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Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis

Titel: Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Frau ist okay. Die kapiert was.«
    »Was kapier ich denn?«
    »Na, das mit meiner Mutter. Das mit dem Kurzschluss, der bei Frauen immer erst so spät kommt, dass sie dann total durchknallen. Jahrelang Scheiße fressen, Maul halten, und dann irgendwann machts so gewaltig bumm , dass sich alle die Augen reiben.« Sie fischte die restlichen dreieinhalb Spaghetti von ihrem Teller. »Sag mal, glaubst du eigentlich wirklich, dass es meine Mutter war?«
    »Was glaubst du?«
    »Ich weiß nich. Irgendwie kann ichs mir nicht vorstellen. Trotz Kurzschluss und so. Meine Mutter ist einfach nich der Typ dafür.«
    »Warum?«
    »Puh. Wie soll ich das erklären.« Sie wischte sich die Soßenfinger in den Haaren ab. »Meine Mutter ist eben das geborene Opfer. Die war doch nur glücklich, wenn sie den Eindruck hatte, irgendwer tut ihr Unrecht. Warum soll sie dann ausgerechnet den umbringen, der ihr am meisten Unrecht getan hat. Ich mein: Das macht doch keinen Sinn.«
Isabelle Konrads Blick ging in die Ferne. »Ich bin sicher, die hat auch geglaubt, dass ich den Alten umgebracht habe. Deshalb hat sie sich aufgehängt.«
    »Warum?« Kyra versuchte, die Grüne nicht aus ihrer redseligen Trance zu reißen. »Wegen der Familienschande?«
    »Quatsch. Sie hat wohl gedacht, sie müsse ihre Kleine mal wieder schützen.« Isabelle legte den Kopf in den Nacken, schüttelte die grüne Mähne und stöhnte. »Oh Gott, ich seh das richtig vor mir. Dieses Theater, das meine Mutter bei den Bullen abgezogen haben muss. Große Szene, Gesicht total verrotzt wie - wie bei der, der die Kinder alle weggestorben sind, und die dann so viel geflennt hat, dass sie zu Stein wurde, wie hieß die noch?«
    »Niobe.«
    »Ja klar, Niobe. Genauso war meine Mutter drauf. Und dazu immer diese Arie: Es ist alles meine Schuld, alles ist meine Schuld.«
    »Hatte sie einen besonderen Grund zu glauben, dass du deinen Vater umgebracht hast?«
    Isabelle schaute Kyra an. Sie grinste. »Dreimal darfste raten.«
    Ihr Grinsen wurde breiter, als Kyra nichts sagte. »Ich weiß auch nicht mehr, wann das losging. Muss gewesen sein, als ich so ungefähr zwölf war. Plötzlich ist Mami der böse, böse Verdacht gekommen, dass Papi mit ihrer kleinen Isabelle Dinge treibt, die er mit ihr nicht treiben sollte.«
    »Und?« Kyra griff nach einer neuen Zigarette. »Hat er?«
    Isabelle zuckte die Achseln. »Natürlich Quatsch. Meine Mutter hat das erfunden. Für sich. Irgendwann ist sie dahintergekommen, dass der Alte fremdgeht wie Bolle. Diese blonde Zicke, der du vorhin eine gelangt hast - genau auf solche hat er gestanden. Na ja. Und da hat sich meine Mutter dann das mit mir ausgedacht. Einfach nur mit Jüngeren beschissen werden, das war ihr zu - zu normal, zu billig. Wenn der Alte aber in Wahrheit keine Praktikantinnen,
sondern ihre eigene Tochter bumste, dann hatte das was Tragisches. Dann konnte sie die große Mutter-Nummer abziehen. Mit Kind, wir fliehen und all dem Scheiß. In Wirklichkeit hat sie sich nicht mal getraut, ihm zu widersprechen, wenn er mir das Taschengeld gesperrt hat. Am nächsten Morgen mir heimlich nen Hunderter zustecken, ja. Aber denkste, die hätte meinem Vater gegenüber auch nur ein einziges Mal das Maul aufgemacht?«
    Isabelle Konrad zupfte wütend an einem Faden, der aus ihrer Lederjacke hing. Sie biss sich auf die Unterlippe und schaute tapfer an Kyra vorbei. »Ich glaube, das war das, was mich an meiner Mutter am allermeisten genervt hat, dieses Schuld-Ding«, sagte sie nach einer Weile. »Meine Mutter musste sich immer für irgendwas - und am besten an irgendwas richtig Schlimmem - schuldig fühlen. Hat ihr wohl hintenrum so ne Art perverses Machtgefühl verschafft. Ich hab da lang drüber nachgedacht. Weil: Schuld an was kann man ja nur sein, wenn man die Macht gehabt hätte, es zu verhindern. Also besser schuld an jedem absurden Scheißdreck sein, als sich eingestehen, dass man an gar nix schuld ist. - Weil man nämlich gar nicht die Power hat, an irgendwas schuld zu sein.« Sie wischte sich mit dem dreckigen Zeigefinger eine Träne von der Backe. »Und wie isses bei dir? Hast du noch ne Mutter?«
     
    Die Stimme schnurrte. »Ich glaub, unser Bärchen hat lange keinen Honig mehr geschleckt, stimmts? Wir haben da ein ganz ein hungriges Bärchen.«
    Franz schloss die Augen. Feigling, Feigling, Feigling. Wie eine schwarze Katze lag der dichte Pelz über seinem Gesicht und nahm ihm die Luft. Er packte Biggis Schenkel und presste sie gegen seine Ohren. Nichts

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