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Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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von dem Pottfische herrührenden Thran.
    Man stand noch drei Tage vor der auf den 17. Juni festgesetzten Abfahrt. Bourcart hatte sich, dem Rathe des Amerikaners folgend, entschlossen, nach der Insel Vancouver zu segeln. Der »Saint Enoch« hatte jetzt siebzehnhundert Faß Thran und fast fünftausend Kilogramm Walfischbarten im Frachtraume. Nach deren Veräußerung in Victoria wollte der Kapitän sofort zur zweiten Fangreise im Nordosten des Stillen Oceans aufbrechen. Hundertfünfzig Tage waren seit der Abfahrt von Havre verflossen und der Aufenthalt an der Bai Marguerite hatte vom 13. Mai bis zum 19. Juni gedauert. Rumpf und Takelage des Schiffes befanden sich im besten Zustande, und in Vancouver konnte leicht neuer Proviant angeschafft werden.
    Am zweiten Tage vor der Abreise ereignete sich da noch ein Zwischenfall, der die Mannschaften mit den Leuten vom »Repton« in Berührung brachte, und zwar unter folgenden Umständen:
    Die Boote des Obersteuermanns und des Lieutenants Coquebert waren ans Land geschickt worden, um einen Rest schon gefällten Holzes zu holen und noch einmal Süßwasser mitzubringen.
    Heurtaux, Coquebert und die Matrosen hatten bereits den Strand betreten, als einer von ihnen »Ein Walfisch!… Ein Walfisch!« rief.
    Wirklich schwamm eben eine halbe Meile vor der Bucht und auf dem Wege nach dem Hintergrunde der Bai ein ziemlich großes weibliches Thier mit seinem Jungen vorüber.
    Natürlich bedauerten alle lebhaft, seine Verfolgung nicht aufnehmen zu können. Die zu ganz anderem Zwecke ausgesendeten Bote waren darauf aber nicht vorbereitet und hatten weder Harpune noch Leine mitgenommen. Nicht anders stand es an Bord des »Saint Enoch«, auf dem die Lauftaue schon eingezogen und die zum Drehen der Wale an der Schiffsseite dienenden Apparate weggeschafft waren, da das Fahrzeug sozusagen schon zum Abfahren bereit lag.
    Da kamen übrigens auch plötzlich zwei Boote um einen der Landvorsprünge in der Bucht hervor, die bisher unsichtbar gewesen waren.
    Es waren Boote vom »Repton«, die auf den gemeldeten Wal zusteuerten.
    Da sie sich dem Lande genähert hatten, offenbar um dem Thiere von der Rückseite her beizukommen, konnte man leicht alles beobachten, was weiter vorging.
    Die beiden Boote glitten rasch und geräuschlos dahin, doch waren sie gut durch eine Seemeile voneinander getrennt, da das eine offenbar erst nach dem anderen abgefahren war. Das vordere hatte am Heck seine Flagge entrollt, ein Zeichen, daß es seine Absicht war, die Cetacee zu fangen.
    Der »Repton« selbst wartete, mit wenigen Segeln an den Raaen, drei Meilen weiter im Osten.
    Heurtaux, Coquebert und deren Leute bestiegen eine kleine Anhöhe hinter dem Bache, von der aus sie die ganze Lagune übersehen konnten.
    Es war gegen zweieinhalb Uhr, als der Harpunier des ersten Bootes sich nahe genug befand, seine Harpune zu schleudern.
    Der mit seinem Jungen spielende Walfisch hatte den Mann noch nicht bemerkt, als dessen Waffe schon durch die Luft sauste.
    Die Engländer wußten es sicherlich auch, daß es gefährlich ist, den jungen Wal zu verletzen. Hier glitt dieser aber gerade am Boote vorüber, und die Harpune bohrte sich in seine Unterlippe.
    Es war tödtlich getroffen und lag nach einigen Zuckungen unbeweglich auf dem Meere. Da der Schaft der Harpune sich bei der Umdrehung des Thieres in die Höhe richtete, sah es, wie die Matrosen zu sagen pflegen, so aus, als ob er »seine Pfeife rauchte«, da der Wasserstaub, der ihm aus dem Maule hervordrang, dem Tabaksrauche täuschend ähnlich aussah.
    Der weibliche Wal, den jetzt eine plötzliche Wuth packte, wurde nun zu einem höchst gefährlichen Thiere. Sein Schwanz peitschte das Wasser, daß es gleich einer Trombe aufwirbelte. Es stürzte sich dabei auf das Boot. Die Leute darin mochten sich noch so sehr anstrengen, ihm zu entfliehen… vergeblich… sie konnten seinen Angriffen nicht ausweichen. Die Matrosen versuchten auch, freilich ohne Erfolg, ihm eine zweite Harpune entgegenzuschleudern, vergeblich wehrten sie es mit Lanzenstichen und Beilhieben ab, vergeblich feuerte ein Officier sein lanzenwerfendes Gewehr darauf ab.
    Das zweite Boot, das noch dreihundert Toisen unter dem Winde entfernt war, konnte nicht schnell genug herankommen, dem ersten Hilfe zu bringen.
    Dieses erste wurde von einem so fürchterlichen Schlage mit dem Schwanze getroffen, daß es mit allen Insassen sofort unterging. Kamen auch einzelne davon wieder nach der Oberfläche, so drohte ihnen doch die Gefahr

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