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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Als ob sie von Küchenarbeiten etwas verstünde!
Die ersten Tage brauchten wir nur das Personal und die Wirtsleute zu verköstigen, für mich eine begrüßenswerte Einführung in mein neues Aufgabenbereich. Alma und Karoline richteten nach meinem Küchenplan und unter meiner Aufsicht die Gerichte für die Angestellten her, während Elgrin und ich für die Wirtsleute Heilspeisen, die sie nun wieder wünschten, zubereiteten. Darüber hinaus fanden Elgrin und ich noch Zeit, für einige Angestellte spezielle Heiltees oder -säfte herzurichten: Gegen die Gelenkschmerzen von Loni, die Augenentzündung der Editha, die Gürtelrose der Ulrike sowie das Rücken- und Gelenkreißen der Knechte. Und da alle Angestellten durch ihre fortwährende Beinbelastung mehr oder weniger unter geschwollenen Fesseln, teils sogar unter Krampfadern litten, erhielten sie von uns gegen diese Beschwerden täglich zur Vorspeise eine entsprechende Heilsuppe. In diesem Zusammenhang erklärte ich den Köchinnen: „Ihr würdet uns allen hier einen Gefallen erweisen, wenn ihr beim Kochen statt des vielen Schmalzes, mit Salbei durchzogenes Distelöl verwendet. Denn Schmalz verursacht Wasseransammlung im Körper, das Salbei-Distelöl aber wirkt ihr entgegen und verleiht den Speisen einen noch pikanteren Geschmack als Schmalz.“
„Dann sollten wir doch gleich damit anfangen“, meinte die von dicken Krampfadern geplagte Karoline, womit ich einverstanden war:
„Gerne, aber erst nach Abzug der Jagdgesellschaft, die morgen Abend eintrifft. Elgrin, sei so gut und setz dieses Öl sofort an.“
Am Nachmittag des nächsten Tages wollte die Wirtin, die wegen der zu erwartenden Gesellschaft noch nervöser war als die Tage zuvor, nicht mehr aus der Küche weichen. „Habt Ihr für genügend Waldbeeren gesorgt?“
„Sicher, Frau Schramm,“ bestätigte ich ihr.
„Auch für ausreichend Klöße?“
„Aber ja, außerdem bereitet Elgrin Nudeln und Mehlhupfen zu und die beiden anderen Köchinnen diverse Gemüse und Salate.“
„Und wer brät das Fleisch und kocht die Soßen?“
„Natürlich ich, Frau Schramm. Ich habe auch bereits die zu den Gerichten passenden Würzweine hergerichtet, Ihr müsst Euch um nichts sorgen.“
„Unser Herr Graf stellt hohe Ansprüche, Fräulein von Tornle, und seine Jäger ebenfalls. Zweiundsiebzig Gäste, die erst in drei Tagen wieder abreisen! Könnt Ihr diese gewaltige Aufgabe wirklich meistern?“
„Verlasst Euch darauf“, versicherte ich ihr, meine eigene Nervosität unterdrückend, „ich habe alles bedacht.“

    L eider doch nicht alles, wie ich nach Eintreffen der Gesellschaft feststellen musste. In meiner Sorge, nicht genügend Lebensmittel parat zu haben, hatte ich Mengen von Bratenfleisch eingekauft, von dem jetzt nicht mal die Hälfte verzehrt werden kann, da ich längst nicht so viel erlegtes Wild einkalkuliert hatte, das uns die Waidmänner nun stolz präsentierten, mit dem Wunsch, es in den nächsten Tagen lecker zubereitet vorgesetzt zu bekommen. Ein unverzeihlicher Fehler, der ein Loch in der Küchenkasse hinterlassen wird, von dem ich nur hoffen konnte, dass es den Wirtsleuten bei der Abrechnung Ende dieses Mondes entgeht. Oder soll ich ihnen meine Fehlhandlung bekennen?
Diese Frage ergab sich dann. Denn nachdem sich Graf von Gerolstein und seine Jäger nach drei Tagen mit einer Anerkennung über die Bewirtung verabschiedet hatten, drückte mir die noch immer aufgeregte Wirtin voller Dankbarkeit die Hände. Auf Grund dessen verschwieg ich ihr meine kleine Sünde.
Mein Debüt als Küchenleiterin hatte ich mit dieser ebenso umfangreichen wie anspruchsvollen Bewirtung dennoch bestanden, wofür ich auch den Köchinnen, den Mägden und unseren Herdknecht Bertold ein verdientes Lob aussprach.
Danach konnten wir uns nur ein kurzes Aufatmen gönnen, denn kaum war die erste Jagdgesellschaft abgereist, mussten wir uns bereits auf die nächste vorbereiten, auf die des benachbarten Barons von Silberbusch mit zum Glück nur dreiundfünfzig Jägern. Diesmal ging ich das Risiko ein, nur ein Minimum an Fleisch einzukaufen, damit ich anschließend nicht wieder das überschüssige heimlich und blutenden Herzens in die Abfallgrube versenken muss.
Das erwies sich dann als richtig, die mitgebrachte Beute der Jäger und mein weniges besorgtes Fleisch reichten vollauf aus.
Ebenso verfuhr ich eine Woche später bei der Verköstigung der dritten und letzten Gesellschaft dieses Mondes, wobei ich schon versierter war. Gleichwohl zitterten

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