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Die Himmelsmalerin

Die Himmelsmalerin

Titel: Die Himmelsmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Rosenberger
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totenkopfartigen Schädel, und ein Arm, der aus einem weichen Lammfell schaute, war so dünn wie ein mit faltiger Haut besetztes Stöckchen. Aber es atmete.
    »Du musst schon noch etwas mehr trinken, Hanna, wenn du die Kleine nähren willst.«
    Hanna verzog das Gesicht und setzte den Becher dann tapfer wieder an die Lippen.
    »Hier war was los!« Rosi verdrehte die Augen. »Kaum war Berthe gestern heimgekommen …«
    »Nachdem du nicht beim vereinbarten Treffpunkt erschienen warst, Lena«, warf diese vorwurfsvoll ein.
    »Weil ich den Kilian im Weinberg gefunden hab«, rechtfertigte sich Lena.
    »Ja, klar, und das war gut so«, sagte Berthe.
    »Nun, kaum war Berthe wieder da, kriegte die Hanna Wehen. Wir haben sofort die Hebamme gerufen, aber es war nichts mehr zu machen.«
    »Meine Mia wollte auf die Welt.« Hanna schob ihren Finger dem Kindchen entgegen, das ihn mit einer Faust umklammerte, die Lena so klein vorkam wie der Fingernagel seiner Mutter. Aber fünf winzige Finger waren dran.
    »Zwei Monate zu früh«, gab Berthe zu bedenken.
    »Aber sie hat eine Chance«, sagte Hanna hartnäckig. »Wenn sie gut trinkt und es immer warm hat.«
    »Siebenmonatskinder bringt sie manchmal durch, meinte die Gerstätterin. Sie hat Mia gleich getauft und uns den Rat gegeben, sie so oft wie möglich auf Hannas Brust zu legen.«
    Lena nickte. Wenn die Kleine die Nähe der Mutter so sehr brauchte, konnte Hanna sicher mindestens zwei Monate lang nicht arbeiten. Was das für Rosi bedeutete, wollte sie lieber nicht wissen.
    »Nun.« Berthe schaute Mutter und Kind resolut an. »Jetzt ist Lena ja da, und ich kann ihr unsere Neuigkeiten erzählen. Du, Hanna, schläfst am besten eine Runde.«
    Die frischgebackene Mutter nickte erleichtert und schloss die Augen. Mia blinzelte noch einmal in die Runde und tat es ihr nach.
    Berthe ging den beiden Mädchen voran in die Küche und schnitt eine Scheibe Brot und ein Stück Schinken ab. Lena merkte, wie ihr das Wasser im Mund zusammenlief.
    »Iss!« Berthe packte die Mahlzeit auf ein Holzbrett und schob sie zu Lena hinüber. »Du siehst aus wie dein eigener Geist.«
    Lena biss in die knusprige Scheibe und genoss den salzigen Geschmack des Schinkens. Als sie fertig war, reichte ihr Berthe die nächste Scheibe und goss heißen Würzwein in drei Becher. Sie war so durstig, dass sie sich beinahe den Mund verbrannte.
    »Trink nicht zu schnell!«, empfahl die Hure, lehnte sich zurück und faltete die Hände über ihrem ausladenden Bauch. »Das sind ja interessante Neuigkeiten. Der Anstetter ist jetzt auch tot. Nicht, dass es um den schade wäre.«
    Rosi nippte an ihrem Würzwein. »Irgendeiner bringt die Mistkerle in der Stadt um. Ich wüsst noch ein paar.«
    »Aber wieder haben sie den Valentin einkassiert.« Lena legte die Stirn in Falten.
    »Der arme Unglücksrabe«, sagte Berthe. »Aber ein Mord nach dem anderen. Zum Tod von Pater Ulrich haben wir Interessantes herausgefunden. Ausgerechnet vom Kindsvater.«
    Lena machte große Augen.
    »Ja.« Berthe hob mit der Hand ihren dicken, schwarzen Zopf und kühlte sich den Nacken. »Es ist der Cellerar der Dominikaner. Den hat die Hanna lieber, als sie dürfte.«
    Lena nickte.
    »Und der sie wohl auch. Aber das heißt noch lange nicht, dass er sich um seinen Nachwuchs kümmern wird.«
    »Uff«, sagte Lena und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sie schwitzte nicht nur von der Hitze in der dämpfigen Küche und dem Wein, sondern von den Komplikationen, die sich rund um sie auftaten wie das Netz einer fetten Spinne.
    Berthe beugte sich vor und legte die Hände gefaltet zwischen ihre aufgestützten Ellbogen. »Der Fisch stinkt vom Kopf her. Prior Balduin könnte einen Grund gehabt haben, seinen Ordensbruder vom Leben zum Tode zu befördern.« Sie machte eine effektvolle Pause. »Wir haben dir ja schon gesagt, dass er seine jungen Novizen mehr, nun … fördert, als es ihnen guttut. Und jetzt rate mal, wer in letzter Zeit sein Favorit war!«
    Noch bevor Berthe weitersprechen konnte, wusste Lena die Antwort. Es war ja alles so sonnenklar. Sie schlug sich mit der Hand an die Stirn.
    »Kilian!«, sagte sie. »Warum bin ich da nicht viel eher drauf gekommen?« Und der Grund für seinen Selbstmordversuch lag damit ebenfalls auf der Hand.
    »Weil man an das Naheliegende meistens zuletzt denkt«, meinte Berthe. »Wenn es ans Tageslicht kommt, dass der Prior den Neffen des Bürgermeisters vögelt, wäre das …«
    »Ein Riesenskandal«, schloss Rosi.
    »Und

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