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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Schultern. «Wegen dieser Sache auf Neufürstenberg?»
    «Diese Sache, wie du es nennst», es fiel Antonia noch immer nicht leicht, ihn mit dem vertrauten Du anzusprechen, «war ein qualvoller Spießrutenlauf!»
    Hans zuckte die Schultern. «Der Mann hat’s überlebt. Gut, du hast recht, es hätte nicht sein müssen. Aber ich kann meine Männer nicht immer im Zaum halten. Gerade die Fürstenberger haben ihre Bauern ausgepresst bis aufs Blut. Haben sie die unsinnigsten Frondienste leisten lassen wie mitten in der Erntezeit Schlehen und Berberitzen sammeln, wo man sich die Hände zersticht, nur damit die feinen Herrschaften Kompott zur Nachspeis haben. – Nein, Antonia. Echtes Mitleid kann ich da nicht empfinden.»
    Als sie schwieg, setzte er mit verunsichertem Blick nach: «Ich dachte eigentlich, du weißt, worum es uns geht. Um die Wiederherstellung des alten Rechts nämlich. Dass der Bauer wieder für sich selbst in den Wäldern jagen und in den Flüssen fischen kann, ohne dafür bestraft zu werden. Dass er seine Arbeit nicht umsonst tue, nur weil der Pachtzins aller Mühe Lohn wieder auffrisst.»
    «Genau!», ließ sich plötzlich Peter mit grimmigem Unterton aus der anderen Ecke der Kammer vernehmen. «Hinz und Kunz und alle armen Leut haben auch schon auf Erden ein Recht auf ein besseres Leben und nicht erst im Himmelreich!»
    Der Junge war gerade dabei, seinen Strohsack für die Nacht zu richten. Schon zuvor hatte er immer wieder verstohlen zu ihnen herübergesehen, mit diesem Blick eines Wachhundes, der zuschnappte, sollte jemand seinem Frauchen zu nahe kommen. Und tatsächlich hatte er Antonia vor langer Zeit einmal, als er zu viel getrunken hatte, zugeraunt: «Wenn Hans Müller Euch Gewalt antut, bringe ich ihn um.»
    In jenem Moment hatte sie an seinen Worten nicht gezweifelt und sich tatsächlich beschützt gefühlt. Hatte sie doch in den ersten Tagen regelrecht Angst vor dem Hauptmann gehabt, vor seiner Nähe, vor jedem freundlichen, fürsorglichen Wort. Es hatte geraume Zeit gedauert, bis sie anfing, ihm zu vertrauen. Bis sie ihm wirklich glaubte, was er ihr bereits in jener ersten Nacht in Bonndorf gesagt hatte, als er vor ihrem Bett stand: «Ich werde niemals tun, was du nicht möchtest.» Danach hatte er sich von irgendwo einen Strohsack besorgt und ihr sein Bett überlassen, ohne sie auch nur anzurühren. Und dabei war es geblieben. Zwar bestand er fortan darauf, dass sie in seiner Kammer schlief, um nachts in ihrer Nähe zu sein, umwarb sie mit Blicken und schönen Worten, doch das war es auch schon. Nur zwei-, dreimal war er nach durchzechtem Abend zu ihr ins Bett gekommen, hatte sich neben ihr in seine Decke gewickelt, ihre Hand genommen und war dann, jedes Mal mit einem kleinen Seufzer, eingeschlafen, während sie selbst vor Unruhe die halbe Nacht wachgelegen hatte.
    Nein, inzwischen hatte sie keine Angst mehr vor diesem eindrucksvollen, selbstbewussten Mannsbild. Dennoch fragte sie sich oft, was sie für ihn eigentlich war. Eine Gefangene? Ein zu beschützendes Mündel? Oder einfach eine Frau, die er verehrte?
    «Wir werden nie in Freiburg ankommen», stieß sie plötzlich fast wütend hervor.
    Hans Müller lachte. «Fast würd ich mir das wünschen», flüsterte er dann, damit Peter ihn nicht hörte. «Weil du mich dort nämlich verlassen wirst.» Er wurde wieder ernst. «Glaubst du, ich weiß nicht, dass du fortwillst von uns? Von mir? Ich hab dich sehr lieb gewonnen, Antonia, vom ersten Augenblick an, als du in Bonndorf so unendlich traurig und furchtlos zugleich vor mir standest. Aber ich hab auch schmerzlich erfahren, dass dir nicht eben viel an mir liegt. Dass du geradezu danach fieberst, in Freiburg anzukommen. Warum auch immer.»
    In seine Augen trat ein trauriger Glanz.
    «Du hast dein Herz an einen andern Mann verloren, nicht wahr?»
    Verblüfft starrte Antonia ihn an. «Wie kommst du auf diesen unsinnigen Gedanken?»
    «Du redest im Schlaf.»
    «Im Schlaf?»
    «Na ja, meist ist es kaum zu verstehen. Einen Namen indessen habe ich leider schon öfters vernommen. – Phillip.»
    Sie spürte, wie sich ihr Gesicht mit flammender Röte überzog.
    «Das hat nichts zu bedeuten. Und jetzt – jetzt möchte ich weiterschlafen.»
     
    Am nächsten Morgen tat sie das, was sie seit ihrer Genesung immer tat: Sie machte sich nützlich. Sie räumte erst ihre Kammer, dann den Schlafsaal der anderen Hauptleute auf, kehrte und putzte, um anschließend die Wäsche einzusammeln und in einem großen Korb

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