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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lächelnd standhielt, schluckte er nur noch einmal abfällig, schaufelte sich zwei weitere Hände voll Wasser ins Gesicht und stand dann prustend auf. Er wollte sich umdrehen und wieder zum Ausgang des Hohlweges zurückgehen, aber Arianrhod machte eine hastige Bewegung und hielt ihn am Arm zurück.
    Sie hätte es besser nicht getan. Ihn zu berühren war genau wie das letzte Mal, nur ungleich intensiver. Sie verspürte ein rasches, eisiges Frösteln, das ihr nicht nur über den Rücken lief, sondern ihren ganzen Körper erschauern ließ, und auch Dragosz fuhr fast erschrocken zusammen und zog unwillkürlich den Arm wieder zurück; als wären ihre Finger plötzlich glühend heiß gewesen. Einen Atemzug lang starrte er nur auf sein Handgelenk hinab, dort, wo ihn ihre Finger berührt hatten, dann hob er den Kopf und blickte ihr direkt ins Gesicht, und dieser Blick war noch viel, viel schlimmer als seine Berührung.
    Arianrhods Gefühle waren von einem Augenblick zum nächsten in hellem Aufruhr. Plötzlich verspürte sie das absurde Bedürfnis, ihn zu umarmen und seine Wärme und seine Kraft zu spüren, ganz nahe, aber gleichzeitig machte sich ihr schlechtes Gewissen auch schon fast körperlich bemerkbar.
    »Ich. entschuldige«, stammelte sie. »Das. das wollte ich. nicht.«
    »Was?«, fragte Dragosz. Auch er wirkte verwirrt und schien für einen Moment in sich hineinzulauschen, machte aber danach nur einen noch unsichereren Eindruck; als hätte er sich selbst eine Frage gestellt und wüsste nun nicht so recht, was er mit der Antwort anfangen sollte. Sein Blick blieb für etliche Sekunden auf Arianrhods Gesicht hängen und wanderte dann an ihrer Gestalt hinab, und ganz plötzlich erinnerte sie sich wieder daran, dass sie nur den Umhang trug, den ihre Mutter ihr um die Schultern gelegt hatte, und darunter nichts, und dass sie ihn auch nicht vollständig geschlossen hatte. Hastig raffte sie den groben Stoff mit der linken Hand zusammen und spürte selbst, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss.
    Und - es erschien ihr fast absurd, aber es war so - auch Dragosz war die Situation mit einem Male peinlich. Er schien plötzlich nicht mehr zu wissen, wohin mit seinem Blick. »Vielleicht sollten wir deiner Mutter. helfen«, sagte er ungelenk.
    »Sie hat mich weggeschickt«, antwortete Arianrhod, wobei ihre Stimme ebenso unbeholfen klang wie die seine. »Sie meint wohl, dass unser Anblick das Pferd nur unruhig macht.«
    »Unruhig«, sagte Dragosz, »macht es mich vor allem, wenn ich nicht weiß, was geschieht.« Sein Blick tastete wieder über ihr Gesicht, wobei er aber sorgfältig ihre Augen ausließ, und wanderte dann noch einmal an ihrer Gestalt herab. Arianrhod hielt den Umhang fest mit der Hand zusammen, hatte aber trotzdem das Gefühl, nackt zu sein. Er hatte Dinge gesehen, die er nicht sehen sollte. Schließlich rettete sich Dragosz in ein verlegenes Lächeln, drehte mit einem Ruck den Kopf weg und tat so, als hätte er am Waldrand auf der anderen Seite des Baches etwas entdeckt. »Es tut mir Leid, wenn ich gerade ein bisschen grob war. Ich bin etwas. angespannt.«
    »Warum?«, fragte Arianrhod. »Nur, weil du gerade ein halbes Dutzend von Gosegs besten Kriegern getötet hast?« Sie schüttelte heftig den Kopf und bemühte sich, ein möglichst unschuldiges Gesicht zu machen, als Dragosz sich wieder zu ihr umdrehte und sie verblüfft ansah. »Oder weil Jamu, all seine verbliebenen Krieger und jeder Mann, der auch nur einen Knüppel halten kann, hinter uns her sind, um uns bei lebendigem Leibe den Hunden zum Fraß vorzuwerfen? Du wirst doch nicht etwa Angst haben? Ein so großer Krieger wie du?«
    Dragosz versuchte vergeblich in ihrem Gesicht zu lesen. Schließlich rettete er sich in ein verunglücktes Lachen, aber es klang nicht einmal so, als könne es ihn selbst überzeugen. »Ich fürchte, so leicht ist es nicht, Arri.«
    »Arianrhod«, verbesserte sie ihn. »Mein Name ist Arianrhod.«
    Dragosz hob die Schultern. »Arianrhod, ja. So, wie der Name deiner Mutter nicht Lea ist, sondern Leandriis, ich weiß.« Er schüttelte den Kopf. »Kein Wunder, dass euer Volk untergegangen ist. Bei all der Zeit, die ihr gebraucht haben müsst, um eure komplizierten Namen auszusprechen, ist euch wahrscheinlich keine Zeit mehr geblieben, um irgendetwas anderes zu tun.«
    Arianrhod wusste nicht, ob sie darüber lächeln sollte oder nicht.
    Dragosz versuchte nur einen Scherz zu machen, um die peinliche Situationen zu überspielen, aber wie

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