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Die Himmelsleiter (German Edition)

Die Himmelsleiter (German Edition)

Titel: Die Himmelsleiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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Möglich, dass kleine Veränderungen auftreten. Die Bahn eines Planeten wird sich um ein paar Zentimeter verlängern, in einer fernen Galaxis werden zwei, drei Atome verschwinden oder hinzukommen. Lappalien, die kein Mensch bemerkt. Und selbst, wenn sich bei uns tatsächlich etwas spürbar verändert. Vielleicht wird es dir gefallen, oder uns, wenn es uns dann noch gibt. Den großen Knall wird es nur geben, wenn wir sehr weit vom optimalen Zustand entfernt sind. Dann haben wir es aber auch verdient, oder?! Es ist nur ein kleines Risiko. Du weißt schon, das berühmte Restrisiko, das seit jeher zum Leben gehört." Er kicherte in sich hinein. "Du würdest mich doch nicht umbringen, wenn das hier ein Atomkraftwerk wäre, das ich anfahren wollte?"
    Ich sch üttelte den Kopf. "Niemand kann wissen, wie groß das Risiko wirklich ist. Nicht einmal du."
    "Du hast recht." Altomonte strahlte jetzt Ruhe und Kraft aus. Schon seit jeher machten ihm jene Diskussionen den meisten Spa ß, bei denen es um etwas ging."Aber das ist heute auch gar nicht meine Aufgabe, das ist dein Part. Du entscheidest, ob die Anlage anläuft oder nicht." Er sah mir in die Augen, und ich spürte wie die letzten Minuten anbrachen und ohne mein Zutun folgenlos dahinschwanden. "Sagen wir, ich möchte die Verantwortung nicht allein übernehmen. Du wolltest immer die Welt retten? Gut, ich gebe dir die Gelegenheit dazu. Hat je ein Mensch eine solche Chance gehabt? Tommi, du solltest mir dankbar sein! Du hast es in der Hand. Wagst du den Einsatz - und vergiss nicht, dieser Einsatz ist nichts Geringeres als das Universum -, oder ziehst du ihn zurück. Noch ist Zeit."
    Pl ötzlich schien es, als könne dieser Alptraum mit einem einzigen Satz ein Ende finden. "Dieses Experiment wird nicht stattfinden", sagte ich mit Bestimmtheit.
    "Hast du dir das auch gut überlegt? Ich möchte nicht, dass du eine solche Entscheidung leichtfertig fällst. Schließlich steht eine bessere Welt auf dem Spiel, wer weiß?" Ungerührt fügte er hinzu: "Du wirst mich töten müssen, um zu beweisen, dass es dir ernst ist."
    Das war also die Rolle, die er mir zugedacht hatte. So unberechenbar er in seinem Wahnsinn geworden war, irgendwo in einem Winkel seiner Pers önlichkeit hatte ein Rest Verantwortungsgefühl überdauert. Nicht mehr in der Lage, sich selbst aufzuhalten, hatte er mir, seinem besseren Ich, das Unvermeidliche übertragen. Bis jetzt hatte er meinen Arm geführt, doch im letzten entscheidenden Augenblick würde ich selbst zustoßen müssen.
    Und Chloé, die alles verstanden hatte, hatte ihm geholfen, ohne es übers Herz zu bringen, selbst Hand anzulegen.
    Alles, was sich diesen Monat ereignet hatte, rastete nach und nach ein, fand die passende Stelle in dem gedanklichen Ger üst, das ich zum ersten Mal klar und deutlich vor mir sah. Jetzt, da das Rätsel gelöst war, spürte ich, wie Wut in mir hochstieg. Ich war seine Marionette gewesen. Geschickt hatte er mich bis in diese Halle geführt, hatte mich mit Chloés Hilfe bei der Stange gehalten, mit sorgfältig präparierten Informationen gefüttert und die eine oder andere unvorhergesehene Klippe bravourös umschifft. Ich dagegen hatte eine erbärmliche Figur abgegeben.
    Seine Stimme kehrte zurück und drang in meine Gedanken. " Du bist dran, die letzte Minute läuft." Auf der großen Uhr war es fünf vor. Aber sie zählte nicht.
    Die Sekunden tickten in meinem Sch ädel, und ich meinte, mit jedem Schlag stürben eine Million Gehirnzellen ab. Sie verbrannten, wurden verätzt, ausgesaugt, verkümmerten zu trockenen Klümpchen, die wie graue Asche durch mein Bewusstsein trieben.
    "Mensch Heilant, was ist los?" h öhnte Altomonte von oben herab. "Hörst du sie nicht weinen? Sie rufen dich! Sie schreien: 'Bitte, bitte, rette uns! Lass uns nicht im Stich!' Ich glaube, einige beten sogar! Los, Tommi, rette die Welt, rette das Universum! Worauf wartest du?"
    Bis zuletzt hoffte ich, es w ürde etwas geschehen, das mich meiner grausamen Pflicht entheben würde. Ich wartete auf die Begnadigung, darauf, dass jemand rufen würde, es sei alles nur eine Übung gewesen, dass der Krieg, die Schlacht wegen schlechten Wetters abgesagt worden sei, auf den unsichtbaren Regisseur, der 'Aus! Gestorben!' brüllt, wenn die letzte Szene im Kasten ist, auf irgendwas, so beliebig und unwahrscheinlich es auch sein mochte. Dann legte ich den Schalter um.
    Die Explosion war viel st ärker, als Chloé vorausgesehen hatte. Die halbe Anlage schien in die

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