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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Dinge hatte besprechen können, die ihm auf der Seele lagen. Sie war ihm so sehr ans Herz gewachsen, als wäre sie die Frau, die Ragok für ihn erwählt hatte.
    Ihn überkam ein kaltes Frösteln, als er ins Wasser starrte. Es lag nicht an dem Wind, der aufgefrischt hatte und über kurz oder lang Regenwolken herantragen würde. Eher lag es daran, dass er ein Gesicht zu sehen glaubte, das sich auf der unruhigen Wasseroberfläche spiegelte.
    Ein schmales Mädchengesicht, eingerahmt von hellen Haaren.
    Arris Gesicht.

Kapitel 10
    Arri konnte sich nicht daran erinnern, das Pochen ihres Herzens jemals zuvor so laut gehört zu haben. Sie hatte Angst, war verzweifelt. Vor allem aber war sie enttäuscht, dass ihre Flucht ein so jähes Ende genommen hatte. Wenn sie es nur noch geschafft hätte, ihr Schwert aus dem Versteck in der Höhle zu holen – dann hätte sie sich nicht mehr so leicht einfangen lassen!
    Aber so kam alles viel schlimmer, als sie sich das hatte vorstellen können. Von Larkar war keine Spur zu sehen, was sie auf der einen Seite erleichterte, ihr andererseits aber auch einen scharfen Stich versetzte. Obwohl sie den Speerträger gerade erst kennengelernt hatte, schien er ihr doch schon so vertraut wie ein Bruder, auf dessen selbstverständliche Unterstützung man sich verließ.
    Leider erwartete sie aber auch ein anderer, der ihr nur zu vertraut war. Taru. Und bei ihm konnte sie sicher sein, dass er schon wieder den nächsten Racheplan ausheckte.
    Dragosz’ Sohn grinste dann auch dreckig, als Franwar sie wie eine dreckige Diebin, die man auf frischer Tat geschnappt hatte, den Weg hinaufstieß. Dabei konnte sie nicht verhindern, dass ihr eine Träne die Wange hinablief. Mit einer ärgerlichen Handbewegung wollte sie sie wegwischen. Aber Franwar packte ihr Handgelenk und drückte es brutal herab. Wahrscheinlich hatte er geglaubt, sie wolle sich aus seinem Griff lösen.
    »Verdammte Drude«, schimpfte einer der anderen Jäger. »Hast du noch nicht genug Unheil angerichtet? Musst du jetzt auch noch uns angreifen?«
    Dieser ungerechte Vorwurf war ein weiterer Pfeil, der ihre Seele traf. Sie hatte überhaupt kein Unheil über irgendjemanden gebracht. Es war doch allein sie, der man beständig Unrecht angedeihen ließ!
    »Das ist ja eine schöne Überraschung«, rief Taru, als sie auf das Langhaus zusteuerten, vor dem er wie ein Herrscher, dem man Tribut zollen musste, mit verschränkten Armen stand.
    Dummerweise sah er dabei ziemlich kümmerlich aus. Jedenfalls im Vergleich zu dem ebenfalls noch recht jungen Mann, der eben gerade aus dem Haus getreten war. Er hatte langes, lockiges blondes Haar und weiche Gesichtszüge, die durch einen sorgfältig gestutzten Bart eher betont als verdeckt wurden. Gekleidet war er auf eine ganz und gar ungewöhnliche Art: in ein braunes Gewand aus aufwendig gefertigtem Stoff, das mit goldbestickten Borten verziert war. Etwas Ähnliches hatte Arri erst ein einziges Mal gesehen, und zwar im großen Heiligtum von Goseg, als man sie und ihre Mutter durch die Holzpalisaden hindurch auf den inneren Kreis der Steinmonolithe geführt hatte, um sie Nor, dem greisen Hohepriester, vorzuführen.
    Das war sehr, sehr lange her, und doch kehrten plötzlich Erinnerungsfetzen an jenes Gefängnis in ihr hoch, in das sie Nor hatte sperren lassen. Sie glaubte die muffige Luft des winzigen Raumes wieder zu riechen, in dem sie tagelang eingesperrt gewesen war – mit ungewissem Ausgang. Stand ihr jetzt ein ähnliches Schicksal bevor?
    Der Mann, der er ihr entgegensah, hatte bis auf seine Kleidung allerdings überhaupt nichts von den Menschen, die sie in Goseg zu Gesicht bekommen hatte – und schon gar nichts von Nor. Sie erinnerte sich noch ziemlich gut daran, welchen Schreck sie bekommen hatte, als sie dem uralten Hohepriester vorgeführt worden war. Er hatte ein von Runzeln und Falten übersätes, aber vollkommen haarloses Gesicht gehabt, bei dem selbst die Augenbrauen fehlten und anstelle der Wimpern lediglich zwei Reihen kaum wahrnehmbarer, verkümmerter schwarzer Streifen zu erkennen waren. Arri hoffte inständig, diesem Mann nie wieder begegnen zu müssen.
    Der Mann aber, der sie hier erwartete, sah dagegen jung und auf eine Art gut aus, die gewiss viele Frauen in seinen Bann zog. Das schien er auch durchaus selbst zu wissen und entsprechend einzusetzen. Der Blick seiner braunen Augen war fast freundlich auf Arri gerichtet, so als wäre sie ein lang erwarteter Besuch, den es respektvoll zu

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