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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das fast erloschene Feuer inmitten des notdürftig eingerichteten Heiligtums, und dann auf die Schale daneben, in der sich die ganz besondere Pilzmischung befand. Mit ihrer Hilfe hatte er die Götter angerufen, und sie hatten ihm ein Zeichen gesandt. Jetzt musste er handeln.
    »Du willst zu unserem Herrscher?«, fragte der Junge schüchtern. »Aber ich glaube, er ist gar nicht da. Er und die anderen Männer wollten jagen gehen. Oder vielleicht wollten sie auch nach Lexz und den anderen suchen. Die sind ja immer noch nicht zurück. Weißt du vielleicht, wo sie sein könnten?«
    Zakaan schloss einen Herzschlag lang die Augen. Er hätte es niemals zugegeben – und schon gar nicht vor dem Jungen –, aber Bakans Frage traf ihn wie der schnell geführte Streich eines Bronzeschwerts. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Kundschaftertrupp für ein paar Tage verschwunden blieb, bis er wieder ins Lager zurückkehrte. Doch diesmal war es anders. Schon kurz nachdem Lexz, Torgon und die anderen aufgebrochen waren, hatte Zakaan ein ungutes Gefühl gehabt. Es war ihm, als hätte eine dunkle, dämonische Macht ein unsichtbares Netz über die Gruppe geworfen, in dem sie sich mit jedem weiteren Schritt tiefer verfingen, gleichgültig, welche Richtung sie einschlugen. Die Wälder hier waren fruchtbar und reich an Leben, von ausreichend Regen bewässert und von einer nicht zu heißen Sonne verwöhnt. Überall blühte und gedieh es, so als hätte es hier niemals zu heiße Tage gegeben, und als würde hier alles seit Ewigkeiten einen trägen, zufriedenen Gang gehen. Doch das täuschte. Unter der Oberfläche verbarg sich etwas ganz und gar anderes, etwas, für das er keine Worte hatte – vielleicht, weil es so fremd war, dass bisher noch niemand in seinem Volk darauf gestoßen war.
    Bis auf Lexz und seine Gefährten. Sie hatten etwas entdeckt, dessen war er sich sicher – oder besser gesagt: Sie waren von etwas entdeckt worden, das sie sich ebenso einverleiben wollte, wie es eine Eidechse mit ein paar leichtsinnigen Insekten tun würde.
    »Bist du eingeschlafen?«, fragte Bakan vorsichtig.
    Zakaan riss die Augen wieder auf. Sie brannten, als wären sie von dem unbarmherzig grellen Sonnenlicht der letzten Zeit vollkommen ausgetrocknet worden. Und dann spürte er mit brutaler Deutlichkeit die Erschöpfung, die durch den Genuss der Pilze nur oberflächlich in den Hintergrund gedrängt worden war.
    »Nein …«, stammelte er mit rauer, belegter Stimme. »Ich bin nicht eingeschlafen. Ich habe nur über deine Frage nachgedacht.«
    »Wo Lexz ist?«
    »Ja.« Zakaan nickte bedächtig, und obwohl die Bewegung nur langsam und fast unmerklich erfolgte, hatte er beinahe das Gefühl, sein Kopf kippe ihm vom Hals. Vielleicht waren es doch ein paar Pilzstücke zu viel gewesen, zumindest für seinen augenblicklichen Zustand. »Ich weiß nicht, wo Lexz ist«, fuhr er fort. »Aber er kommt wieder. Schon bald.«
    Das war gelogen. Er hätte natürlich nicht mit Sicherheit sagen können, was mit Lexz geschehen war – das hätte niemand gekonnt, denn niemand vermochte wirklich zu wissen, was mit einem verschwundenen Menschen geschehen sein mochte –, aber er war sich dennoch vollkommen sicher, dass die Kundschafter diesmal nicht so einfach und ohne Weiteres den Weg zurück ins Lager finden würden. Irgendetwas war geschehen, das sie offenbar daran hinderte. Und wenn er das beklemmende Gefühl richtig deutete, das ihn jedes Mal erfasste, wenn seine Gedanken zu Lexz und den anderen abschweiften, dann musste es etwas wahrhaft Schreckliches sein.
    Ob sie auf Dragosz gestoßen waren, und ob es damit zwischen Menschen, die einander eigentlich beistehen sollten statt sich bis aufs Blut zu bekämpfen, zu einem Kampf gekommen war? Nein. Zakaan schüttelte den Kopf. Er wusste, dass die Auseinandersetzung mit Dragosz und den Abtrünnigen kurz bevorstand, und er hoffte nichts mehr, als dass sie einigermaßen glimpflich verliefe. Aber das, was mit Ekarna, Torgon, Larkar, Sedak und nicht zuletzt Lexz geschehen war, hatte doch nichts mit Dragosz zu tun. Vielleicht sogar eher etwas mit einer Gefahr, die auch Dragosz und die Abtrünnigen umschloss und sich ganz allmählich und fast unmerklich um alle legte, die Urutark zu nahe gekommen waren.
    War das gelobte Land der Stammväter vielleicht nichts weiter als eine riesige Todesfalle? Dieser Gedanke schnürte ihm beinahe die Luft ab.
    »Wann kommt Lexz wieder?«, fragte der Junge beharrlich. »Er hat doch versprochen, mir

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