Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)
mir unvermindert die Hände - habe ich wirklich alles bedacht? Kann ich auch diese Gäste zufrieden stellen?
Sie waren zufrieden, denn sie ließen vor ihrer Abreise über die darüber sichtlich erleichterten Wirtsleute Dank und Lob an die Küche ausrichten.
Vorab trat dann Ruhe in der Küche ein, die nächste Gesellschaft wird erst in zwei Wochen eintreffen.
S eit ich die Küchenführung übernommen hatte, brachten mir die Köchinnen, die Mägde wie auch Bertold den gleichen Respekt entgegen, wie vordem unserer Meisterin, die sie dahingehend erzogen hatte. Mir behagte dieses Verhalten nicht, denn vornehmlich Alma und Karoline fragten mich um jede Kleinigkeit und baten mich stets, ihre Speisen abzuschmecken. Konnten sie nicht selbständiger arbeiten? Von meiner jetzigen Warte aus kamen sie mir vor wie unmündige Kinder. Dennoch kam ich nicht umhin, ihre Speisen stets zu kosten, da ich mitunter Nachlässigkeiten an ihnen entdeckte, wie auch jetzt an Almas fertig zubereiteten Mangoldstielen: „Die hast du ja gar nicht blanchiert“, rügte ich sie, worauf sie zugab:
„Oh, hab ich vergessen. Schmeckt man das denn?“
„Und ob, sie schmecken streng und erdig wie jedes unblanchierte Gemüse. Und wie unappetitlich sie aussehen. Kipp sie weg und koche neue, aber hurtig!“
„Ja, Tora.“
Solch ein Kapitalfehler wäre Elgrin nie unterlaufen. Trotz ihrer erst einundzwanzig Jahre war Elgrin inzwischen die tüchtigste der drei Köchinnen, wurde unter meiner Führung auch immer selbständiger, ging mir nun wieder beim Zubereiten der Heilgerichte und -getränke zur Hand und blieb bei alledem meine wissbegierige, gelehrige Schülerin.
So auch, als sie und ich für Fred wieder Salben und Tinkturen herstellten, die wir ihm dann abends vorbeibrachten. Unsere Arzneien taten ihm gut, seine Schmerzen ließen bereits nach und die Schwellung am Knie klang ab. Dennoch wusste ich, dass er noch mehrere Wochen das Bett hüten und noch mondelang seinen gebrochenen Arm in der Schlinge tragen muss, was für ihn, dem Schreiner, einen empfindlichen Lohnausfall bedeutete.
Am letzten Julmondtag saß ich mit Elgrin in der Schreibstube, beschäftigt mit der Buchführung der Küchenkasse. Im Beisein der aufmerksamen Wirtsleute, von denen ich jetzt befürchten musste, sie entdeckten die Ausgabe für das nicht benötigte Fleisch. Doch ihr Augenmerk richtete sich einzig auf mein genaues Rechnen und Übertragen ins Kassenbuch, wodurch mein Herzschlag wieder ruhiger wurde. Ich erklärte Elgrin, an welchen Stellen und mit welchen Vermerken diese und jene Ausgabe einzutragen war.
„Spitz gut die Ohren“, regte die Wirtin Elgrin an, „denn als Klosterköchin musst du auch eine Küche führen, also auch wirtschaften können.“
Herr Schramm, der die ganze Zeit stumm beobachtend neben mir gestanden hatte, äußerte nun: „So flink und trotzdem fehlerfrei wie Fräulein von Tornle, habe ich noch nie jemanden rechnen sehen. Davon kann selbst ich mir noch was abschauen.“
Dann wieder die Wirtin: „Ihr solltet Elgrin von jetzt an auch in die täglichen Küchenabrechnungen einführen, Fräulein von Tornle.“
„Werde ich tun, Frau Schramm.“
Das hatte ich ohnedies vor, ich werde Elgrin schnellstmöglich zu meiner hiesigen Nachfolgerin ausbilden, zur stellvertretenden Küchenmeisterin.
Nach Abschluss der Buchführung konnte ich endgültig gewiss sein, dass den Wirtsleuten meine Fehlausgabe entgangen war. Vielmehr hatte ich beide unbeabsichtigt überzeugt, dass ich auch den wirtschaftlichen Part der Küchenführung beherrschte, wodurch ihre bisherige Sorge um Theklas Abwesenheit auch in dieser Hinsicht verflog.
I m Laufe der kommenden Wochen hatten wir nur noch insgesamt vier Jagdgesellschaften und dann und wann vereinzelte Gäste zu verköstigen. So blieb uns zwischen der Bewirtung der Gesellschaften stets ausreichend Zeit, dem Ehepaar Schramm wie auch dem Personal ihre diverse Heilkost zuzubereiten, was bald seinen Erfolg zeitigte. Die Beschwerden der Leidenden ließen nach oder verschwanden gänzlich. Karoline konnte sich nicht genug über den Heilvorgang in ihren Beinen freuen, sie hob ihren Kittel an: „Guckt, keine Krampfader mehr“ - was übertrieben war - „die Waden sind glatt wie ein gebügeltes Sacktuch.“
„Das ist Klosterkönnen“, staunte Gretel, und Elgrin verbesserte sie keck:
„Nee du, weiße Hexenkunst ist das. Ich muss es schließlich wissen, weil auch ich das Hexen lerne.“
„Ogottogott“, tat Alma darauf entsetzt, „dann
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