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Die Himmelsleiter (German Edition)

Die Himmelsleiter (German Edition)

Titel: Die Himmelsleiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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Schönes oder Wichtiges zu vollbringen? Mit dem Nobelpreis war es ein Stück anders. Ich hatte nicht damit gerechnet." Er lächelte fast verlegen. "Zumindest nicht jetzt. Es war fast wie ein Geschenk. Und doch fühlst du, als liefe alles in dir plötzlich ins Leere. Es ist, als wüsstest du nicht wohin, als müsstest du losrennen, hättest aber keine Ahnung, in welche Richtung."
    Er sah ein wenig verloren aus, ein hagerer, fast knochiger Mann, in dessen dunklem Haar die ersten grauen F ädchen schwammen. Es roch nach Leder und dem fast schwarzen Holz der Täfelung.
    " Was wirst du tun?" Ich dachte an die Berge und Täler, von denen er zuvor gesprochen hatte, an die Minima und Maxima, die irgendwo gefangen waren und die er zu befreien gedachte, an die Tunnel, die er deshalb graben wollte.
    "Ich arbeite an einem neuen Experiment", sagte er leichthin. "Wenn alles gutgeht, wird es das letzte sein."

DER WETTLAUF BEGINNT
     
    SCHILDKRÖTE: Sie sehen nicht gerade fröhlich aus.
    ACHILLES: Habe ich denn einen Grund dazu?
    SCHILDKRÖTE: Na ja, schließlich ist es unser großer Tag.
    ACHILLES: Sie meinen wohl, ihr großer Tag.
    SCHILDKRÖTE: Vergessen Sie nicht, dass Sie es unserem Wettkampf verdanken (winkt der Menge) , wenn wir in die Geschichte eingehen und noch in ein paar tausend Jahren in aller Munde sind.
    ACHILLES: (braust auf) So sprechen Sie über den größten aller griechischen Helden, den Stärksten, Tapfersten und Schnellfüßigsten aller Sterblichen? Wenn jemand dankbar sein sollte, dann zweifellos Sie. Waren Sie nicht bis zum heutigen Tag der Inbegriff der Langsamkeit, der Schwerfälligkeit, man könnte sagen, der geistigen Unbeweglichkeit?
    SCHILDKRÖTE: (eingeschnappt) Sie stehen auch nicht gerade wegen Ihrer überragenden Intelligenz hier!
    ACHILLES: Ich wollte Sie nicht beleidigen.
    SCHILDKRÖTE: (Zeno rudert mit den Armen) Ich glaube, es geht los. Ich muss auf meine Startposition.
    ACHILLES: Geben Sie sich keine Mühe. Ich laufe nicht.
    SCHILDKRÖTE: Sie wollen nicht laufen?! Sie können doch nicht das Rennen so kurz vor dem Start absagen! Schauen Sie sich die vielen Leute an, die den weiten Weg ins Stadion gemacht haben! Und was soll aus mir werden?}
    ACHILLES: Ich bin vielleicht nicht für meine Intelligenz berühmt, aber doof bin ich auch nicht. Warum sollte ich mich auf dieses aussichtslose Unterfangen einlassen?
    SCHILDKRÖTE: Letzte Woche als Zeno Ihnen sein Paradoxon und die Spielregeln erklärt hat, haben Sie fast auf dem Boden gelegen vor Lachen. Sie sagten, das wäre das Dümmste, was Sie je gehört hätten.
    ACHILLES : Ich habe nachgedacht. Er hat recht: Ich kann Sie tatsächlich niemals einholen. Warum sich also blamieren? Ich werde öffentlich erklären, dass ich mich geschlagen gebe. Sie sind aus dem Schneider und der schlaue Herr Zeno auch.
    SCHILDKRÖTE: Nein, nein, nein! Dass Zeno theoretisch recht hat, ist unbestritten. Es ging doch gerade darum, zu zeigen, dass sein Satz auch praktisch richtig ist!
    ACHILLES : Ist das mein Problem?
    SCHILDKRÖTE: Der gesunde Menschenverstand - und der gesunde Schildkrötenverstand auch - sagt, dass Zeno Blödsinn geredet hat. Waren Sie es nicht, der so viel auf diesen gesunden Menschenverstand gegeben hat?
    ACHILLES: Und sein Beweis? All die Abstände, die immer kleiner werden, die ich aber bis zum Ende aller Zeiten niemals überwinden kann?
    SCHILDKRÖTE: Das macht gerade den Reiz eines Paradoxon aus. Man weiß , dass Zenos Aussage nicht stimmen kann, ist aber nicht in der Lage, es zu beweisen.
    ACHILLES: Und hat er nun recht oder nicht?
    SCHILDKRÖTE: (listig) Natürlich nicht! Das Paradoxon beruht auf der irrigen Annahme, dass die Summe unendlich vieler Teile - Entfernungen oder Zeitabstände - unendlich groß ist.
    ACHILLES: (ungläubig) Und das ist sie nicht?
    SCHILDKRÖTE: Warum denn auch?! Die Anzahl der Abschnitte, die ich berechnen kann, wächst zwar ins Unendliche, dafür werden sie aber auch unendlich klein. Nicht nur der Weg, den Sie jeweils noch zurücklegen müssen, um mich einzuholen, wird irgendwann lächerlich gering, auch die Zeitabstände werden immer kleiner. Wenn ich die unendlich vielen Zeitabstände zusammenzähle, kann ich einen ganz genauen Zeitpunkt bestimmen, nämlich jenen, an dem Sie mich eingeholt haben werden. Und da die Zeit an diesem Punkt logischerweise nicht stehenbleibt, werden Sie mich nicht nur einholen, sondern blitzschnell auch überholt haben!
    ACHILLES: (halb überzeugt) Klingt logisch.
    SCHILDKRÖTE:

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