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Die Himmelsleiter (German Edition)

Die Himmelsleiter (German Edition)

Titel: Die Himmelsleiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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auf, als die Klingel erneut, diesmal anhaltend gedrückt wurde.
    Auf Besuch eingestellt, war ich ein wenig entt äuscht, als ich die Tür öffnete. Vor mir stand eine Frau unbestimmten Alters, sie mochte Zwanzig oder auch Fünfzig sein. Sie trug eine getönte Brille, die das halbe Gesicht einrahmte, darüber eine altmodische Pelzmütze. Blondes, bauschiges Haar verdeckte gerade eben ihre Ohren. Ein billiger Pelzmantel fiel ihr bis auf die Knie. Zweifellos würde sie mir gleich ein Zeitschriftenabonnement andrehen wollen. Vielleicht sammelte sie auch für irgendeine mildtätige oder sonst wie obskure Organisation. Kühl fragte ich sie, was sie wünsche.
    "Idiota! Sei cieco? Bis du blind?" Alessandra schien sich zu freuen, dass ich sie nicht erkannt hatte, und schlug mir zur Begrüßung mit der flachen Hand hart auf die Brust. Ich taumelte zurück, und noch bevor ich ein weiteres Wort sagen konnte, drängte sie sich an mir vorbei in den großen Gemeinschaftsraum. Sie stellte ihre lederne Aktentasche ab und warf ihren Mantel auf das Sofa. Eine braune Cordhose und ein dazu passender, weich fallender Rollkragenpullover kamen zum Vorschein. Nachdem sie noch Perücke und Brille abgenommen hatte, sah sie fast so aus wie früher. Ihr echtes Haar war kürzer, aber immer noch schulterlang. Sie war dünner geworden, noch dünner. Dann hängte sie sich an meinen Hals, als hätten wir uns drei Wochen nicht gesehen - und nicht drei Jahre.
    Ich dr ückte sie an mich, spürte die vertrauten Proportionen in meinen Armen, und für wenige Augenblicke schien es, als sei sie tatsächlich nur kurze Zeit fort gewesen. Dann ließ ich sie los. Etwas Hartes steckte in ihrer Hose und stieß mir in den Unterleib. Ich fragte sie, was sie dort habe.
    Sie machte einen Schritt r ückwärts. Mit einer blitzschnellen Bewegung zog sie eine glänzende großkalibrige Pistole aus dem Hosenbund, ergriff sie mit beiden Händen und legte mit ausgestreckten Armen auf mich an. "Ha!" brüllte sie wie eine Karate-Kämpferin. Um sicherer zu stehen, hatte sie sich mit gespreizten Beinen und federnden Knien ein wenig nach hinten gelehnt. Das Ganze hatte kaum länger als eine Sekunde gedauert, und ich hatte nicht einmal Zeit gehabt, mich richtig zu erschrecken. Sie steckte die Waffe zurück und zog sie erneut. Sie lachte: "Nicht schlecht, wie?"
    So wenig diese Vorf ührung zu ihr zu passen schien, so eindringlich wurden mir dadurch die Umstände ihres Erscheinens ins Bewusstsein zurückgerufen. Ich öffnete die Eingangstür und spähte vorsichtig nach rechts und links. Dann ging ich ins Treppenhaus, sah hinunter, hinauf und schließlich aus dem Fenster des Halbstocks in den Hof hinaus. Alessandra schien sich keine Sorgen zu machen. Möglich, dass jemand die Lage für sie ausgekundschaftet hatte.
    Wir verbrachten den Tag zusammen. Am n ächsten Morgen verschwand sie noch vor dem Frühstück. Als ich aufstand, lag ein Zettel auf dem Küchentisch, auf den sie ein paar Zeilen gekritzelt hatte.
    Allesandra w äre gern in die Stadt gegangen, so wie früher, sagte sie, ins Café Burkhardt oder in unsere alte Stammkneipe in der Floringasse, vielleicht auch rüber über die Alte Brücke auf einen kleinen Spaziergang zur Wehr. Doch ich fürchtete, jemand könne sie erkennen - auf jedem Postamt, an jeder zweiten Litfaßsäule hingen großformatige Fahndungsplakate -, und wir blieben im Warmen sitzen, tranken Tee, dann Wein, schließlich Ouzo. Hatte ich zunächst gefürchtet, die Tür könne jeden Augenblick eingeschlagen werden und eine Spezialeinheit die Wohnung stürmen, entspannte ich mich, je länger es ruhig blieb.
    Sie war viel herumgekommen, in Europa, im Osten, unserem Osten, und im Nahen Osten, jenem, der weiter weg war. Wir tauschten Neuigkeiten aus, wichtige und nichtssagende, lustige und auch solche, die wir einem anderen gegen über für uns behalten hätten. Ich steuerte das bei, was ich von Altomonte und ihrer gemeinsamen Tochter wusste. Nur einmal schlich sich ein Missklang in unsere besinnliche Zweisamkeit ein. Für einen kurzen Augenblick schien es sogar, als sollten wir so heftig aneinandergeraten, wie wir es in alten Zeiten manchmal getan hatten.
    Ob ich nicht eine kleine Sache f ür sie übernehmen könne, fragte sie mich beiläufig. Wir hatten etwas gegessen und es uns wieder auf dem Sofa bequem gemacht. Es war fast dunkel, nur die bunten Lichter der Hauptstraße warfen farbige Schatten an die Wände. Zuerst dachte ich an irgendeinen persönlichen

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