Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin
gesetzt waren.
Bourcart hatte indessen, soweit das möglich war, zu seinen Leuten das beste Vertrauen; wurden sie doch durch die Belohnungen zurückgehalten, die ihnen nach einer für sie wie für die Rheder des »Saint Enoch« so erfolgreichen Reise in Aussicht standen. Immerhin war eine strenge Aufsicht unumgänglich, und Erlaubniß, das Schiff zu verlassen, wurde nur selten ertheilt. Unzweifelhaft erschien es rathsamer, nach harter Tagesarbeit an Bord doppelte Rationen auszutheilen, als die Matrosen nach Schänken und Spelunken laufen zu lassen, wo sie gar zu leicht in schlechte Gesellschaft geriethen.
In erster Linie hatte Bourcart freilich darauf zu achten, daß er seine Ladung am Markte von Victoria absetzte. Sobald er das Land betreten hatte, begab er sich denn auch zu einem gewissen William Hope, einem der bedeutendsten Waarenmäkler des Hafenplatzes.
Der Doctor Filhiol hatte, da an Bord niemand krank war, reichlich Muße, sich die Stadt und deren Umgebung anzusehen. Er hätte die Insel wohl auch in weiterem Umkreise besucht, wenn es nicht zu sehr an Communicationsmitteln gefehlt hätte, doch hier gab es durch die dichten Waldungen keine Straßen, höchstens beschwerliche Fußpfade. Er mußte den Umkreis seiner Ausflüge also wohl oder übel beschränken. Im ganzen machte ihm die Stadt einen interessanten Eindruck, wie die meisten, die auf amerikanischem Boden überraschend schnell aufwachsen und deren Ausdehnung keinerlei Hindernissen begegnet. Regelmäßig erbaut, von einander rechtwinkelig kreuzenden Straßen durchschnitten und von schönen Bäumen beschattet, besaß sie auch noch einen ausgedehnten Park, wie man deren ja in jeder amerikanischen Stadt antrifft. Süßwasser erhielt sie mehr als ausreichend aus einem vier Meilen entfernten Sammelbecken, das aus den besten Quellen der Insel gespeist wurde.
Der »Saint Enoch« konnte leicht mit dem nöthigen Holzvorrath versorgt werden. (S. 86.)
Der im Hintergrunde einer kleinen Bai geschützt liegende Hafen von Victoria nimmt eine sehr vortheilhafte Stelle ein, da sich hier die Juan de Fucastraße und der Königin Charlottensund begegnen. Die Schiffe können ihn deshalb ebensogut von Westen wie von Nordwesten her erreichen. Sein Seeverkehr wird in Zukunft gewiß noch weiter zunehmen und wahrscheinlich die gesammte Schiffahrt eines weiten Umkreises auf sich lenken.
Hier verdient auch erwähnt zu werden, daß der Hafen schon zu jener Zeit reichliche Hilfsmittel bot für die Ausbesserung von Schiffen, die auf der langen und meist beschwerlichen Fahrt hierher irgendwelche Schäden erlitten hatten. Hier fanden sie ein gut ausgestattetes Seearsenal, Waarenniederlagsräume und hatten auch ein Becken zum Kielholen zur Verfügung.
Der Kapitän des »Iving« hatte Bourcart ganz zutreffend berichtet. Der Preis des Thrans war zur Zeit recht hoch und der »Saint Enoch« traf gerade noch rechtzeitig ein, daraus Nutzen zu ziehen. Recht lebhafte Nachfrage herrschte nicht allein in Vancouver, sondern auch in New-Westminster, einer bedeutenden Stadt Columbias am Golfe von Georgien, etwas nordöstlich von Victoria.
Zwei Walfänger, der amerikanische »Flower« und der norwegische »Fugg« hatten ihre Ladung schon verkauft und waren – wie es der »Saint Enoch« beabsichtigte – schon zum Fischfang im Norden des Stillen Oceans weiter gesegelt.
Die Geschäfte des »Saint Enoch« kamen also zwischen dem Mäkler Hope und dem Kapitän Bourcart bald zum Abschluß. Die Ladung wurde zu einem Preise verkauft, der früher noch nie erzielt worden war und auf keinem Markte Europas erreicht worden wäre. Nun handelte es sich also nur noch darum, die Fässer auszuladen und nach der Niederlage zu schaffen, wo sie dem Käufer überliefert werden sollten.
Bourcart begab sich von dem Mäkler sofort an Bord zurück.
»Heurtaux, sagte er hier zu seinem Obersteuermann, das Geschäft ist abgeschlossen und wir können uns wirklich Glück wünschen, den Rath des wackeren Kapitäns vom »Iwing« befolgt zu haben.
– Thran und Barten, Herr Bourcart?…
– Thran und Barten, an eine columbische Firma in New-Westminster verkauft.
– So können unsere Leute also mit dem Löschen beginnen?
– Gleich heute, sie werden tüchtig zufassen müssen, denn unser Schiff, das erst noch gekielholt werden muß, muß binnen einem Monat zur Weiterfahrt bereit sein.
– Alle Mann an Deck!« rief der Obersteuermann, von dem der Meister Ollive die weiteren Befehle empfing.
Siebzehnhundert Faß
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