Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe
Einkornpflanzen gemischt worden war, die auf den zahlreichen Äckern der alten Seesiedler gewachsen waren, und den sie gerade als Fladenbrot für die nächste Mahlzeit zubereitete.
Alles sah so friedlich und vertraut aus. Gleich würde Josa den Brotteig über den schon vorgeheizten Stein des Lehmofens legen, und Furlar würde ein weiteres Gefäß vorbereiten, um sie dann später zusammen in dem Ofen zu brennen. Die anderen würden fortfahren, die Gewänder auszubessern, die zuvor im See gewaschen worden waren, oder aber die Beeren und Pilze zuzubereiten, die sie gesammelt hatten; und später, wenn die Fischer kamen, würden sie die wenigen Fische, die die Männer auf ihre umständliche Art dem See abgerungen hatten, für die Mahlzeit waschen. Es waren viele kleine und große Handgriffe, die hier am Feuer getätigt wurden, und sie alle waren notwendig, damit die Gemeinschaft einigermaßen gestärkt und gut vorbereitet in den Winter ging.
Isana hätte sich am liebsten zu den Frauen gesetzt und wie in ihrer Kindheit beim Körbeflechten geholfen oder Korn gemahlen, oder auch jede andere Hilfsarbeit übernommen, gleichgültig, um was es sich handelte.
»Was ist mit dir, Kind?«, fragte Josa nach einer Weile, und Isana fuhr wie ertappt zusammen.
»Es ist alles so … schrecklich.«
Wieder murmelten die Frauen ihre Zustimmung, aber Josa sagte mit ihrer rauen, kratzigen Stimme: »Wo warst du, als der kleine Prytio gestorben ist?«
Isana spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte. »Ich habe doch geholfen, wo ich konnte«, murmelte sie. Unruhig nestelte sie an dem Feuersteinring herum, den ihr Kaarg zum Zeichen ihrer neuen Würde als Heilerin überreicht hatte. »Ich kann doch nicht überall sein!«
»Das ist keine Antwort«, sagte Josa. »Surkija hat nie jemanden alleine sterben lassen. Und schon gar kein Kind.«
»Nein … natürlich nicht«, antwortete Isana. Sie fühlte sich schrecklich hilflos. Eine Korbflechterin sah zu ihr hoch, und sie entdeckte den Vorwurf in ihren Augen. »Ich war bei der alten Amara«, beeilte sie sich zu antworten. »Ich habe ihr beigestanden, so gut ich es konnte.«
Josa seufzte und streifte die Finger an dem Stein ab, auf dem sie das Fladenbrot hatte vorbereiten wollen. »Ja, das glaube ich dir. Aber ein Kind oder eine alte Frau – da fällt doch wohl die Entscheidung nicht schwer, um wen du dich zu kümmern hast, nicht wahr?«
Isana beeilte sich zu nicken. Josa hatte ja recht.
»Die meisten Kinder erreichen nicht einmal das fünfte Lebensjahr«, sagte Josa. »Aber wir brauchen Kinder. Sie sind doch unsere Zukunft!«
Isana hätte sich am liebsten umgedreht und wäre davongelaufen. Aber sie zwang sich stehen zu bleiben und Josa offen anzublicken, auch wenn sie spürte, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. »Du hast ja recht«, sagte sie leise. »Ich habe versucht zu helfen, so gut es ging. Leider war das nicht genug. Es sind gute Menschen gestorben …«
»Ja, und das alles nur wegen dieser Arianrhod«, sagte Furlar.
»Selbst Dragosz hat sie umgebracht, die Drude«, rief die Korbflechterin heftig und spie aus. »Ihren eigenen Mann! Wir sollten sie holen und hier ins Feuer werfen, damit sie bei lebendigem Leib verbrennt!«
Isana schreckte jetzt doch zurück. Mit ganz kurzen Bewegungen entwich sie ein Stück.
»Schluss jetzt mit dem Gerede«, sagte Kaarg barsch. »Die Drude hat die Nacht neben ihrem toten Mann verbracht, gefesselt und gut verschnürt. Und sobald Dragosz den langen Weg über den Frykr antritt, werden wir ihr den Prozess machen.«
Isana verschluckte sich fast. Arri war nicht mehr gefesselt, sondern auf der Flucht. Und offensichtlich war sie die Einzige, die das wusste; zumindest musste sie das vermuten, sonst hätte es wohl schon längst ein großes Geschrei gegeben. Sie hätte den anderen jetzt unbedingt ihre Beobachtungen mitteilen müssen, aber sie brachte kein Wort hervor.
»Du musst doch erfahren haben, was Arianrhod vorhatte«, sagte Furlar, der ihr Erschrecken wohl falsch deutete. »Schließlich hast du sie bei den Vorbereitungen für das Fest unterstützt.«
»Ja«, sagte Isana hitzig. »Genauso wie die meisten anderen von euch auch.«
»Von uns?« Furlar runzelte die Stirn und schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich habe Arianrhod bestimmt nicht geholfen.«
»Nein?« Isana zog eine Augenbraue hoch. »Hast du nicht eigens für das Fest Krüge und Töpfe gefertigt? Tragen nicht sogar die Opferkrüge, in denen das vergiftete Wasser gereicht wurde, dein
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