Die historischen Romane
nicht missfallen, jene Nacht und jene Zusammenkunft düster und schaurig zu zeichnen, mit jenem kaum von der Sichel eines schwindsüchtigen Mondes erhellten Gräberfeld und den im Halbkreis aufgestellten Jesuiten, so dass es wegen ihrer schwarzen breitkrempigen Hüte von oben betrachtet so ausgesehen hätte, als ob der Boden von Schaben wimmelte – oder auch das diabolische Grinsen von Pater Bechx zu beschreiben, mit dem er die finsteren Pläne jener Feinde der Menschheit vortrug (und dazu den Geist meines Vaters, wie er feixend vom Himmel herabsah, was sage ich, aus den Tiefen jener Hölle herauf, in welche Mazzinianer und Republikaner vermutlich von Gott verdammt worden sind), und am Ende zu zeigen, wie die infamen Boten ausschwärmen, um ihren über die ganze Welt verstreuten Brüdern den teuflischen neuen Plan zur Eroberung der Welt mitzuteilen, wie eine Schar schwarzer Vögel, die in der bleichen Dämmerung aufflattern, um diese höllische Nacht zu beschließen.
Aber der Bericht musste knapp und aufs wesentliche beschränkt sein, wie es sich gehört für einen Geheimbericht, denn bekanntlich sind die Agenten der Geheimpolizei keine Literaten und schaffen es nicht, mehr als zwei bis drei Seiten zu lesen.
Also berichtete mein angeblicher Informant, dass in jener Nacht die Repräsentanten der Gesellschaft Jesu aus den verschiedenen Ländern in Prag zusammengekommen seien, um Pater Bechx anzuhören, der ihnen den Pater Bergamaschi vorgestellt habe, welcher dank einer Reihe von günstigen Umständen zum persönlichen Berater von Louis Napoleon avanciert sei.
Alsdann habe Pater Bergamaschi über die Unterwerfung unter die Befehle des Ordens berichtet, die Louis Napoleon Bonaparte gerade zu bezeugen im Begriff sei.
»Wir müssen die Schläue loben«, habe er gesagt, »mit der Bonaparte die Revolutionäre getäuscht hat, indem er vorgab, ihre Doktrinen zu übernehmen, um stattdessen ihre Pläne an uns zu verraten, die Geschicklichkeit, mit der er gegen Louis-Philippe konspiriert hat, um den Fall jenes gottlosen Regimes zu begünstigen, und die Treue, mit der er unsere Ratschläge befolgt hat, als er sich 1848 den Wählern als ehrlicher Republikaner präsentierte, so dass er zum Präsidenten der Französischen Republik gewählt werden konnte. Vergessen wir auch nicht seinen Beitrag zur Zerstörung der Römischen Republik Mazzinis und zur Wiederherstellung der weltlichen Macht des Heiligen Vaters.«
Was Bonaparte sich vorgenommen habe – so Bergamaschi weiter –, sei die definitive Vernichtung der Sozialisten, Revolutionäre, Philosophen, Atheisten und all jener infamen Rationalisten, die von Souveränität der Nation, freier Auslegung der Bibel, Religionsfreiheit sowie politischer und sozialer Freiheit reden, er wolle die Nationalversammlung auflösen, die Volksvertreter unter dem Vorwand der Konspiration verhaften lassen, den Belagerungszustand in Paris ausrufen, bewaffnete Barrikadenkämpfer standrechtlich erschießen lassen, die gefährlichsten Individuen auf die Teufelsinsel deportieren, die Presse- und die Versammlungsfreiheit abschaffen, die Armee in die Forts zurückbeordern und von dort die Hauptstadt bombardieren, sie in Brand schießen, keinen Stein auf dem anderen lassen, um so die römisch-katholisch-apostolische Kirche auf den Ruinen des modernen Babylon triumphieren zu lassen. Danach wolle er das Volk zur Abstimmung aufrufen, um seine Präsidentschaft um zehn Jahre zu verlängern und anschließend die Republik in ein neues Kaiserreich zu verwandeln – denn die allgemeine Volksabstimmung sei das einzige Heilmittel gegen die Demokratie, da sie auch das Landvolk miteinbeziehe, das noch treu auf die Stimme seiner Pfarrer höre.
Am interessantesten war, was Bergamaschi am Ende sagte, nämlich zur Politik gegenüber Piemont. Hier ließ ich den Pater jene Zukunftspläne der Jesuiten vortragen, die sich inzwischen voll verwirklicht hatten.
»Dieser Weichling Vittorio Emanuele träumt von einem Königreich Italien, sein Premierminister Cavour schürt das Verlangen danach, und beide planen nicht nur, Österreich von der Apenninenhalbinsel zu vertreiben, sondern auch die weltliche Macht des Heiligen Vaters zu zerstören. Sie werden sich Unterstützung in Frankreich suchen, für das es leicht sein wird, sie in einen Krieg gegen Russland hineinzuziehen, indem es ihnen Beistand gegen Österreich verspricht, aber dafür Savoyen und Nizza verlangt. Dann wird der Kaiser so tun, als ob er sich für die
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