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Die Himmelsmalerin

Die Himmelsmalerin

Titel: Die Himmelsmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Rosenberger
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weltlich. Ich wollte mich von allem lösen, was nicht der strengen Zucht im Kloster entspricht.«
    In diesem Moment klopfte es an die Tür der Zelle.
    »Herein«, sagte Valentin ungehalten. Schüchtern drückte sich der gleiche Novize durch die Tür, der auch gestern den Wachdienst geschoben hatte.
    »Was ist, Bruder Benedikt?«, fragte Valentin.
    »Da draußen steht dieser Gassenbub Fredi«, sagte er. »Er will unbedingt Jungfer Lena und dich sprechen – zusammen, sagte er.« Als sein Blick zu Lena glitt, wurde er knallrot.
    »Und was will er?« Der junge Mönch zuckte die Achseln. Auf seiner braunen Kutte war ein Fettfleck. Wahrscheinlich half er nicht nur Bruder Nepomuk an der Pforte aus, sondern auch dem Bruder Küchenmeister. »Er wollte es mir nicht sagen. Nur, dass es wichtig sei.«
    Lena stand auf und strich ihren Rock glatt. Auch Valentin erhob sich. »Du brauchst mich nicht zu begleiten. Auf dem kurzen Weg bis zur Pforte wird mich der Anstetter wohl kaum entführen«, spottete sie.
    Aber Valentin schaute sie nur todernst an. »Ich habe Lionel Jourdain versprochen, dich keinen Moment lang aus den Augen zu lassen.« Lena zuckte die Schultern. »Dann kommst du eben mit!«
    Bruder Benedikt setzte sich auf einen Schemel an den Tisch, denn Kilian sollte ebenfalls nicht allein bleiben.

29
    Er verschränkte seine Arme hinter dem Kopf und starrte zur Decke, deren frisch gekalkte Fläche im trüben Licht des Tages grau wirkte. Dich liebe ich zu sehr, hatte er zu Valentin sagen wollen. Die unausgesprochenen Worte brannten auf seiner Zunge wie Feuer, aber nicht so sehr wie die Hand, die Valentins Hand gehalten hatte. Klar stand ihre Dreierfreundschaft hier im Vordergrund, aber er liebte Valentin so, wie dieser Lena liebte, die den Burgunder heiraten wollte, aber einem anderen versprochen war. Es war so verworren, dass er beinahe darüber gelacht hätte. Wenn er nicht so traurig gewesen wäre. Das Leben tat weh, so weh wie jeder Atemzug, der in seiner Kehle wie Feuer brannte, und er fühlte sich wie auf des Messers Schneide. Kilian wusste noch nicht, ob er sich dem Schmerz auf Dauer stellen wollte. Er war nur unendlich froh darüber, im Franziskanerkloster zu sein, weit fort von Balduin, der ihn zweifellos ebenfalls liebte. Auf seine Weise, sündig und unvollkommen, aber auch so konnte die Liebe sein. Liebe und Tod, Eros und Thanatos waren nur zwei Seiten einer Medaille. Welche dabei vorzuziehen war, ließ sich gar nicht so leicht klären. Über der philosophischen Betrachtung dieses Problems vergaß er beinahe die Zeit. Irgendwann fiel ihm auf, dass Valentin und Lena nicht zurückgekommen waren. Nicht gut, dachte er beunruhigt.
    Dann klopfte es wieder, und der mürrische Infirmarius trat ein, der sich schon gestern um ihn gekümmert hatte. Mit einer Gebärde bedeutete er Benedikt, den Raum zu verlassen, und setzte sich auf die Bettkante.
    »Wie geht es Euch heute, Bruder Kilian?«, fragte er. Seine grauen Augen ruhten mit solch analytischer Klarheit auf ihm, dass Kilian sich einen Moment lang fragte, ob er seine Hirnschale durchdringen und seine Gedanken lesen konnte.
    »Besser«, krächzte er. »Wo sind Valentin und Lena?«
    »Sie haben das Kloster verlassen«, sagte der Franziskaner. »Nur kurz. Lena wollte jemanden treffen.«
    »Was!« Vor Schreck sah Kilian einen Moment lang nur Sterne. »Aber Valentin darf nicht in die Stadt gehen. Da draußen – warten Menschen auf ihn, die ihm schaden wollen.«
    Er dachte dabei weniger an den Hardenberger, sondern an Balduin, der Valentin hasste, weil er ganz genau wusste, was dieser für Kilian bedeutete.
    »Nur kurz.« Bruder Thomas hob beschwichtigend die Hand. »Valentin wollte Lena nicht allein gehen lassen.«
    Er rennt in sein Unglück, dachte Kilian beklommen und ertrug die sanften, geschickten Hände des Arztes mit stoischem Gleichmut. Dieser hörte seine Brust ab, überprüfte die Beweglichkeit des Kopfes und schätzte seine Körpertemperatur.
    »Ihr habt die Konstitution eines Ochsen und werdet wohl bald ganz genesen sein.« Der Franziskaner schüttelte verwundert den Kopf.
    »Altes Esslinger Händler- und Ganovenblut«, brummte Kilian. Was sein unbekannter Vater dazu beigetragen hatte, ließ er lieber außen vor.
    »Gut!«, sagte der Franziskaner. »Und was wollt Ihr tun? Ins Dominikanerkloster zurückkehren? Prior Balduin ist eben wieder vorstellig geworden und hat Vater Johannes wegen Euch die Hölle heiß gemacht.«
    »Wieder!« Bestürzt starrte er den Arzt

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