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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Und Kyrill?«, fragte Isana verwirrt.
    »Ja«, sagte Arri leise. »Was ist mit meinem Sohn? Hast du ihn dann bei dir?«
    »Nun, das … das ist jetzt … darüber muss ich noch mal nachdenken«, stotterte Isana. »Mir fällt schon noch was ein.«
    »Wie du dich noch mehr in Gefahr bringen kannst, sicher.« Arri machte eine entschlossene Handbewegung mit den gefesselten Händen; es sah wie ein Axthieb aus. »Ich werde auf eine andere Gelegenheit warten. Vielleicht bringen sie mich ja noch einmal vor den Ältestenrat. Dann nutze ich meine Chance.«
    Wenn ich bis dahin nicht an einem Spinnenbiss gestorben bin, dachte sie. Aber das sprach sie jetzt lieber nicht aus. Sie glaubte ohnehin nicht, dass es eine Giftspinne gewesen war, die sie gebissen hatte. Und selbst, wenn … vielleicht wäre es nicht das Schlimmste, wenn man sie hier morgens tot fand.
    Oder auch scheintot.
    Vielleicht, dachte sie, kann ich ja so tun, als wäre ich einem Spinnenbiss erlegen. Vielleicht komme ich hier auf diese Weise raus.
    »Na, ich weiß nicht«, widersprach Isana.
    »Aber ich.« Arri zögerte kurz, bevor sie weitersprach. Die Sache mit dem Spinnenbiss war eine Idee – aber vielleicht ging es auch anders. »Ich muss es irgendwie schaffen, dass mich der Ältestenrat in Kyrills Beisein anhört«, überlegte sie. »Und dann muss ich nur dafür sorgen, dass sie mir die Fesseln abnehmen. Aber da fällt mir schon etwas ein.«
    »Und dann?«, fragte Isana verwirrt. »Was willst du dann tun? Abdurezak die Nase brechen und Kaarg ins Wasser stoßen?«
    Arri nickte grimmig. »Oder mit Giftspinnen bewerfen!«
    »Die du hier vorher fängst und unter deinem Gewand versteckst?« Isana sah Arri an, als zweifle sie an ihrem Verstand. »Ist das etwa dein Plan?«
    Arri lauschte in sich hinein. Die Stelle am Fuß brannte so, wie eine offene Wunde brennen sollte, die seit Tagen unversorgt geblieben war. Aber war da nicht auch ein leichtes … Kribbeln zu spüren, so ähnlich wie das, was entstand, wenn man mit dem nackten Fuß versehentlich in eine Ameisenstraße trat?
    »Aber gleichgültig, ob du Abdurezak mit Spinnen bewirfst oder ihm die Nase blutig haust«, sagte Isana. »An den anderen kommst du niemals vorbei!«
    »Das kommt darauf an«, widersprach Arri. »Es muss alles nur ganz schnell gehen.«
    »Ja, aber dann auch so schnell, dass selbst Taru nicht mehr reagieren kann.« Isana schüttelte den Kopf. »Du vergisst, dass er Dragosz’ Sohn ist. Dragosz hat ihm alles beigebracht, was ein Krieger wissen muss, um im Kampf zu bestehen. Und Taru war ein gelehriger Schüler.«
    »Allerdings mit zwei tauben Ohren«, murmelte Arri. »Denn von all dem anderen, was einen großen Krieger ausmacht – seiner Ehre und seinem Anstand – hat er nie etwas wissen wollen.«
    »Umso schlimmer«, erklärte Isana. »Denn das macht ihn nur noch gefährlicher.« Entschieden schüttelte sie den Kopf. »Nein, Arri. Mach dir nichts vor. Taru wird dich nicht so einfach entkommen lassen.«
    »Na und?« Arri schnaubte. »Du vergisst, dass ich ihm schon einmal entkommen bin.«
    »Ja, mit mehr Glück als Verstand. Du solltest Taru wirklich nicht unterschätzen.«.
    »Das werde ich nicht«, antwortete Arri. »Aber er wird mich unterschätzen. Und das ist mein Vorteil.« Sie zuckte mit den Schultern. »Dragosz hat mir den einen oder anderen Kniff beigebracht.«
    »Den einen oder anderen Kniff?«, fragte Isana misstrauisch. »Was soll das heißen? Ein Krieger darf einer Frau doch gar nicht das Kämpfen beibringen!«
    »Aber ein Mann seiner Frau …«
    »Immer der Nase nach«, hatte Partuk gesagt, und eigentlich war es genau das, was Zakaan auch getan hatte. Ragok mochte zwar viel schneller sein, aber darauf kam es nicht an. Wer im Kreis lief, konnte seine Schritte so sehr beschleunigen wie er wollte, und er würde doch nie zum Ziel kommen. Wer sich dagegen auf seinen Instinkt verließ und niemals wirklich vom Weg abwich, für den spielten Entfernungen letztlich nur eine zweitrangige Rolle.
    Es wurde Zeit, dass sie ankamen. Zakaans Rücken brannte nicht nur, mittlerweile schien er geradezu in Flammen zu stehen. Das wäre fürchterlich gewesen, wenn die Schmerzen in seinen Beinen nicht noch viel schlimmer gewesen wären. Doch so glich sich das Ganze wieder aus – fand Zakaan.
    Aber das musste er auch so finden, denn schließlich war er der Schamane. Ein Schamane, der sich nicht selbst helfen konnte, konnte von der Gemeinschaft schwerlich Respekt erwarten; im schlimmsten Fall wurde er

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