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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eine wütende Handbewegung, mit der sie Dragosz einfach davonscheuchte. Er widersetzte sich ihr, fuhr dann aber auf dem Absatz herum und kam mit so schnellen Schritten den Hohlweg herunter, dass es schon fast an ein Wunder grenzte, dass er keinen Fehltritt tat und sich den Hals brach. Sein Gesicht war vor Zorn verdunkelt, und es verfinsterte sich noch ein bisschen mehr, als er das Schwert in Arianrhods Händen erblickte. Er sagte nichts, aber sie fragte sich plötzlich, ob sie sich eben nicht vielleicht getäuscht hatte, was den Grund anging, aus dem ihre Mutter darauf bestanden hatte, dass sie das Schwert nahm.
    »Warum lässt du sie allein?«, fragte sie vorwurfsvoll.
    »Weil sie es so wollte«, brummte Dragosz übellaunig und ging im Sturmschritt an ihr vorbei in Richtung des Baches. »Wenn sie meint, es besser zu können als ich, dann soll sie es doch versuchen.«
    Arianrhod sah ihm verunsichert hinterher, sie wusste nicht, wie sie sein Verhalten einschätzen sollte. Obwohl Dragosz wütend war und er wahrscheinlich am liebsten losgebrüllt hätte, war in seinen Worten und vor allem in seinem Benehmen Lea gegenüber, das sie die ganze Zeit beobachtet hatte, eine Vertrautheit, die sie überraschte. Man hätte meinen können, dass die beiden sich bereits seit Jahren kannten.
    Für den nächsten Gedanken, der diesem fast zwangsläufig folgte, schämte sie sich beinahe selbst, aber er drängte sich ihr einfach auf, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte: Hatte Sarn am Ende Recht gehabt, und ihre Mutter und Dragosz kannten sich nicht erst seit kurzer Zeit, sondern schon viel, viel länger?
    Arianrhod verscheuchte den Gedanken, wandte sich mit einem Ruck wieder ab und sah zu ihrer Mutter hoch. Lea hatte Sturmwinds Zügel mit der linken Hand ergriffen und streichelte mit der rechten beruhigend ihre Nüstern. Das Pferd tänzelte noch immer unruhig auf der Stelle. Seine Ohren zuckten hin und her, und auch sein Schweif peitschte aufgeregt. Lea schien beruhigend auf die Stute einzureden. Auch wenn sie damit nicht ganz den beabsichtigten Erfolg zu haben schien, denn Sturmwind rührte sich auch jetzt nicht, sondern blieb stur und wie angewachsen dort stehen, wo sie war, so versuchte sie doch wenigstens nicht mehr rückwärts gehend vor ihr zurückzuweichen.
    »Soll ich dir nicht doch besser helfen?«, rief sie.
    »Nein«, antwortete ihre Mutter. »Geh lieber. Dein Anblick macht sie kribbelig.« Arianrhod war zwar enttäuscht, gehorchte aber und ging wieder zum Ufer des Baches zurück. Gerade nach dem, was ihre Mutter erst vor ein paar Augenblicken zu ihr gesagt hatte, hätte sie jetzt mehr Vertrauen erwartet - aber vielleicht verlangte sie auch einfach zu viel; nicht nur von ihrer Mutter, sondern auch von sich selbst. Sie war noch nicht einmal wirklich sicher, ob sie den Weg nach oben überhaupt schaffte.
    Dragosz war am Ufer des Baches niedergekniet und schöpfte sich mit beiden Händen Wasser ins Gesicht, so wie auch Arianrhod und Lea es gerade getan hatten, allerdings nicht annähernd so leise. Er prustete und schnaubte, dass man es eigentlich noch auf der anderen Seite des Waldes hätte hören müssen, und als er anschließend trank, tat er es kaum weniger geräuschvoll. Nachtwind betrachtete ihn mit schräg gehaltenem Kopf, und wieder hatte Arianrhod den Eindruck, in den Augen des Hengstes weit mehr als tierische Neugier zu sehen, sondern fast so etwas wie ein belustigtes Funkeln zu gewahren.
    In ihren Augen zumindest musste etwas in dieser Art sein, denn als Dragosz schließlich fertig war und sich zum Knien aufrichtete, mit beiden Händen das nasse Haar aus dem Gesicht strich und zu ihr hochsah, runzelte er schon wieder ärgerlich die Stirn. »Was gibt es da zu starren?«, fragte er grob.
    »Oh, nichts«, antwortete Arianrhod, und zu ihrer eigenen Überraschung stieg plötzlich ein Gefühl von Übermut in ihr auf, wie sie es schon allzu lange vermisst hatte. »Ich mache mir nur ein bisschen Sorgen, dass unsere Verfolger uns hören könnten, weißt du? Du bist nicht besonders. leise.«
    »Ja, deine Mutter hat auch schon das eine oder andere Mal bemerkt, dass mein Benehmen zu wünschen übrig lässt«, grollte Dragosz. »Aber ich bin nun einmal ein einfacher Mann. Und ich hatte Durst.«
    Verbarg sich in diesen Worten ein verkappter Vorwurf, überlegte Arianrhod, oder gefiel sich Dragosz einfach nur darin, den Beleidigten zu spielen?
    Da sie nicht antwortete, sondern seinem Blick nur gelassen und weiterhin spöttisch

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