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Die Himmelsleiter (German Edition)

Die Himmelsleiter (German Edition)

Titel: Die Himmelsleiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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              Dann gehe ich auf meine Startposition?
    ACHILLES: Ja … Das heißt, warten Sie! Wir hatten zehn Ruten Vorsprung ausgemacht?
    SCHILDKRÖTE:               Ja, zehn.
    ACHILLES: Wenn Zeno recht hat, dann dürfte die Größe des Vorsprungs eigentlich keine Rolle spielen …
    SCHILDKRÖTE: (denkt nach) Nein, es funktioniert, solange ich überhaupt irgendeinen Vorsprung habe.
    ACHILLES: Würde es Ihnen dann etwas ausmachen, wenn wir auf fünf Ruten runtergingen?
     
    Als ich zurückkehrte, war Genf genauso unfreundlich wie ein paar Tage zuvor. Es nieselte aus tiefhängenden Wolken, und der See verschmolz mit dem grauen Himmel darüber. Nur die verschwenderisch beleuchteten Schaufenster in den überfüllten Einkaufsstraßen spendeten ein wenig Trost. Das Weihnachtsfest rückte näher, und die Stadt hatte sich entsprechend eingekleidet, unauffälliger als andere, aber auf den Rummel mochte man offenbar auch hier nicht ganz verzichten. Überall hingen Dekorationen und Lichterketten.
    Ich hatte mich nicht wieder im Les Armures einquartiert, obwohl ich wusste, dass ich die unaufdringliche Eleganz des Hotels und vor allem dessen Küche bald vermissen würde. Es war völlig ungewiss, wie lange sich mein Aufenthalt in der Schweiz hinziehen konnte, und ich durfte meinen Spesenetat nicht aus den Augen verlieren. So hatte ich mir eine - falls man dieses Adjektiv in Genf überhaupt sinnvoll gebrauchen konnte - billigere Unterkunft am Rand der Altstadt gesucht. Im Armures hatte ich meine Durchwahl hinterlassen.
    Der erste Tag verstrich ereignislos. Lange sa ß ich in der Hotelhalle, als hätte ich eine Verabredung, und beobachtete das Kommen und Gehen der wenigen anderen Gäste. Dann machte ich einen ausgedehnten Spaziergang am See, trank einen Kaffee, aß eine Kleinigkeit und verbrachte den Rest des Abends lesend auf meinem Zimmer. Ich war ratlos. Der Strom der Ereignisse schien mich unversehens ausgeschieden zu haben, noch ehe richtig begonnen hatte, was immer auf mich wartete. Erst später sollte mir bewusst werden, dass ich längst mittendrin schwamm und selbst in dieser ruhigen Beschaulichkeit ein unmerklicher Sog an mir zerrte.
    Eine mysteri öse, wenn auch angenehme Frauenstimme hatte mir aufsehenerregende Enthüllungen in Aussicht gestellt. Von regelrechten Beweisen hatte sie gesprochen. Und schon warf ich meine Pläne um, kehrte nach Genf zurück und quartierte mich auf unbestimmte Zeit in ein drittklassiges Hotel ein.
    Bald wurde mir klar, dass ich selbst etwas unternehmen musste. Sollte ich Liepman, meinen zuverlässigen Wasserträger, auf etwas ansetzen? Blieb nur die Frage, mit welchen Aufgaben ich ihn betrauen sollte. Oder machte es Sinn, den Kommissär aufzusuchen in der Hoffnung, er sei noch am Leben und im Besitz neuer Erkenntnisse, die er bereitwillig mit mir teilen würde? Ich beschloss, systematisch vorzugehen und zunächst alle mir bekannten Fakten zu sammeln und zu ordnen.
    Das Hotel war nicht so schlecht, dass ich nicht hauseigenes Briefpapier in einer Schublade gefunden hätte. Wie ich es von Altomonte gelernt hatte, begann ich, Kästchen auf ein Blatt zu verteilen und sie mit Begriffen und Namen zu füllen. Dazwischen ließ ich versuchsweise Pfeile hin und her wandern, strich eine Angabe, eine Verbindung wieder durch oder, hatte ich es mir erneut anders überlegt, stellte eine überkritzelte Linie notdürftig wieder her. Viel, so wurde mir klar, wusste ich nicht.
    Der Unfall - noch hatte ich keine Veranlassung, etwas anderes anzunehmen - hatte sich in den fr ühen Morgenstunden des letzten Sonntags im November, am 26.11.1989, ereignet. Auch die Zeit stand fest: wenige Minuten nach drei. Warum wurde ein solches Experiment mitten in der Nacht durchgeführt? Ich malte ein großes Fragezeichen hinter die Uhrzeit. Offenbar sollte die Wirkung starker Laserstrahlen auf ein spezifisches Plasma getestet werden. Näheres war mir nicht bekannt. Neben Altomonte waren mindestens zwei weitere Personen anwesend: sein engster Mitarbeiter Dr. Kenneth White aus Boulder, Colorado, und eine namentlich nicht genannte Assistentin. Diese hatte auch später die Leiche zweifelsfrei identifiziert. Der Amerikaner dagegen war verschwunden. Wie es schien, hatte er überstürzt das Institut verlassen. Dafür gab es einen Zeugen, den Pförtner, der ihn vom Hof hatte fahren sehen. Auch die Schließanlage hatte die Benutzung seiner Magnetkarte für drei Uhr zwanzig registriert. Eine Durchsuchung von

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