Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
angeordnet hatte. Jedes Boot eilte sozusagen auf eigene Rechnung dahin. Wie gewöhnlich hielt sich der Lieutenant Allotte an der Spitze und rief immer wieder:
    »Fest, Kinder, fest anziehen!«
    Doch auch die Engländer kamen schnell näher und der Culammak schien sich obendrein nach ihrer Seite wenden zu wollen.
    Binnen zehn Minuten mußte die Sache entschieden sein; dann war der Wal entweder harpuniert oder von neuem im Wasser verschwunden.
    Nach wenigen Augenblicken lagen die sechs Boote einander auf Kabellänge gegenüber, und es war sehr fraglich, was sich bei der gereizten Stimmung beider Mannschaften wohl noch ereignen könnte.
    »Der Bursche da will wohl seinen Thran gar den Engländern zutragen?« rief einer der Matrosen aus Coquebert’s Boote, als er das Thier sich gegen den »Repton« hin wenden sah.
    Doch nein, der Culammak machte halt, als die Boote sich ihm auf hundert Fuß genähert hatten. Um sicherer zu entkommen, wollte er vielleicht noch untertauchen.
    In diesem Augenblicke schwang Ducrest auf dem Boote Allotte’s seine Harpune und schleuderte sie kräftig hinaus, während der Harpunier von dem zum »Repton« gehörigen Boote Strok’s auch die seine hinauswarf.
    Der Culammak war getroffen. Aus seinen Spritzlöchern sprang blutiger Schaum in die Höhe, noch einmal schlug er mit dem Schwanze auf das Meer, drehte sich dann auf den Rücken und blieb regungslos liegen.
    Welcher von den beiden Harpunieren hatte ihm nun die tödtliche Verletzung beigebracht?
Elftes Capitel.
Zwischen Engländern und Franzosen.
    Wenn jemals die feindselige Stimmung, die die Mannschaften des »Repton« und des »Saint Enoch« erfüllte, Gelegenheit hatte, zu Tage zu treten, so war es, wie jedermann zugeben wird, unter den jetzigen Umständen der Fall.
    Daß der Walfisch zuerst von den Wachen auf dem »Saint Enoch« bemerkt worden war, und daß sich die Franzosen zuerst zu seiner Verfolgung aufgemacht hatten – das unterlag ja keinem Zweifel. Unstreitig waren die Boote des Obersteuermanns und der beiden Lieutenants schon vor drei Stunden klar gemacht worden, um den Culammak einzufangen. Wäre er gleich auf der Stelle erlegt worden, so hätte man ihn an Bord des damals noch gar nicht aufgetauchten englischen Schiffes überhaupt nicht bemerken können. Er war aber nach Nordosten zu und dahin ausgewichen, wo zwei Stunden später der »Repton« erscheinen sollte. Dann erst hatte der Kapitän King, obwohl die französischen Boote das Thier schon verfolgten, auch seine Boote aufs Meer setzen lassen.
    Doch wenn auch beide Harpunen gleichzeitig geschleudert worden waren, hatte die des Engländers den Culammak nur am hinteren Theile des Körpers, am Anfange des Schwanzes, getroffen, während die Ducrest’s, die linke Vorderflosse durchbohrend, bis ins Herz des Thieres eingedrungen war, infolge dessen der Walfisch sofort Blut auswarf.
    Auch angenommen, daß es gerechter gewesen wäre, jedem Schiffe die Hälfte des Thieres zu überlassen, hätten sich beide zu diesem Fange beglückwünschen können. Weder der »Repton« noch der »Saint Enoch« hatte in der letzten Fangzeit eine Balänoptere erbeutet, die sich mit dieser hier hätte messen können.
    Selbstverständlich kam es bei den Franzosen ebenso wie bei den Engländern niemand in den Sinn, eine Theilung vorzuschlagen. Zweifellos hatte ja die eine Harpune eine solche Wunde hervorgebracht, daß der Tod infolge davon eintrat – es war das ein sehr glücklicher und ungemein seltener Wurf gewesen – die andere hatte das Thier aber ebenfalls getroffen.
    Als nun die Leute Heurtaux’ gerade Anstalt trafen, ein Schleppseil um den Schwanz der Beute zu schlingen, gingen die Matrosen Strok’s daran, dasselbe zu thun.
    In einem Kauderwälsch, das die Franzosen hinreichend verstanden, schrien die Engländer dazu:
    »Fort mit den Booten vom »Saint Enoch«!«.. Abstoßen!«
    Sogleich erwiderte aber der Lieutenant Allotte:
    »Nein, schert Ihr euch weg!
    – Dieser Walfisch gehört rechtmäßigerweise uns, erklärte der Obersteuermann des »Repton«.
    – Nein… uns… er ist für uns eine gute Prise! erklärte dagegen Heurtaux.
    – Anseilen!… Anseilen!« rief Strok, ein Befehl, der augenblicklich vom Steuermann des »Saint Enoch« wiederholt wurde.
    Gleichzeitig legte sich das Boot des Lieutenants Allotte dicht an das gewaltige Thier und warf ein Seil darüber, was auch von den Matrosen des »Repton« geschah.
    Und wenn die drei Boote der Engländer und die drei der Matrosen nun davon

Weitere Kostenlose Bücher