Die historischen Romane
gutheißen, mag er es auch sozusagen mit übertriebenem Eifer getan haben. Daher vertrauen wir auf Ihre Loyalität und Ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit, auch im Hinblick darauf, dass wir uns sehr nachsichtig Ihnen gegenüber verhalten haben, bedenkt man, dass wir Sie und den Notar Rebaudengo schon seit langem nicht ganz löblicher Unternehmungen hätten beschuldigen können. Wir wissen, dass Sie Umgang mit Freunden, Kameraden, Ex-Kommilitonen haben, die von den Ideen der… wie soll ich sagen… der Mazzinianer, der Garibaldiner, der Carbonari beseelt sind. Das ist nur natürlich, es entspricht den Tendenzen der jungen Generationen. Aber hier liegt auch unser Problem: Wir wollen nicht, dass diese jungen Leute mit dem Kopf durch die Wand gehen, oder jedenfalls nicht, bevor es nützlich und vernünftig ist. Sehr ungelegen kam unserer Regierung das verrückte Unternehmen dieses Pisacane, der vor ein paar Monaten mit vierundzwanzig anderen Umstürzlern ein Linienboot gekapert hat, auf der Insel Ponza unter Schwenken der Trikolore von Bord gegangen ist, um dreihundert dort inhaftierte Sträflinge zu befreien, und mit denen dann weiter nach Sapri in Südkampanien gefahren ist im Glauben, die dortige Bevölkerung würde ihn mit Jubel begrüßen. Die Nachsichtigsten sagen, Pisacane sei ein großherziger Mann gewesen, die Skeptischsten sagen, er sei ein Dummkopf gewesen, die Wahrheit ist, er war ein Schwärmer. Diese Bauerntölpel, die er befreien wollte, haben ihn und die Seinen allesamt umgebracht, und daran sehen Sie, wohin gute Absichten führen können, wenn sie nicht den Tatsachen Rechnung tragen.«
»Verstehe«, sagte Simonini, »aber was wollen Sie von mir?«
»Nun, wenn wir verhindern sollen, dass diese jungen Leute Fehler machen, ist es am besten, sie für einige Zeit ins Gefängnis zu stecken, unter Anklage eines Anschlags auf die staatlichen Institutionen, um sie dann wieder freizulassen, wenn wirklich Bedarf an großen Herzen besteht. Wir müssen sie also bei einem offenkundigen Verschwörungsdelikt überraschen. Sie wissen bestimmt, welchen Anführern sie vertrauen. Es würde also genügen, ihnen ein Schreiben eines dieser Anführer zu schicken, mit dem er sie an einen bestimmten Ort zusammenriefe, in Waffen, mit Kokarden und Fahnen und anderen Insignien, die sie als bewaffnete Carbonari auswiesen. Die Polizei würde kommen und alle verhaften, und die Sache wäre erledigt.«
»Aber wenn ich in dem Moment bei ihnen wäre, würde auch ich verhaftet werden, und wenn nicht, würden sie begreifen, dass ich sie verraten habe.«
»O nein, mein Herr, wir sind nicht so unbedarft, daran nicht gedacht zu haben.«
Wie wir sehen werden, hatte Bianco die Sache gut bedacht. Aber exzellente Denkergaben hatte auch unser Simonini. Nachdem er sich den Plan angehört hatte, dachte er sich eine ungewöhnliche Art von Belohnung aus und erklärte Bianco, was er von der königlichen Freigebigkeit erwarte.
»Sehen Sie, Cavaliere, der Notar Rebaudengo hat viele Widerrechtlichkeiten begangen, bevor ich meine Mitarbeit bei ihm anfing. Es würde genügen, dass ich zwei oder drei dieser Fälle identifizierte, für die es eine ausreichende Dokumentation gibt, die keine wirklich wichtige Person belastet, höchstens jemanden, der inzwischen verstorben ist, und dass ich dieses Material mit Ihrer freundlichen Hilfe anonym der Staatsanwaltschaft zukommen ließe. Sie hätten dann genug, um den Notar der wiederholten Urkundenfälschung anzuklagen und ihn für eine angemessene Zahl von Jahren aus dem Verkehr zu ziehen, bis die Natur ihren Lauf nimmt, was angesichts seines Zustandes nicht mehr allzu lange dauern kann.«
»Und dann?«
»Dann würde ich, sobald der Notar im Gefängnis sitzt, einen Kaufvertrag vorlegen, datiert auf einen Tag kurz vor seiner Inhaftierung, aus dem hervorginge, dass ich, nach soeben erfolgter Abzahlung der letzten Rate, nun definitiv die Kanzlei von ihm erworben hätte und ihr Inhaber geworden sei. Was das Geld betrifft, mit dem ich die Raten bezahlt zu haben vorgäbe, so werden alle glauben, ich hätte genügend von meinem Großvater geerbt, und der einzige, der die Wahrheit kennt, ist Rebaudengo.«
»Interessant«, sagte Bianco. »Aber der Richter wird fragen, wo dann das Geld geblieben ist, das Sie ihm gezahlt haben wollen.«
»Rebaudengo misstraute den Banken und behielt alles in einem Tresor, der in seinem Büro steht und bei dem ich natürlich weiß, wie man ihn öffnet, denn Rebaudengo genügt es dabei,
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