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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das Gleichgewicht zu verlieren und in das verlockend weiche Grün unter sich zu stürzen.
    »Verdammt«, rief er Ekarna hinterher, »was soll das?«
    Er bekam jedoch keine Antwort, natürlich nicht.
    »Na dann …«, murmelte er und wollte einen Ausweichschritt machen, um dann gleich Ekarna nachzusetzen und ihr klarzumachen, dass sie gefälligst etwas vorsichtiger sein sollte.
    Aber das ging so gründlich schief, wie es nur schief gehen konnte. Er hatte lediglich für die Dauer von vielleicht zehn Atemzügen hier gestanden, und eigentlich hätte in dieser Zeit gar nichts passieren sollen. Doch das genaue Gegenteil war der Fall. Gierigen Raubtieren gleich hatten sich zwei grüne Triebe um seine Knöchel geschlängelt, und jetzt setzten sie alles daran, ihn zurückzuhalten.
    »Ups«, machte er, als sich sein Oberkörper erst nach hinten bog und dann zur Seite, während seine Füße wie mit Kupfernägeln festgenagelt am Boden verharrten. »Das ist jetzt doch …«
    Lächerlich, hatte er sagen wollen. Aber das war es nicht, ganz im Gegenteil. Er spannte sich an, riss den rechten Fuß hoch, bis die Ranke riss … bis nur ein Teil von ihr riss, wie er sich erschrocken korrigieren musste, während sich ein anderer grüner Strang mit zäher Hartnäckigkeit und unglaublicher Geschwindigkeit weiter um seinen Knöchel wickelte.
    »He, lass los!« Er versuchte es mit einem Hüpfer, und tatsächlich schnellten schon wieder grüne Pflanzenfasern davon. Er hangelte nach einem Ast, bekam ihn zu fassen und zog sich so weit wie möglich daran nach vorn. Ein Schweißtropfen lief in sein Auge, und dann noch einer, und für kurze Zeit war er fast blind.
    Er blinzelte die Schweißtropfen weg, und als er wieder klar sehen konnte, hätte er beinahe aufgeschrien. Er umklammerte den Ast mit beiden Händen, und dieser war auch fest genug, um ihn zu halten – aber das auf eine Art und Weise, die er selbst nun wirklich nicht im Sinn gehabt hatte.
    Aus dem Ast heraus spross ihm nämlich etwas entgegen, das eine schreckliche Ähnlichkeit mit den Bodenranken hatte, die seine Knöchel umschlangen. Während sich das ekelhafte Grünzeug von seinen Füßen aus beharrlich weiter nach oben arbeitete und nun auch seine Waden einzuspinnen begann, wucherte aus dem Ast vor seinem Gesicht das gleiche Rankengewächs heraus, erreichte seine Handgelenke und strich so sanft wie eine Frauenhand darüber. Dann begriff er, dass er den Ast loslassen musste, so sehr er diesen Halt auch brauchte, um nicht doch noch umzukippen. Doch als er seine Finger schließlich lösen wollte, erlebte er die nächste böse Überraschung: Dünne grüne Fäden hatten sich wie ein Spinnennetz darüber gelegt, viele dünne grüne Fäden, und es wurden immer mehr – und das schneller als er überhaupt begreifen konnte, wie ihm geschah.
    »Torgon!«, brüllte er voller Panik. »Torgon! Sofort! Hilf mir!«
    Er versuchte den Griff des grünen Gespinstes zu sprengen, und als er sich anstrengte und seine mächtigen Muskeln anspannte, erbebte der Ast.
    »Verdammt!«, hörte er Torgon brüllen. »Halt aus! Ich komme!«
    Lexz glaubte Torgons wütendes Schnauben zu hören, und dann nahm er deutlich wahr, wie der Dicke herantobte, alles mit seinem Hammer beiseite schlug, was ihm entgegenwucherte, und auch Ekarnas Aufschrei mischte sich unüberhörbar in das verrückte Lied der Befreiung, zu der seine beiden Freunde angesetzt hatten.
    Lexz’ Hand durchzuckte ein scharfer, stechender Schmerz, er riss und zerrte mit aller Kraft und Beharrlichkeit weiter. Dann kam sie frei und schnellte so heftig zurück, dass er von dem Schwung zur Seite gerissen wurde. Gleichzeitig mit seiner Hand kam auch sein rechter Fuß frei, dafür bekam er plötzlich Schlagseite und rutschte nach links ab, unaufhaltbar, ausschließlich gehalten von gierigen grünen Ranken und Trieben, Schlingpflanzen, die sich seiner zu bemächtigen versuchten und ihn ohne Zweifel auch ersticken würden, wenn er sich ihrer nicht vorher endgültig entledigen konnte.
    Im Augenblick war daran aber noch nicht einmal im Entferntesten zu denken. Seine linke Seite wurde beharrlich und mit erschreckender Kraft nach unten gezogen, während er wie ein kleines Kind mit dem rechten Bein herumstrampelte und mit der rechten Hand irgendwo Halt zu finden suchte, wo ihn nicht gleich wieder grünes Gespinst einfangen wollte.
    Er rutschte ein weiteres Stück ab, spürte, wie er nach unten gezogen wurde, und voller Panik starrte er nach oben, darauf gefasst,

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