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Die Hexenmeister

Die Hexenmeister

Titel: Die Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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früher.
    Wieviel Zeit seit diesen schrecklichen Vorgängen vergangen war, wußte sie nicht. Sie hatte sie einfach nicht nachhalten können, aber ihr war allmählich klar geworden, daß sie etwas unternehmen mußte.
    Sehr vorsichtig und sich dabei nach allen Seiten umschauend, erhob sich die Nonne.
    Zuerst schaute sie zum Fenster. Es war nur mehr ein schmaler viereckiger Ausschnitt, der nicht viel von der Umgebung preisgab.
    Allerdings erkannte sie, daß die Sonne verschwunden war.
    Bald würde die Dämmerung kommen, dann die Dunkelheit – und dann kam auch er.
    Allein bei dem Gedanken daran fing sie an zu zittern. Die Schauer rannen wie Wellen über ihren Rücken. Ihr Mund schien mit Papier ausgestopft worden zu sein, so trocken fühlte er sich an.
    Deshalb ging sie zum Waschbecken, drehte den Krahn auf und trank ein paar Schlucke, dann wusch sie sich das Gesicht.
    Sie drehte das Wasser wieder ab und ging fröstelnd zurück. Nichts war zu hören. Die dicken Klostermauern hielten die Geräusche ab. Auch aus den unmittelbaren Nachbarzellen hörte sie kein Geräusch. Klar, ihre Schwestern waren noch mit der täglichen Arbeit beschäftigt, und sehr bald würden sie zur Abendmesse gehen. So sah es der tägliche Ablauf des Klosters nun mal vor.
    Bei dem Wort Abendmesse blieben ihre Gedanken hängen. Es war für sie so etwas Wunderbares. Die Messe fand in der kleinen Kirche statt, und in der Kirche fühlte sie sich sicher. Es war wirklich der einzige Ort, wo das Böse sich nicht hintraute. Oder doch…?
    Nein, nicht schon wieder diese Zweifel, die ihren jetzigen Optimismus aufbrachen wie eine Kruste.
    Das gab es nicht, das war einfach zu verrückt. Sie mußte darüberstehen.
    Mit diesem Entschluß hatte sich Solara selbst Mut eingeflößt. Sie ging mit forschen Schritten zu der Zellentür, zog sie ebenso forsch auf – und der Schrei erstickte in ihrem Hals.
    Vor ihr stand jemand.
    Ein schwarzer Unhold mit bleichem Gesicht. Das mußte der Kicherer sein, und er sprach sie an.
    »Ich bin gekommen, um dich zu holen, Kleine…«
    ***
    Diesmal erlebte sie keinen Traum, das hier war echt, und sie wich vor der Gestalt zurück.
    Die folgte ihr, drang lautlos in ihr Zimmer ein und löste jetzt ihre Arme, die sie bisher hinter dem Rücken verborgen gehalten hatte. Die Augen der jungen Nonne weiteten sich noch stärker, als sie sah, was der Eindringling in den Händen hielt.
    Es waren zwei Messer!
    Lange, breite Klingen, die einen unheimlichen Glanz abstrahlten, als wären sie Stücke aus dem Spiegelbild des Teufels.
    Und wer war der Unheimliche? War es der Satan persönlich? Hatte er sich in dieser Gestalt gezeigt? Er kam näher.
    Sie sah ihn genauer, merkte sich Einzelheiten.
    Die Kutte mit den sehr weiten Ärmeln erinnerte an die Kleidung der Mönche, doch dazu gehörte er sicherlich nicht. Eine Kapuze hatte er so weit über den Kopf gestreift, daß sie den Großteil der Stirn bedeckte und mit ihrem unteren Rand in Höhe der Augenbrauen abschloß. Darunter zeichnete sich ein bleiches, gelblich schimmerndes Dreieck ab, in dem der Mund kaum auffiel.
    An diesem Gesicht war alles starr. Der Mund wirkte wie eine Klappe, die sich beim Sprechen öffnete.
    Die Nase sah breit aus, die Augen wirkten völlig kalt wie Lichter aus Laternen.
    Er ging vor und drängte die junge Nonne zurück. Sie konnte schließlich nicht mehr weiter, sie war in die Ecke gedrängt worden und sah den Unheimlichen nicken.
    »Ich bin Valentin. Ich bin der Tod…«
    Trotz ihrer Angst hatte Solara alles verstanden. Sie dachte nach, aber sie bekam keinen Sinn in ihre Gedanken und fragte trotzdem: »Du bist nicht der Teufel?«
    »Nein, nicht der Gehörnte. Ich bin alles, ich bin auch deine Träume, die Wolke, die Bedrohung. Aber letztendlich bin ich der Tod und komme, um dich zu holen.«
    Es war Solara klar, daß sie sterben sollte, aber sie konnte beim besten Willen den Grund dafür nicht einsehen. Außerdem war sie erst einundzwanzig! Weshalb gerade sie? Was hatte sie diesem Valentin getan? Solara kostete es Überwindung, die Frage zu stellen. Nur Bruchstücke drangen über ihre Lippen, aber der Böse hatte sie auch so verstanden, denn er gab ihr eine Antwort.
    »Einmal hat es gereicht…«
    Damit konnte die junge Nonne überhaupt nichts anfangen. Sie schüttelte den Kopf, glaubte, falsch gehört zu haben und brachte die nächsten Worte ebenso mühsam hervor.
    »Was hat denn einmal gereicht?«
    »Daß jemand den Tod überlisten konnte.«
    »Aber ich…«
    »Du bist

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