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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Parma ihre Souveräne verjagten, dass die sogenannten Päpstlichen Legationen der Emilia und Romagna sich der Kontrolle des Papstes entzogen, dass alle den Anschluss ans Königreich Piemont-Sardinien verlangten, dass es im April 1860 in Palermo zu Aufständen kam, dass Mazzini den Anführern der Revolte schrieb, Garibaldi werde ihnen zu Hilfe eilen, dass Garibaldi auf der Suche nach Männern, Geld und Waffen für seine Expedition war und dass die bourbonische Marine bereits vor Sizilien kreuzte, um jede feindliche Invasion zu blockieren.
    »Aber wissen Sie, dass Cavour einen Mann seines Vertrauens benutzt, den Sizilianer La Farina, um Garibaldi unter Kontrolle zu halten?«
    »Aber was reden Sie da? Der Premierminister hat eine Subskription für den Kauf von zwölftausend Gewehren gebilligt, extra für die Garibaldiner!«
    »Jedenfalls ist die Verteilung dann blockiert worden, und von wem? Von den königlichen Carabinieri!«
    »Also hören Sie mal, hören Sie! Cavour hat die Verteilung erleichtert, von wegen blockiert!«
    »Ja schon, nur waren es nicht die schönen Enfield-Gewehre, die Garibaldi sich erhofft hatte, sondern völlig veraltete Schießprügel, mit denen der Held bestenfalls auf Lerchenjagd gehen kann.«
    »Ich weiß von Leuten aus dem Palast, fragen Sie nicht nach Namen, dass La Farina Garibaldi achttausend Lire und tausend Gewehre gegeben hat.«
    »Ja, aber es sollten dreitausend sein, zweitausend hat der Gouverneur von Genua behalten.«
    »Wieso Genua?«
    »Na, Sie werden ja wohl nicht erwarten, dass Garibaldi auf einem Maultier nach Sizilien reitet. Er hat einen Vertrag über den Kauf von zwei Schiffen unterschrieben, die in Genua oder da in der Nähe ablegen sollen. Und wissen Sie, wer für den Kredit gebürgt hat? Die Freimaurer, genauer gesagt eine Loge aus Genua.«
    »Ach was, Loge! Die Freimaurer sind eine Erfindung der Jesuiten!«
     
     
     
    »Schweigen Sie! Sie sind doch selber einer, und jeder weiß es!«
    »Ah ja?… Glissons . Ich weiß jedenfalls aus sicherer Quelle, wer bei der Vertragsunterzeichnung anwesend war, nämlich« – hier dämpfte sich die Stimme des Sprechers zu einem Raunen – »der Advokat Riccardi und General Negri di Saint Front…«
    »Und wer sind diese Herrschaften?«
    »Das wissen Sie nicht?« Die Stimme dämpfte sich zu einem kaum hörbaren Flüstern. »Das sind die Chefs des Büros für Besondere Angelegenheiten, genauer gesagt des Büros für Hohe Politische Überwachung, mit anderen Worten der Nachrichtendienst des Ministerpräsidenten… Die sind eine Macht , sage ich Ihnen, die haben mehr Einfluss als der Erste Minister des Königs… Das sind sie – von wegen Freimaurer!«
    »Meinen Sie? Man kann zum Geheimdienst gehören und trotzdem Freimaurer sein, das hilft sogar.«
     
    Am 5. Mai 1860 brach Garibaldi mit tausend Freiwilligen übers Meer nach Sizilien auf. Piemontesen waren nicht mehr als zehn dabei, aber auch Ausländer, und scharenweise Anwälte, Ärzte, Apotheker, Ingenieure und Grundbesitzer. Wenige aus dem einfachen Volk.
    Am 11. Mai legten die Schiffe in Marsala an. Und wohin schaute derweil die bourbonische Marine? Es schien, als hätte sie sich von zwei britischen Kanonenbooten einschüchtern lassen, die im Hafen lagen, offiziell um die Güter ihrer Landsleute zu beschützen, die in Marsala einen florierenden Handel mit Qualitätswein betrieben. Oder waren es etwa die Engländer, die Garibaldi halfen?
    Kurz und gut, nach wenigen Tagen besiegten Garibaldis Tausend (wie man sie jetzt allgemein nannte) die Bourbonen bei Calatafimi. Sie bekamen Zuwachs durch lokale Freiwillige, Garibaldi proklamierte sich zum Diktator Siziliens im Namen von König Vittorio Emanuele II., und Ende Mai war Palermo erobert.
    Und Frankreich, was sagte Frankreich dazu? Frankreich schien vorsichtig zu beobachten, aber ein Franzose, der noch berühmter als Garibaldi war, Alexandre Dumas, der große Romancier, kam mit seinem privaten Schiff Emma herbeigeeilt, um sich den Befreiern anzuschließen, auch er mit Waffen und Geld.
    In Neapel saß derweil der arme König beider Sizilien, Francesco II., der schon fürchtete, dass die Garibaldiner an vielen Orten gesiegt hätten, da ihn seine Generäle verraten hatten, weshalb er sich beeilte, eine Amnestie für politische Häftlinge zu erlassen und die Verfassung von 1848, die er abgeschafft hatte, erneut zu versprechen. Aber es war zu spät, die Volksaufstände reiften inzwischen auch in seiner Hauptstadt heran.
     
    Und genau in

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