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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Ecke kam.
    Das war aber nicht Bakans Mutter, sondern eine seiner Tanten, die Granartara hieß. Aber so genau kam es auch gar nicht darauf an. Bei ihnen war ohnehin fast jeder mit jedem verwandt. Er hoffte nur, dass er nicht auch mit dieser Granartara verwandt war …
    »Zakaan!«, rief die Frau schon von weitem. Sie wischte sich die Hände an ihrem Gewand ab – was allerdings wenig Sinn hatte, denn ihr Rock war schon seit längerer Zeit nicht mehr mit Wasser in Berührung gekommen, und starrte ebenso vor Schmutz wie ihr Gesicht. Das musste nicht sein, jedenfalls jetzt nicht mehr, da sie in der Nähe einer Quelle kampierten, aus der ohne Unterlass frisches Wasser hervorsprudelte.
    »Zakaan!«, rief die Frau noch einmal, als sie näher gekommen war.
    Der Schamane verzog das Gesicht. Es war ja nicht so, dass er Granartara nur einfach nicht mochte – das wäre viel zu harmlos ausgedrückt gewesen. Er konnte sie überhaupt nicht leiden. Granartara war eine vorlaute Person, die zu allem einen Kommentar wusste – Hauptsache, er passte nicht. Und dann kam da noch diese mangelnde Körperpflege dazu, die sie bis in den Himmel stinken ließ. Ekelhaft!
    »Was willst du, Granartara?«, fragte er schroff.
    »Gar nichts, Schamane.« Granartara blieb stehen, legte den Kopf schief und betrachtete Zakaan, als sähe sie ihn zum ersten Mal. »Hast du deinen Pilzrausch noch nicht ausgeschlafen, alter Mann?«
    Hatte er gerade noch gedacht, zu den Vorteilen des Alters gehöre es, dass man ihm mit Respekt begegnete? Das bezog sich auf jeden anderen, aber nicht auf Bakans Tante, wie er zum wiederholten Male feststellen musste.
    Zakaan schüttelte angewidert den Kopf, als Granartara mit ein paar Schritten auf ihn zutrat und die Hand ausstreckte, als wollte sie ihn packen und mit sich ziehen. Hilfe hätte er schon gebrauchen können – aber zulassen, dass ihn diese ekelhafte, vor Schmutz starrende Frau anfasste? Niemals!
    »Ich komme schon allein zurecht, Weib«, sagte er. Er konzentrierte sich auf seine morschen Knochen und seine steifen Gelenke, und ließ so viel göttliche Energie in sie hineinfließen, wie er es ihm Augenblick nur vermochte. Sehr viel war es nicht. Aber immerhin reichte es, damit er einigermaßen würdevoll an Granartara vorbeischreiten konnte.
    »Schnell!«, flüsterte Bakan, der erst auf ihn zugelaufen war und nun herumtrippelte, als müsse er sich ein dringendes Geschäft verkneifen. »Du musst ganz schnell kommen!« Seine Stimme kippte vor lauter Erregung fast über. »Da ist … da ist … da ist …«
    Zakaan hätte ihm bestimmt zugelächelt, wenn nicht sein rechtes Knie versucht hätte, sich durch die dünne Haut darüber zu bohren, und ihn ein so scharfer Schmerz durchzuckte, dass er beinahe vor Granartara in die Knie gegangen war, oder, schlimmer noch: sich auf sie hätte stützen müssen. Nur das nicht! Er zwang sich weiter und biss die Zähne so fest zusammen, dass ihr Knirschen in seinen Ohren dröhnte.
    »Was ist, Bakan?«, fragte er etwas schärfer, als nötig gewesen wäre.
    Der Junge sah nun aber wirklich so aus, als würde er sich ins Gewand machen, und sein Gesicht wirkte plötzlich ganz schmal und spitz. »Es ist so … es ist so schrecklich.«
    »Ja.« Zakaan wollte fragen, was denn so schrecklich sei. Doch bevor er ein Wort herausbekam, wurde es dunkel vor seinen Augen, und dann, nur einen Wimpernschlag später, durchflutete ihn ein so helles Licht, dass er ein ersticktes Keuchen ausstieß. Es hätte ein Schwächeanfall sein können, aber Zakaan wusste, dass dies nicht der Fall war. Das grelle Licht verblasste und machte wieder der gewohnten Umgebung Platz – und das Erste, in das er nun blickte, war das verdreckte Gesicht von Bakans Tante.
    »Ist dir nicht gut?«, fragte sie. Was eigentlich besorgt hätte klingen sollen, machte bei ihr nur einen hämischen Eindruck.
    »Doch, es geht mir gut«, brachte Zakaan hervor. »Und jetzt weg mit dir! Hast du nichts zu tun?«
    Granartara starrte ihn verblüfft an, dann fuhr sie sich mit dem Zeigefinger in eine schwarze Zahnhöhle, bohrte darin herum und gab ein paar schmatzende Geräusche von sich. Und wenn Zakaan nicht mit ganz anderen Gedanken beschäftigt gewesen wäre, wäre ihm jetzt wahrscheinlich schlecht geworden.
    Dieses Licht … diese Vision … das passierte nur ganz selten, und auch nur dann, wenn etwas wirklich Schlimmes geschehen war. Ob die Krähen …?
    Der Gedanke zerstob, als er noch ein paar Schritte weitergemacht hatte und

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