Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Richtung, schwenkte rasch den Kopf von rechts nach links und spürte, wie ihn ein starkes Schwindelgefühl ergriff. Die Baumkronen schienen sich um ihn zu drehen, und das Rascheln des Laubes verwirrte ihn ebenso wie das Gezänk von ein paar Rohrspatzen, die zwischen den Ästen umherjagten.
    Das Entscheidende aber war, dass dort gar keine Monolithen waren, nirgendwo, weder in der direkten Umgebung noch irgendwo sonst in seinem Sichtfeld. Das einzig Dunkle waren die Schatten, die die Bäume warfen – aber bei genauerem Hinsehen hatten sie auch nicht die geringste Ähnlichkeit mit großen grauschwarzen Steinen.
    Zakaan schüttelte den Kopf. Was war nur mit ihm los? Für gewöhnlich konnte er sehr gut zwischen der Wirklichkeit und dem unterscheiden, was er in einer Versenkung zu sehen glaubte. Diesmal jedoch war alles anders gewesen.
    Dabei war er an einem guten Ort, an einem Ort, der von Lebensenergie nur so durchpulst wurde. Aber dies hier war nicht Urutark, ganz gewiss nicht.
    Wie hatte er sich nur so täuschen können?
    Weil der Wunsch diesmal so groß gewesen war, dass sich seine Wahrnehmung getrübt hatte. So einfach war das.
    Erst hob er die Hände … und dann ließ er sie langsam wieder sinken. Sie zitterten, und das taten sie auch beim zweiten und beim dritten Mal. Aber allmählich fand er wieder Zugang zu sich selbst. In seinem Kopf herrschte nach wie vor ein Schwindelgefühl, das ihn wohl niedergerungen hätte, hätte er gestanden. Aber sein Atem fing wieder an zu fließen, ganz so wie er es wollte.
    Die Kraft des Lebens ist in allem, das wusste er besser als jeder andere seines Volkes. Sie durchfließt auch alles, die Steine genauso wie das Gras, das Wasser ebenso wie den Wind, die Ameise wie auch das Urrind. Sich in den uralten Fluss der Lebensenergie hineinfallen zu lassen, sich über den Atem mit ihr zu verbinden, das war immer und überall seine Lösung gewesen.
    Und es glückte auch jetzt wieder. Doch gleichzeitig begriff er, was ihn gestört hatte: Es waren die Bilder am Rande seiner Wahrnehmung. Bilder von Dingen, die er nicht verstand, schreckliche Bilder. Er sah Tote, verwesende Leichen, aufgedunsene Körper und einen Leichenpfuhl mit der Ansammlung unaussprechlichen Grauens.
    Zwei, drei Züge lang drohte sein Atem wieder davonzuflattern, dann streckte er die Hände vor, legte die Fingerspitzen aufeinander und öffnete langsam die Hände. Sofort spürte er, wie Ruhe in sie einfloss und all das verdrängte, was seinen Geist mit den schrecklichen Bildern mitreißen wollte.
    Diese Leichen … und Lexz und die anderen, die in einem unbekannten dichten Urwald unterwegs waren … all dies gehörte irgendwie zusammen …
    Ob Lexz … tot war?
    Der Schamane lauschte in sich hinein, doch er bekam keine Antwort. Aber er spürte noch deutlicher als zuvor, dass sie sich in Gefahr befanden, Torgon, Lexz, Ekarna und Sedak. Sie waren vom Weg abgekommen und drohten sich in etwas zu verstricken, was noch schlimmer sein konnte als der Tod.
    Allmählich wurde es Zeit, dass er etwas unternahm. Er musste Lexz die Kraft des Lebens schicken. Und er konnte nur hoffen, dass der Junge auch in der Lage – und in der Stimmung – war, um sie zu empfangen.
    Es war kühler geworden, der Wald finsterer, und wo immer es möglich war, folgten Lexz und seine Gefährten Wildpfaden oder hielten sich an Bäche, deren Ufer meist licht und aufgebrochen waren. Ihre Augen schienen dabei überall zu sein. Vögel, die aufflatterten, Kleintiere, die weghuschten, das Surren und Summen der Insekten: Der Wald barst vor prallem Leben.
    Aber keine Spur von Larkar und Sedak.
    Sie alle drei waren gut im Spurenlesen, und es schien mehr als unwahrscheinlich, dass ihnen auch nur das kleinste Anzeichen dafür entgehen mochte, dass hier in letzter Zeit jemand anderer als sie entlanggekommen war. Zwei–, dreimal entdeckten sie auch tatsächlich alte Spuren, die von Menschen kündeten, und eine ganze Zeit lang verfolgten sie einen Pfad, der nicht nur von Tieren, sondern ganz offensichtlich auch von Menschen plattgetrampelt worden war.
    Aber dieser Pfad verlor sich dann zwischen Findlingen und kleinen und größeren Steinen, die jetzt zunehmend in den Wald eingestreut lagen. Danach hatten sie keine Spuren von Menschen mehr gefunden.
    Noch nie zuvor in seinem Leben hatte sich Lexz so verloren gefühlt. Larkar war schon immer wie ein Bruder für ihn gewesen, und nach Nakurs Tod war das Band zwischen ihnen noch enger geworden. Wenn er ehrlich war, war

Weitere Kostenlose Bücher