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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Freunden in eine Gaststätte, dann versiegte langsam die lockere Stimmung an unserem Tisch. Deshalb besuchte ich fortan abends diese und jene Kollegin zu Hause bei ihrer Familie oder ich tröstete die Liebeskummer leidende Elgrin, deren ungetreuer Ortwin schon wieder vor einer neuen Jungfer balzte.
Damit war mein Dasein als Bürgerin, das mir so viele Erleichterungen, Belehrungen und Vergnüglichkeiten beschert hatte, dahin. Und das hatte ich mir selbst zuzuschreiben, warum auch hatte ich dem Ehepaar Schramm wie eine glücklich beschenkte Maid meinen Schmuck vorführen müssen, ich vermeintlich erwachsene Frau! Ein Trost aber blieb mir, ich werde Keilberg ohnehin in absehbarer Zeit Lebewohl sagen.
Zuvor aber wollte ich Elgrins Gesellenprüfung zur Köchin noch durchsetzen, die Thekla bereits seit Monden hätte in die Wege leiten müssen. Fünfeinhalb Lehrjahre reichten nun wirklich, abgesehen davon, dass Elgrin am Herd inzwischen mindestens so viel Können wie Alma und Karoline bewies. Ich durchschaute, weshalb Thekla noch immer damit zauderte, sie traute sich nicht, den Wirtsleuten, insbesondere ihr, vor die Augen zu treten, um sie zu bitten, Elgrin bei der Köchezunft zur Gesellenprüfung anzumelden. Seit meiner Rückkehr aus Hildesheim redete ich mit Engelszungen auf Thekla ein, die arme Elgrin nicht länger warten zu lassen. Erst, als ich ihr jetzt anbot, sie zum Ehepaar Schramm zu begleiten, erklärte sie sich dazu bereit.
So trugen Thekla und ich - vielmehr nur ich, denn Thekla bekam die Lippen nicht auseinander - noch am gleichen Abend den Wirtsleuten dieses Anliegen vor. Auf Frau Schramms Frage, ob Elgrin denn auch einigermaßen das Heilkochen beherrsche, erklärte ich ihr:
„Die Grundelemente ja, aber wahres Heilkochen natürlich noch nicht. Das setzt bei ihr vor allem noch Medizin- und Arzneikenntnisse voraus, die sie sich später mal in einer Apotheke und einem Spital oder eben in einer Klosterschule erwerben muss.“
Der Wirt fasste zusammen: „Die Prüfung zur Köchin kann sie also ablegen und die zur Heilköchin noch nicht.“
„So ist es.“
Darauf wandte sich wieder die Wirtin an mich: „Würdet Ihr Elgrin denn nach abgelegter Gesellenprüfung weiterhin im Heilkochen ausbilden?“
Bei meiner Antwort wich ich ihrem Blick aus: „Schon, jedenfalls solange ich in diesem Haus beschäftigt bin.“
„Wundervoll“, flötete die Wirtin, und bei der Vorstellung, in ihrem Gasthof mal mit einer zweiten Heilköchin aufwarten zu können, geriet feuchter Glanz in ihre Augen.
Deshalb verschwieg ich ihr, dass Elgrins Heilkochausbildung noch etwa fünf Jahre beanspruchen wird.

    K urz vor Weihnachten hatte Elgrin schließlich vor der Zunft ihre Prüfung bestanden, zu unser aller Freude mit Auszeichnung. Und mich erfüllte damit eine weitere Freude, jetzt konnte ich mich um eine Heilkochstellung bemühen.
Was mir kurz drauf jedoch verwehrt wurde. Denn einen Tag nach Weihnachten war Fred auf dem Weg zu seiner Arbeitsstelle auf der eisglatten Gasse gestürzt und lag nun mit gebrochenem Arm und verletztem Bein zu Bett. Thekla hatte schnell und forsch gehandelt. Ohne die Wirtsleute groß um Erlaubnis zu fragen, hatte sie ihnen durch einen Boten mitteilen lassen, sie werde der Küche einige Wochen fernbleiben, da sie ihren verletzten Mann pflegen müsse.
Für die Wirtsleute war dies ein umso größerer Schock, da sich für diesen Winter mehr Jagdgesellschaften als sonst angesagt hatten, und für mich stellte die Situation eine Herausforderung dar, denn nun hatte ich, Theklas Stellvertreterin, die Küche zu leiten. Werde ich dieser Aufgabe gewachsen sein? Fremd war sie mir nicht, da mir Gerlinde in meiner Ausbildung alles beigebracht hatte, was eine Küchenmeisterin beherrschen muss: Wöchentliche Speisepläne erstellen, Einkäufe organisieren, mit den Lieferanten abrechnen, Kocheinteilungen treffen und zu jedem Mondende alle Küchenausgaben in die Kassenbücher übertragen. Aber das war in einer Klosterküche gewesen, wo sich die Küchenmeisterin niemandem gegenüber hatte verantworten müssen. Hier dagegen unterstand ich den Wirtsleuten, denen unschwer anzumerken war, dass sie meinen diesbezüglichen Fähigkeiten Skepsis entgegen brachten, besonders die geschäftstüchtige Wirtin.
„Alles in Ordnung, Fräulein von Tornle? Kommt Ihr zurecht?“
„Ausgezeichnet, Frau Schramm.“
Jeden Tag erschien sie nun in der Küche, schaute in unsere Töpfe und Pfannen und erkundigte sich besorgt nach dem hiesigen Arbeitsablauf.

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