deine Tante Anna.

    D urch all diese Nachrichten war mir die Vergangenheit zur Gegenwart geworden. Ich hatte wieder die Nonnen in ihrem steingrauen Habit vor Augen - Cäcilie, Notburga, die sanfte Veronika, sowie die Gärtnerinnen und Apothekerinnen, aber auch das Küchenpersonal. Dann wollte sich das Leidensgesicht der Magda einschleichen, doch ich schenkte ihm keine Beachtung. Was war inzwischen aus all den Klosterbewohnerinnen geworden? Tante Annas Brief war über fünf Monde alt, jede von ihnen war also längst woanders tätig. Die einstige Gemeinschaft war aufgelöst, das Kloster leer. Doch die Gebäude sollten nun neu und besser genutzt werden.
Raimund - nun gehört diese schöne, große Anlage dir. Für eine eigene Schule. Ich freue mich mit dir. Erinnerst du dich, wie oft und eifrig wir solch eine Schule geplant hatten? Jetzt wirst du diesen Plan verwirklichen. Viel Glück, Raimund, mein tief im Herzen noch immer geliebter Raimund. Und dir, Agneta, alles Liebe. Nie hätten wir beide damals geglaubt, dass aus dir und Willibald doch noch ein Paar werde. Eigentlich bin ich dir noch einen Besuch schuldig, an Ostern 1556 hatte ich dich besuchen wollen, weißt du das noch? Stattdessen hatte ich kurz vorher aus dem Kloster fliehen müssen. Doch eines Tages werde ich diesen Besuch nachholen, das verspreche ich.
Wenn dieser Tag nur bald Gegenwart wäre!

    U nablässig mit diesem Brief beschäftigt, war ich in der nächsten Zeit häufig gedanklich abwesend, was meinen Mitarbeitern nicht entgehen konnte. Doch das Angenehme, sie berücksichtigten meine ungewohnte Verfassung.
Eines Mittags bei Tisch, als die anderen nach dem Mahl das Haus verließen, setzten sich Erwin und Kaspar zu mir, und Erwin sprach mich an: „Man sieht, dass Ihr Kummer leidet, Meisterin. Können wir Euch helfen?“
Gerührt über ihre Teilnahme, erklärte ich Ihnen: „Nein, keinen Kummer, es ist nur so, dass mich meine Vergangenheit eingeholt hat,

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