Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Himmelsmalerin

Die Himmelsmalerin

Titel: Die Himmelsmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Rosenberger
Vom Netzwerk:
nächsten Moment lag Lena an seiner Brust. Er war wie ein Fels im Fluss, um den herum sich die Wellen teilten.
    Vorsichtig nahm er ihr Gesicht in seine Hände. »Am besten wäre es, wenn du nicht aus dem Haus gehen würdest, bis ich mit Renata wieder zurück bin.«
    »Hier bin ich auch nicht sicher«, sagte Lena traurig. »Er schneit hier hinein und wieder hinaus, als würde ihm schon alles gehören. Und ich wollte nach Kilian sehen.«
    Lionel zögerte. »Also gut«, sagte er dann. »Ich liefere dich an der Pforte des Franziskanerklosters ab, und du weichst Bruder Thomas und Valentin nicht von der Seite.« Lena biss sich auf die Lippen und nickte.
    Es war Nachmittag, als sie im Nieselregen an der Klosterpforte standen. Lionel schilderte Bruder Thomas und Valentin kurz die Lage, dann drückte er Lenas Hand und machte sich auf den Weg zu Renatas Kate. Lena seufzte und zog ihr feuchtes Kopftuch von den Haaren.
    »Wie geht es Kilian heute?«, fragte sie.
    »Besser«, sagte Bruder Thomas.
    »Aber er will uns nicht erzählen, was ihn dazu getrieben hat«, sagte Valentin verbissen. »Nur, wenn wir wissen, was los war, können wir ihm wirklich helfen.«
    Bruder Thomas schüttelte den Kopf.
    »Du musst ihm Zeit geben, Valentin! Seine Seele muss zur Ruhe kommen. Nur dann kann er sich öffnen.«
    Lena runzelte die Stirn. Bruder Thomas brachte sie zur Tür von Valentins Zelle und zog sich dann in seine Krankenstube zurück, in der es einige neue Fieberfälle gab. Als Lena und Valentin eintraten, lag Kilian auf dem Rücken und starrte an die Decke. Der Bluterguss an seinem Hals zeigte alle Schattierungen zwischen Blau, Grün und Violett. Lena musste schlucken.
    »So liegt er schon die ganze Zeit«, sagte Valentin traurig.
    Lena setzte sich auf den Bettrand und nahm Kilians Hand. »Wie geht es dir?«
    »Grässlich«, flüsterte er. Seine Stimme klang noch lange nicht normal. Aber er drückte ganz leicht ihre Hand und zeigte damit, dass er ihre Gegenwart ertragen konnte.
    »Willst du etwas trinken?« Valentin konnte seine Sorge nicht verbergen.
    »Wein«, sagte Kilian. Während Valentin den Becher füllte, half ihm Lena, sich aufzusetzen, und gab ihm den Becher. Kilian trank langsam, Schluck für Schluck, als ob seine Kehle noch immer zu eng war, um etwas durchzulassen. Aber er verschüttete keinen Tropfen.
    »Heute Mittag war der Bürgermeister da und wollte Kilian sehen«, sagte Valentin. »Wir konnten ihn gerade noch abwimmeln.«
    »Wenigstens macht er sich Sorgen.« Lena nahm Kilian den Becher ab und stellte ihn auf den Tisch.
    Kilian nickte. »Mein Onkel … meint es gut mit mir.«
    »So wie wir«, sagte sie und nahm wieder seine heiße, trockene Hand. Allein, dass er sich das gefallen ließ, war ein gutes Zeichen.
    »Ihr … habt mir das Leben gerettet«, krächzte er. »Du und der Burgunder.«
    »Darin ist er gut«, warf Valentin ein.
    »Was?«
    »Bei der Wasserprobe …« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, vergesst es. Jetzt ist Kilian wichtiger.«
    »Nun sag schon!«
    »Als ich auf der Brücke hockte wie ein zusammengeschnürtes Brathuhn, da hat er mir erklärt, wie man es schafft, nicht so schnell wieder aufzutauchen.«
    Kilian lachte heiser. Bei dem Geräusch zog sich Lenas Herz vor Traurigkeit zusammen. Auch wenn ihre Rippen fast so sehr stachen wie ihr Herz, ging es ihm immer noch schlechter als ihr.
    »Ich hab es gerade noch geschafft«, sagte Valentin.
    »Zum Glück!«
    »Der Burgunder tut meistens das Richtige.« Sie sah, welche Überwindung Valentin diese Bemerkung kostete.
    Wenn ich ihm jetzt erzähle, dass Anstetter mich am Sonntag vor die Kirchentür zerren will, fange ich an zu heulen, dachte sie und sagte nichts.
    Schweigend saßen sie eine Weile beieinander, Lena auf der Bettkante und Valentin auf einem Schemel neben ihr. So lange, bis es Valentin nicht mehr aushielt.
    »Kilian!«, drängte er. »Warum sagtest du, was du getan hast …. sei deine Buße?«
    Lena trat ihm kräftig vors Schienbein, und Valentin unterdrückte einen Fluch. Kilian sagte zunächst nichts, aber er winkte sie näher zu sich heran und flüsterte: »Es tut mir leid.«
    »Aber was denn nur, verflixt?«, rief Valentin zornig. »Du bist der perfekteste Mensch, den ich kenne. Klug und gebildet und gottesfürchtig.«
    »Es … tut mir leid, dass ich nicht mehr euer Freund sein wollte. Ich wollte alles für den Orden tun. Und du, Lena bist nur eine Frau. Und Valentin, dich …« Er dachte einen Moment lang nach. »Du bist

Weitere Kostenlose Bücher