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Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis

Titel: Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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ist, haben wir von ihr nicht mehr viel mitbekommen. Am Anfang hat sie sich noch
n paar Mal hier blicken lassen, aber dann auch nicht mehr.« Die Sockenfrau legte den Finger an den Mund. »Aber jetzt, wo du so fragst, könnte sein, dass ich Isi vor n paar Wochen hier in Berlin gesehen hab. Nachts vorm SO 36. Da hab ich auf der anderen Straßenseite ne Frau gesehen, wo ich dachte, Mensch, das ist doch Isi. Aber wie ich rüberkam, war sie weg.«
    »Kannst du dich genauer erinnern, wann das war?«
    »Also pass mal auf, das muss an dem Abend gewesen sein, wo im SO die Jane-Bond-Party war. Und die Jane-Bond-Partys sind immer am dritten Freitag im Monat, also muss es am - warte: ja, am achtzehnten gewesen sein.«
    Kyra biss sich auf die Zunge, um nicht heureka zu brüllen. Robert Konrad war in der Nacht vom neunzehnten auf den zwanzigsten Juli ermordet worden.
    Die Sockenfrau schaute sie besorgt an. »Du fragst das alles wegen diesem Mord, nicht?«
    Kyra nickte. »Die Bullen glauben, dass Isi was damit zu tun hat.«
    »Was?« Die Sockenfrau quietschte. »Das ist doch echt mal wieder das Allerletzte. Dieses alte Schwein hat Isi ihr ganzes Leben verpfuscht, und die Bullen haben jetzt nix Besseres zu tun, als Isi weiter zu terrorisieren.«
    Tiefer Blick unter Hausbesetzerinnen. »Würdest du deine Hand dafür ins Feuer legen, dass Isi nichts mit der Sache zu tun hat?«
    »Mensch, aber das ist doch überhaupt nicht die Frage.« Die Sockenfrau fuchtelte erregt herum. »Ich mein: Ich fänds, glaub ich, gar nicht so schlecht, wenn Isi dieses Schwein selbst abgestochen hätte. Nicht, dass du mich jetzt falsch verstehst, ich bin total gegen Gewalt, aber du weißt ja selbst, wie sehr Isi durch n Wind ist. Wegen all dem, was sie mit diesem Schwein durchgemacht hat.« Sie beugte sich vor. »Wenn du mich fragst: Der Typ hat bekommen, was er verdient hat.«

    Kyra wiegte viel und nichts sagend den Kopf. »Hat Isi früher dir gegenüber schon mal so was angedeutet - dass sie es dem Alten heimzahlen will?«
    »Nee. Isi doch nicht. Die verdrängt das alles doch total. Wir haben n paar Mal versucht, sie zu der Missbrauchsgruppe zu schicken, die die Frauen ausm vierten Stock jeden Donnerstag machen, aber Isi hat sich über die immer nur lustig gemacht. Vaterficker hat sie die genannt.«
    Kyra musste grinsen.
    Die Sockenfrau faltete ihre Beine neu. »Du hattest ja offensichtlich mehr Kontakt zu Isi in letzter Zeit. Meinst du, dass sie jetzt mit all dem besser umgeht?«
    »Ich weiß nicht.« Kyra zuckte die Achseln. »Eigentlich dachte ich, schon. Aber jetzt, wo das mit dem Vater passiert ist...«
    »Ich fänds total wichtig für Isi, wenn sie endlich gelernt hätte, ihre Emotionen rauszulassen.«
    »Hatte sie in der Zeit, wo sie hier war, irgendwelche Gewaltausbrüche?«
    »Nö. Ich mein, du kennst Isi ja. Immer Riesenklappe, lässt sich von keinem was gefallen. Also aggressiv schon. Aber so richtig gewalttätig - ich mein, klar, dass es beim Häuserkampf manchmal n bisschen härter zuging, da hat Isi sicher auch mal was geworfen, aber ansonsten - nö.« Die Sockenfrau kratzte sich am großen Zeh. »Obwohl, an ein Mal kann ich mich erinnern, wo Isi total ausgeflippt ist. Das war, als ihre Mutter hier plötzlich aufgetaucht ist und sie zurückholen wollte.«
    »Erika Konrad war hier?«
    »Kann sein, dass die Erika hieß, weiß ich jetzt nicht mehr. Ich kann mich nur noch erinnern, dass die beiden sich tierisch angeschrien haben. Wir sind dann rein ins Zimmer, weil wir haben echt gedacht, die bringen sich gleich um.« Die Sockenfrau nickte bei der Erinnerung. »Aber eigentlich wars damals eher die Mutter, die total ausgerastet ist. Als
wir da ins Zimmer reinkamen, da hatte die gerade Isi an den Haaren gepackt und ihren Kopf so total fies nach hinten gebogen. Also ganz dicht war die nicht. Und Isi hat eigentlich nur geschrien wie ne Raubkatze.«
    Kyra zupfte nachdenklich an ihrem Muttermal. Mutter-Tochter-Drama. Und am Schluss der Vater tot?
    Die Sockenfrau stützte das Kinn auf die Hände. »Du machst dir Sorgen um Isi, stimmts?«
    Kyra nickte abwesend.
    »Darf ich dir nochmal ne persönliche Frage stellen. Isi und du - ich mein: Wart ihr zusammen?«
    Kyra schaute die Sockenfrau entsetzt an.
    »Entschuldigung, hat mich nur interessiert, weil ich hab mich nämlich schon gewundert. Als ich Isi gekannt hab, da hat sie immer nur auf Frauen gestanden, die schon n bisschen älter waren.«
     
    Er war ein Versager. Ein Wicht. Ein Abtritt. Das feigste

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