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Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis

Titel: Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Konrad und ich eine Affäre hatten.« Sie lächelte. »Es ist schwer, solche Dinge in einem solchen Betrieb geheim zu halten.«
    Der Kommissar nickte viel sagend. »Gab es in letzter Zeit irgendwelche Schwierigkeiten? Hatten Sie Streit?«
    »Nein. Wieso?« Jenny Mayer lüpfte eine perfekt gezupfte Augenbraue.
    »Robert Konrad hat Ihnen gegenüber nicht angedeutet, dass er die Affäre beenden möchte?«
    Sie lachte schroff. »Hat Ihnen das diese Kuh aus dem Lokalteil erzählt?«
    Heinrich Priesske blickte sie fragend an.
    »Kyra Berg. Unsere Spezialistin für Verleumdung und üble Nachrede.«
    »Nein. Mit einer Frau Berg habe ich nicht gesprochen.« Der Kommissar holte ein kleines ledergebundenes Buch aus der Innentasche seines Mantels und machte eine Notiz.
    »Robert Konrad und Sie haben sich also bis zum Schluss gut verstanden«, resümierte er nüchtern.

    »Gut verstanden ist, glaube ich, nicht der richtige Ausdruck.« Jenny Mayer lächelte den Kommissar wehmütig an. »Wir haben uns geliebt. Wirklich geliebt.«
     
    »Was soll ich mit ihm machen? Erwürgen? Erdolchen? Erschießen?« Kyra stand bei Franz im Zimmer und stieß heftige Rauchschwaden aus.
    »Kopf ab«, brummte Franz. Er saß am Schreibtisch und wühlte in seinem Chaos. Der kleine Mann sah nicht aus, als ob er eine angenehme Nacht hinter sich gehabt hätte.
    »Dieses bornierte Arschloch. › Frau Berg, es gibt Grundsätze menschlichen Anstandes, über die auch Sie sich nicht hinwegsetzen werden ‹ «, äffte Kyra das nasale Organ ihres Chefs nach.
    »Dann sei halt nicht immer so obszön.«
    »Red nicht so n Stuss. Du hast mir ja gar nicht zugegehört.«
    Franz wühlte stumm auf seinem Schreibtisch.
    »Ist irgendwas nicht in Ordnung mit dir? Du bist so komisch in letzter Zeit.«
    »Nein. Nein. Alles in Ordnung.«
    »Bist du sauer?«
    »Wieso sollte ich?« Er schaute sie unglücklich an.
    Sie zuckte die Achseln, drückte die Zigarette in dem Aschenbecher neben der Tür aus und streckte sich. »Komm, lass uns was trinken gehen. Nach dem ganzen Scheiß hier brauch ich einen Whisky.«
    »Ich kann jetzt nicht.« Franz hatte gefunden, was er gesucht hatte. »Ich muss etwas erledigen. Wir - wir sehen uns.« Mit müdem Lächeln humpelte er an ihr vorbei auf den Gang hinaus.
    Kyra runzelte die Stirn. »Was hast du denn angestellt? Bist du im Suff vom Barhocker gefallen?«

    »Können Sie nicht lesen?« Die Sockenfrau zeigte schlecht gelaunt auf den großen runden Sticker, der an der Wand neben ihrer Wohnungstür klebte. »Wir müssen leider draußen bleiben«, stand darauf. Der arme kleine Bulle, der unter dem Spruch hockte, guckte traurig.
    »Gut. Gut, Frau Kretzschmar.« Kommissar Törner seufzte unhörbar. Warum bekam immer er die Renitenten ab, während sein Chef bei den Zeitungsleuten Kaffee trinken durfte. »Wir können auch im Treppenhaus miteinander reden. Wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Wir sind ne Hausgemeinschaft. Da können die andren ruhig alles mithören.«
    »Es geht um Isabelle Konrad.«
    Die Sockenfrau stöhnte. »Oh, Mann. Habt ihr echt nix Besseres zu tun, als euch ausgerechnet auf Isi einzuschießen?«
    »Frau Konrad steckt in erheblichen Schwierigkeiten. Es gibt Zeugen, die sie in der Nacht, in der ihr Vater ermordet wurde, in der Nähe ihres Elternhauses gesehen haben.«
    Die Sockenfrau lachte auf. »Was? So n Quatsch. Da habt ihr euch ja mal wieder die richtigen Zehlendorfer Zeugen ausgesucht.« Sie reckte kämpferisch das Kinn. »Isi war das ganze Wochenende bei mir.«
    Ludwig Törner schaute sie skeptisch an. »Sind Sie absolut sicher, Frau Kretzschmar? Ein ganzes Wochenende ist eine lange Zeit.«
    »Mann, ich weiß, wie lang ein Wochenende ist.«
    »Sie würden auch unter Eid aussagen, dass Isabelle Konrad die ganze Nacht vom neunzehnten auf den zwanzigsten Juli bei Ihnen war?«
    Die Sockenfrau blickte finster. »Wenns euer Scheißsystem so will.«

    Komm schon. Mach endlich auf. Kyra rüttelte an der schweren Tür der Konrad-Villa. Das Einfahrtstor war offen gewesen, doch das Töchterchen schien nicht daheim zu sein.
    Scheiße. Ein letztes Mal schwang Kyra den Messingtürklopfer. Sie hatte ein paar dringende Fragen in Sachen Mutter-Tochter-Wrestling, die sie der Grünen stellen wollte. Aber wahrscheinlich hockte die in ihrer fliederfarbenen Ex-WG und rätselte gemeinsam mit der Sockenfrau über die merkwürdige Hamburger Freundin.
    Kyra ging einige Schritte zurück, legte den Kopf in den Nacken und schaute an der weißen Fassade

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