Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe
Lippen. »Still. Da ist doch …«
»Die … Dämonen?«, fragte Arri leise.
Larkar zuckte mit den Schultern. »Ob es Dämonen sind, weiß ich nicht … aber … Vorsicht!«
Das letzte Wort zischte er. Doch es war zu spät. Arri hatte sich schon halb aufgerichtet und lugte nun hinter dem Felsen hervor – und erstarrte, als sie sich einem Mann gegenübersah. Nein, keinem Mann, sondern einem seltsam verkrümmt dastehenden Wesen, dessen Gesicht fast vollständig von einer Kapuze verdeckt wurde.
Der Missgestaltete hatte nicht in ihre Richtung geblickt. Aber jetzt sah er zu ihr hin. Sein Gesicht … irgendetwas stimmte mit seinem Gesicht nicht … buschige, geschwungene Augenbrauen, eine missgestaltete Nase über einem riesigen Mund, eine verzerrte Fratze und irgendetwas, das dort hinabhing, wo eigentlich die Ohren hätten sein müssen.
Arri wollte den Schrei unterdrücken, der aus ihr hervorzubrechen drohte. Aber es gelang ihr nicht ganz. Doch statt zurückzuspringen oder sonst irgendetwas Dummes zu tun, tat sie das einzig Richtige: Sie sprang vor, riss den Stein in ihrer Hand nach oben und ließ ihn mit voller Wucht in die fürchterlich missgestaltete Fratze hineinfallen.
Die Abwehrbewegung der Kreatur kam zu spät. Sie riss den Arm hoch, und Arri sah etwas Metallisches aufblitzen. Doch bevor sie die Waffe treffen konnte, taumelte der grauenvolle Angreifer schon zurück.
Der Stein hatte ihn unter dem Auge erwischt und eine tiefe Furche in die Haut geschlagen. Blut spritzte hervor, und dann noch etwas anderes. Arri musste vollkommen sinnloserweise daran denken, was Larkar gerade gesagt hatte: dass sich ihrer aller Schicksal in den nächsten Tagen entscheiden werde.
Sie taumelte an dem Verletzten vorbei und sah etwas, das sie fast noch mehr erschütterte als die Kreatur, die eben so plötzlich vor ihr gestanden hatte. Nur ein kleines Stück unter ihr war Taru durch das Gehölz gebrochen, vielleicht angelockt durch das Gespräch, das sie und Larkar geführt hatten.
Es hatte ihm kein Glück gebracht. Mehrere der Kapuzenkreaturen schienen ihn bereits erwartet zu haben, und jetzt drangen sie mit Stangen auf ihn ein.
Taru war schnell, das musste Arri ihm lassen, und er kämpfte genauso geschickt und rücksichtlos, wie ihm das Dragosz beigebracht hatte. Eine wuchtig geschlagene Stange sauste haarscharf an seinem Kopf vorbei, er tauchte darunter weg und stieß dem Angreifer den Fuß in die Magengrube, während er sich bereits umdrehte und der Kreatur, die ihm eben noch das Rückgrat hatte zerschmettern wollen, das Messer in den Hals stieß.
Der Getroffene jaulte auf wie ein Hund, dem man auf den Schwanz getreten hatte, und torkelte zurück, aber da war auch schon der nächste heran. Zu ihrem Erschrecken erkannte Arri, dass er mit einem Schwert statt mit einer Stange bewaffnet war.
Taru begriff die Gefahr im allerletzten Augenblick. Er tauchte nach links ab – und die Klinge schrammte an seiner Schulter vorbei. Arri konnte nicht erkennen, ob – und wenn ja, wie schwer er getroffen war. Doch sie ahnte, dass er der Übermacht nicht mehr lange würde standhalten können. Taru hatte kein Schwert mit sich geführt, als er bei ihr aufgetaucht war. Und das rächte sich jetzt.
Aber wo blieb Rar? War er etwa geflohen – oder lag er schon getroffen am Boden?
Arri blieb keine Zeit, diesen Gedanken weiterzuverfolgen. Mit einem Schrei setzte sie der Gestalt nach, die sie selbst verletzt hatte, packte die Stange, die sie nach wie vor umklammerte, und versuchte sie ihr zu entwinden.
Die Kreatur ließ das nicht zu, selbstverständlich nicht. Arri hatte sie überraschen können, aber jetzt hatte sie sich zu etwas verleiten lassen, das sie auf keinen Fall gewinnen konnte: einer reinen Kraftprobe.
Der Kapuzenmann scheuchte sie mit der Stange mühelos herum, und mehr als einmal verlor sie den Bodenkontakt und schwebte mehr als eine Handbreit über dem Boden, bevor sie wieder schmerzhaft aufsetzte und mit den nackten Füßen über Felsen scheuerte. Sie konnte nicht loslassen, denn dann hätte ihr der Angreifer sofort die Stange über den Kopf gezogen. Aber während ihr Gegner die Waffe immer heftiger schwang, Blut von seinem Gesicht spritzte und sie selbst besudelte, erlahmten ihre Bewegungen erschreckend schnell. Es konnte nicht mehr lange dauern …
Da war Larkar heran. Sein Schwert zuckte so schnell vor, dass Arri es erst wahrnahm, als es schon wieder zurückgezuckt war. Dem Missgestalteten schien es ähnlich zu ergehen. Sein
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