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Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis

Titel: Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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den Ausschnitt und ließ ihn tiefer wandern. »Will ich doch schwer hoffen.«
    »Isabelle, hör auf zu spielen. Sag mir, was du an diesem Wochenende gemacht hast.«
    Isabelle Konrad ließ sich aufs Sofa fallen. »Ich freu mich so, dass du hergekommen bist«, seufzte sie und kuschelte sich in den Schoß der Freundin.
    Ella Krüger versuchte es ein letztes Mal. »Isabelle, hast du etwas mit dem Tod deines Vaters zu tun?«
    »Aber wie kannst du nur so was Böses von mir denken«, antwortete sie mit schmollender Kleinmädchenstimme.
    Ella Krüger seufzte. »Was soll aus dir nur werden?« Abwesend strich sie durch die grünen Haare. »Wann wirst du endlich kapieren, dass du selbst die Verantwortung für dein Leben übernehmen musst?«
    »Ich bin total verantwortlich.«
    Sie begann, unter den Streicheleinheiten zu schnurren.
    »Die Polizei hat gesagt, es gäbe hier in Berlin eine, die du regelmäßig siehst.«
    »Ich hab viele Freundinnen.«
    »Isabelle, du weißt genau, was ich meine.«
    »Ella, du bist doch nicht etwa eifersüchtig?« Isabelle rappelte sich hoch. Sie schaute die ältere Frau belustigt an. »Ella ist eifersüchtig, Ella ist eifersüchtig«, rief sie und warf mit einem der Sofazierkissen nach ihr.
    Ella Krüger stand auf. Sie ging zu der Fensterfront und nestelte an den weißen Seidenstores. »Isabelle, ich finde das nicht lustig.«
    Die Jüngere folgte ihr. Zärtlich streichelte sie ihr über den
Rücken. »Ich hab das nicht böse gemeint. Mmh? Du weißt doch, wie lieb ich dich hab. Warum sollte ich dich betrügen?«
    »Ich glaube nicht, dass es mit uns noch lange gut geht.« Ella Krüger blickte das Mädchen an. »Isabelle, ich - ich bin nicht gut für dich.«
    »So n Quatsch, natürlich bist du gut für mich. Die Allerbeste.«
    »Isabelle, vielleicht wäre es wirklich besser, wenn du eine jüngere Freundin hättest. Eine gleichaltrige, mit der du dich auseinander setzen musst.«
    Isabelle trat einen Schritt zurück. »Was redest du n da? Findest du, dass wir nicht oft genug Zoff haben? Okay. Kannst du haben.« Sie nahm die Fäuste hoch und begann zu tänzeln. »Los, komm her.« Sie boxte der anderen gegen den Arm. »Wenn du willst, dass wir uns auseinander setzen.«
    Ella Krüger lächelte. Erschöpft. »Isabelle, warum bist du nur ein solcher Kindskopf.« Sie ging zum Sofa zurück. »Ich hab einfach das Gefühl, dass es nicht richtig ist. Besonders jetzt, wo deine Mutter tot ist.«
    »Sag mal, was willst du eigentlich? Bist du hergekommen, um ne große Abschiedsszene zu feiern?« Isabelle schlug wütend in die weißen Vorhänge. »Wenn du auf einmal so für gleichaltrig bist, warum fängst du nicht damit an und suchst dir erst mal ne Gleichaltrige?«
    »Es geht nicht um mich, Isabelle. Es geht um dich. Ich will doch nur, dass du glücklich wirst.«
    »Ach ja?« Das Mädchen zerrte an dem Stoff. »Weißt du was? Wenn du mich wirklich glücklich machen willst, dann hör auf, wie meine beschissene Mutter zu reden.«
     
    »Und dann, dann habe ich ein Semester an der Sorbonne und an der École Normale Supérieure studiert. Einen Kurs bei Derrida habe ich auch belegt.« Andy machte eine irritierte Pause. »Hallo? Hörst du mir überhaupt zu?«

    »Wie?« Kyra blinzelte ihn an, als ob sie ihre Sinnesorgane und deren Funktionen erst wieder mühsam zuordnen müsste. »Klar. Paris. Derrida. Sehr gut. Sonst noch was?«
    Lächelnd gab er seinen Platz in der anderen Sofaecke auf und rückte in ihre Hälfte. Er legte seinen Arm um ihre Schulter und ließ seine Hand über ihr rechtes Schlüsselbein in Richtung Ausschnitt wandern. »Ich krieg das Praktikum doch«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Nicht wahr?« Er zog sie zu sich heran.
    Sie befreite sich aus der Umarmung und stand abrupt auf. »Das kann ich jetzt noch nicht sagen.« Sie ging zum Fensterbrett, griff nach der Zigarettenschachtel, die dort lag, und steckte sich eine an. »Hast du irgendwelche praktischen Erfahrungen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ob du schon mal journalistisch gearbeitet hast. Schülerzeitung, Fachschaftsblatt, Praktikum beim Gummersbacher Tagesanzeiger, was weiß ich.«
    Er rutschte an die vorderste Kante des steifen Ledersofas und schaute sie stirnrunzelnd an. »Sag mal, hab ich dich verärgert?«
    Drei kleine Qualmwölkchen kamen vom Fenster her.
    »Hey, tut mir Leid, wenn ich dir eben zu nahe gekommen bin.« Er machte eine hilflose Geste mit beiden Händen. »Aber du musst zugeben, das ist alles schon ziemlich verwirrend, wie du dich

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