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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Frühlingsahnen weckte Erlenrode aus dem Winterschlaf.
Rund dreihundert Einwohner sollte das Dorf zählen, in das wir jetzt einfuhren. Ich blickte mich interessiert um. Es bestand aus schätzungsweise vier Dutzend zwar reizvollen, doch teilweise arg heruntergekommenen Fachwerk- und Holzhäusern, gegen die sich die aus ockergelbem Gestein erbaute Kirche in der Dorfmitte fast protzig ausnahm. Und die paar Menschen in den Gassen waren ärmlichst, um nicht zu sagen, lumpig gekleidet. Führte der Baron eine schlechte Wirtschaft? Wenn ja, dann lag das sicher an seinem Leiden. Nun lenkte Jörg die Kutsche auf eine Gasse, die der Morgensonne entgegenführte.
Am östlichen Dorfrand näherten wir uns dem Gut. Es erinnerte mich an das Odenborner Kloster, doch der erfreuliche Unterschied, es war nicht ummauert, sondern von Hecken umgeben.
Über einen breiten Steinplattenweg rollten wir in das parkartige Gelände ein. Dort bot sich mir ein traumhafter Anblick. Zwischen weit auseinander stehenden Erlen, Birken und Linden entdeckte ich Zierbüsche sowie Blumenbeete, aus deren bereits schwitzender Schneedecke sich die ersten Sprösslinge empor wagten. Alles war liebevoll gepflegt. Doch, hier könnte ich mich wohl fühlen. Jetzt wurde linker Hand das dreistöckige, ebenfalls aus ockergelbem Stein bestehende Gutshaus sichtbar, ein einladendes Gebäude.
Jörg hielt die Pferde an, und als er mir aus der Kutsche half, kam uns im schwarzen Livree ein Lakai entgegen. Er dienerte höflich und erkundigte sich, wen er melden dürfe.
„Frau von Tornle und Herrn Hansen“, gab Jörg ihm bekannt, worauf uns der Lakai ins Gutshaus und dort in den hell von der Sonne beschienenen Empfangssalon geleitete.
Kurz drauf trat eine zierliche, etwa achtzehnjährige Dame zu uns mit dem Gruß: „Eine Freude, Euch bei uns willkommen zu heißen!“
Der Feudalherr, ihr Schwiegervater, hüte auf Anraten des Arztes leider seit vorgestern das Bett, entschuldigte sie ihn, und da er seine Gemahlin verloren habe, müsse ich mit ihr, der neuen hiesigen Hausfrau, Vorlieb nehmen. Das war mir sogar angenehm, da ich ohnehin vorerst nur ein Bild von meinem eventuell künftigen Tätigkeitsbereich gewinnen wollte. Die junge Frau von Erlenrode dagegen bekundete mir, sie wolle mich möglichst schon gegen Ende des Wonnemonds einstellen, was ja nach dem Einhalten meiner Restdienstzeit im Gasthof Schramm und meinem Umzug nach hier möglich sei. Ich musste über ihren jugendlichen Eifer lächeln und überreichte ihr mein Diplom: „Bitte sehr, gnädige Frau, und bedenkt, dass es seinerzeit auf meinen Mädchennamen ausgestellt worden ist.“
Nachdem sie es aufmerksam durchgelesen hatte, bat sie mich, ihr bei Gelegenheit auch ein Zeugnis meiner derzeitigen Dienststelle auszuhändigen. Ich stimmte zu und fragte sie dann, ob ich mich nun auf dem Gelände etwas umschauen dürfe, damit auch ich zu einer Entscheidung gelangen könne.
„Vergebt mir meine Unbesonnenheit“, bat sie darauf verlegen, „natürlich müsst Ihr erst einen Eindruck von hier gewinnen, ehe Ihr zusagen könnt.“
Sie ließ den Gutsverwalter, Herrn von Kahl, herbitten und trug ihm dann auf, mir das Gut vorzuführen.
Herr von Kahl war ein gut aussehender Herr, Mitte dreißig, der unübersehbar Gefallen an mir fand. „Hier im Gutshaus darf ich Euch nur durch das Parterre führen“, erklärte er mir in seiner souveränen Art, „denn auf Wunsch des Herrn Barons sind die beiden oberen Stockwerke, außer der Hausfrau und der Reinmachezofe, keiner weiblichen Person zugänglich.“
„Dann wollen wir das respektieren“, gab ich zurück und wiederholte dann gedanklich: ‚auf Wunsch des Herrn Barons.’ Hörte sich an, als beschneide der Baron die Hausfrauenausübung seiner Schwiegertochter, und auch, als hege er eine Antipathie gegen Frauen.
Mich beeindruckte das Gebäude auch von innen, es war gediegen, und ich empfand es anheimelnd. Ich war sicher, in einem ähnlichen Gebäude meine Kindheit verbracht zu haben - diese unvergleichliche Atmosphäre hier, die getäfelten Holzwände, der Wachsduft, alles erinnerte mich an früher, und ich umfasste unwillkürlich den Ring meiner Mutter. Bedauerlich, dass mir die oberen Stockwerke verschlossen waren, sie lockten mich auf unerklärliche Weise an.
Nachdem mir Herr von Kahl im Parterre sein Verwaltungskontor und den Festsaal vorgeführt und wir das Außengelände betreten hatten, erkundigte ich mich nach dem hiesigen Gartenmeister. „Diese Anlagen pflegen Meister Joseph

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