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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Taru mit wutverzerrtem Gesicht heranstürmen sah, und kurz hinter ihm kam Rar, dessen Schritte so kraftvoll wie die eines Riesen wirkten, der ein ganzes Gebirge zum Erbeben zu bringen vermochte. »Nicht das auch noch!«
    Sie drehte sich um und lief in die andere Richtung los, und dies keinen Augenblick zu früh. Die Tür hinter ihr flog mit lautem Krachen beiseite, und einer der Männer, die ihrer habhaft werden wollten, stürzte mit einem triumphierenden Aufschrei hindurch und rasierte sich an dem vorspringenden Schilfdach fast den Kopf ab, wie sie aus den Augenwinkeln heraus feststellte. Das verschaffte ihr allenfalls zwei Schritte Vorsprung, denn hinter dem ersten folgten schon weitere Männer.
    »Bleib stehen, Drude!«, donnerte Rar hinter ihr her. »Oder ich schlage dir den Schädel ein!«
    Arri warf einen Blick über die Schulter zurück. Taru war deutlich schneller als Rar, und er verschwendete seine Kraft auch nicht damit, ihr irgendwelche sinnlosen Drohungen hinterherzuschreien. Gerade nahm er die letzte Kurve des gewundenen, von den Hügeln hinabführenden Pfads, und würde gleich auf den Dorfplatz einbiegen.
    Als sie zur Tür hinüberblickte, verrenkte sie sich fast den Hals und wäre um ein Haar wieder gestolpert. »Wenn du je vor einem Feind davonlaufen musst«, glaubte sie Dragosz’ Stimme zu hören, »dann konzentriere dich auf jeden einzelnen deiner Schritte.«
    Ja, ja, vielen Dank für diesen Ratschlag, dachte sie wütend. Dragosz hatte dabei wahrscheinlich nicht an schielende Katzen gedacht, die ihr in den Weg liefen, oder an seinen Sohn, der sie voller Hass im Herzen verfolgte.
    Trotzdem. Sie musste ihre Kraft sparen und durfte sich nicht verzetteln …
    So dachte sie. Und dann wurden all ihre Gedanken davongerissen, und dies ausgerechnet darum, weil sie wieder nach vorn blickte.
    »Nein«, stöhnte sie auf.
    Es reichte nicht, dass sie in dem Langhaus auf eine Gruppe von Männern gestoßen waren, die zu allem entschlossen schienen und nun zu ihrer Verfolgung ansetzten. Nein, im gleichen Augenblick tauchten auch Taru und Rar auf, die es offensichtlich geschafft hatten, ihre Fährte bis ins Dorf zu verfolgen … da erschien auch vor ihr eine Gruppe von zwei, drei – nein, gleich vier! – Männern.
    Das durfte doch nicht wahr sein! So viel Pech konnte ein einzelner Mensch gar nicht haben!
    Aber leider war es nur zu wahr. Diejenigen vor ihr, das waren Männer aus ihrem Dorf, die vor der großen Wanderung die Felder bewirtschaftet hatten, inzwischen aber ihre Zeit hauptsächlich mit der Jagd verbrachten.
    Ergh, Quoal, Setar und Franwar. Sie kannte jedes einzelne ihrer Gesichter nur zu gut, dazu auch mindestens einen Großteil ihrer Lebensgeschichte und viele Einzelheiten, die nur eine Heilerin in Erfahrung bringen konnte. Noch vor zwei Tagen hätte sie es begrüßt, wenn sie auf Raker gestoßen wäre, und noch dazu, wenn sie Waffen trugen wie jene vier, die nun gerade von der anderen Seite des Dorfes aus den Weg entlangschritten. Jetzt war es ganz anders.
    Einer der Männer trug ein Wildbret über den Schultern, ein anderer hielt einen toten Hasen an den langen Ohren gepackt und schwenkte ihn bei jedem Schritt müde hin und her. Es waren Jäger, die ihre Beute zurück zum Pfahldorf brachten. Und warum auch immer sie den Weg über dieses verlassene Dorf gewählt hatten, und warum auch immer sie ausgerechnet jetzt hier entlangkommen mussten – für Arri war es die denkbar schlechteste aller vorstellbaren Möglichkeiten.
    Trotzdem hielt sie vorerst weiter auf die Männer zu. Dabei schweifte ihr Blick in aller Hast über die beiden Seiten des Tals und suchte einen Ausweg ohne böse Überraschung. Links ging es so steil nach oben, dass es fraglich schien, ob man da überhaupt hochklettern konnte, rechts dagegen wirkte es so zerklüftet, dass ein Aufstieg zwar kein Problem wäre, aber sehr viel Zeit kosten mochte – undenkbar, dass sie dort in ihrem angeschlagenen Zustand schnell genug vorankam, bevor der eine oder andere sie einholte.
    Ja, Dragosz, dachte sie. Und was nun?
    Augen zu und durch, hätte Dragosz vielleicht geantwortet, oder auch: Man muss wissen, wann man verloren hat.
    »Schnappt euch die Drude!«, schrie Taru hinter ihr. »Lasst sie nicht entwischen.«
    Franwar, der Mann, der den Hasen umklammert hielt, bewegte sich als Erster. Während die anderen Jäger sie noch mit einer Mischung aus ungläubigem Entsetzen und unverhohlenem Zorn anstarrten, warf er seine Beute bereits zu Boden und

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